Fox sieht optimistisch in die Blu-ray-Zukunft

Auf einer hausinternen Veranstaltung stand ein US-Vertreter des Hollywoodstudios Rede und Antwort zu Themen wie AACS-Hack, Interaktivitätsformate und dem Kampf gegen die HD DVD.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Jurran

20th Century Fox Home Entertainment Deutschland lud zum Blu-ray-Gespräch – und zahlreiche Vertreter der deutschen Presse eilten nach Frankfurt. Während die Vorführungen (wie Bildervergleiche zwischen DVD und Blu-ray Disc) für die fachkundigen Besucher kaum Überraschungen boten, war das Gespräch mit dem extra aus Los Angeles angereisten Executive Vice President Global Research and Technology Strategy Danny Kaye umso aufschlussreicher.

Kaye erklärte zu Beginn nicht nur Sonys Playstation 3 zur treibenden Kraft hinter dem HD-Disc-Format, sondern teilte zugleich mit, dass das Studio nicht viel Zeit auf den so genannten Formatkrieg um die DVD-Nachfolge verschwende. Zu klar sei mittlerweile die Dominanz gegenüber der HD DVD. Dieses habe zwar zu Beginn fraglos einen Vorsprung herausarbeiten können, mittlerweile sei die Blu-ray Disc aber am Konkurrenzformat vorbeigezogen – zunächst im Hardware-Bereich, mittlerweile auch bei der Software. Von den 20 DVD-Toptiteln des vergangenen Jahres seien laut Kaye 16 nur auf Blu-ray Disc zu bekommen, drei Filme für beide HD-Disc-Formate, aber nur ein einziger Titel exklusiv auf HD DVD erhältlich. "Wer an Filme in HD denkt, denkt an Blu-ray", lautet Kayes Resümee.

Und die Entwicklung hält er nicht mehr für umkehrbar – nicht zuletzt durch Microsofts Entscheidung, seine Spielkonsole Xbox 360 nicht ab Werk mit einem HD-DVD-Laufwerk auszustatten. Zwar verkaufe sich das mittlerweile erhältliche externe HD-DVD-Laufwerk recht gut, aber eben auch nicht so gut, dass es für das HD-DVD-Lager reichen könnte: Von 20 Käufern der Konsole aus Redmond erwirbt lauf Kaye derzeit nur einer auch das Laufwerk. Jede Playstation 3 sei indes auch ein Blu-ray-Player. Natürlich sei auch ihm klar, betonte Kaye, dass die PS3 von den meisten Anwendern nur als Spielkonsole gekauft werde. Doch viele Kunden würden zu Videofans, wenn sie einmal einen Blu-ray-Film auf ihrer Konsole abgespielt hätten. Fox könne sich daher auch Blu-ray-Promoaktionen zum deutschen Verkaufsstart der Playstation 3 im März gut vorstellen. In den USA hatte Sony Computer Entertainment seinen Konsolen zum Start den Film "Talladega Nights" des Schwesterunternehmens Sony Pictures Home Entertainment auf Blu-ray Disc beigelegt.

Im Unterschied zu Sony will Fox den Regionalcode der Blu-ray Disc zum Europastart der PS3 aber nicht lockern. Denkbar wäre laut Kaye für Fox jedoch, bestimmte Kalalogtitel oder (nach einiger Zeit) Neuauflagen ohne Regionalcode zu veröffentlichen. Generell halte das Studio aber auch bei der Blu-ray Disc am Regionalcode fest – vor allem, um Distributionswege zu sichern.

Zum Thema Videokodierung erklärte Kaye, dass man jeden Film testweise zunächst mit allen drei Codecs (MPEG-2, MPEG-4/AVC alias H.264 und VC-1) mit verschiedenen Bitraten kodiere und sich erst dann für ein Kompressionsverfahren entscheide. Bei einigen Filmen, von denen kein optimales Quellmaterial vorlag, habe man nach der kompletten Kodierung in MPEG-2 von einer Veröffentlichung abgesehen. Titel wollte Kaye nicht nennen, da das Studio befürchten müsse, dass diese bei einer späteren Veröffentlichung auf Blu-ray Disc einer Vorverurteilung ausgesetzt seien. Tatsächliche habe man bei einem erneuten Kodierdurchgang mit einem effizienteren Codec bei einer hohen Bitrate auch hier ein optimales Ergebnis erzielen können.

Fox setzt derzeit MPEG-2 und H.264 ein, hat aber bislang noch keinen VC-1-kodierten Film angekündigt. Auf Nachfrage von heise online erklärte Kaye, dass er dies für die Zukunft nicht ausschließe, Fox sich aber bislang auf Grundlage der angesprochenen Tests stets gegen den Codec aus dem Hause Microsoft entschieden habe. Der Darstellung der Redmonder, dass sich die Qualität von VC-1 seit dem Start der HD DVD um 30 Prozent verbessert habe, wollte Kaye nicht widersprechen. Allerdings ließe sich eben auch bei H.264 eine Weiterentwicklung erkennen; auf Dauer sei es wahrscheinlich, dass Fox nur noch H.264 verwende.

Fox will laut Kaye bis Ende des Jahres rund 80 Titel veröffentlichen, darunter auch die Titel "Im Fadenkreuz", "Speed" und "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen", die das Interaktivitätsformat BD-J auf Java-Basis einsetzen. Eher in die Kategorie "Nette Idee" fällt dabei aber der beim letzten Titel gebotene Shooter mit hinterlegter Filmszene, die allerdings unbeeindruckt von den Aktionen des Spielers weiterläuft. Noch in diesem Jahr will Fox zudem aber auch die ersten Titel mit BD-Live-Funktion bringen, die die Online-Fähigkeiten von Blu-ray-Playern nutzen. So zeigt Kaye, wie bei einer Blu-ray-Fassung von "X-Men – The Last Stand" sich zwei Anwender über ihre Blu-ray-Player in einem Multiple-Choice-Quiz messen können. Dem Gewinner winkt der Zugriff auf Bonusmaterial, dass ihm via Internet auf seinen Blu-ray Player gestreamt wird.

Auf Nachfrage von heise online bestätigte Kaye in diesem Zusammenhang aber auch noch einmal die Angaben aus dem aktuellen c't-Artikel zu den Interaktivitätsformaten. Demnach müssen gewöhnliche Blu-ray-Player nach dem Standard nicht zwei Videoströme parallel dekodieren können, weshalb sie auch keine einblendbaren Videokommentare kennen, die bei einigen HD DVDs von Universal und Warner zu finden sind. Pflicht ist diese Fähigkeit lediglich bei BD-Live-fähigen Playern; momentan ist dies lediglich die Playstation 3.

Kaye ist jedoch überzeugt, dass sich die Situation noch in diesem Jahr grundlegend ändern wird – mit der Veröffentlichung von Standalone-Playern mit BD-Live-Funktion und offenbar auch dank einer Änderung des Blu-ray Standards für Player ohne Internetzugang. Auf die Nachfrage von heise online, ob Early Adopter mit aktuellen Standalone-Playern über die eingeschränkten Interaktivitätsfähigkeiten ihrer Geräte nicht enttäuscht sein werden, antwortete Kaye, dass es dieser Gruppe vorrangig um beste Bild- und Tonqualität gegangen sei – und sie diese ja auch mit ihren Modellen bereits geboten bekämen. Zudem handele es sich um eine Gruppe, bei der es nicht bei einem Player bliebe: "Sie haben dann einen zum Angucken von Filmen und vielleicht einen zweiten für andere Aufgaben", meinte Kaye.

Zum Abschluss gab der Fox-Vizepräsident noch eine Einschätzung zum AACS-Hack ab: So betonte er noch einmal ausdrücklich, dass man nun froh sei, sich für das HD-Disc-Format mit zusätzlichen Sicherungsebenen entschieden habe. Es sei der ausdrückliche Wunsch des Studios, bei zukünftigen Titeln BD+ und ROM-Mark einzusetzen. (nij)