Fukushima: Wenig Hoffnung auf schnelle Lösung

Die Aufräumarbeiten an den Ruinen von Fukushima Daiichi kommen kaum voran – ein Menetekel für die ganze Atomindustrie?

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Von
  • Jamie Condliffe

Sechs Jahre ist die japanische Nuklearkatastrophe, ausgelöst von einem Erdbeben mit anschließendem Tsunami, mittlerweile her. Doch die Dekontaminierungs- und Sicherungsmaßnahmen im Kraftwerk Fukushima Daiichi sind noch lange nicht beendet. Im Gegenteil: Experten zufolge sind die Chancen, dass eine Verbesserung der Situation in der Anlage eintritt, ähnlich gering, wie eine große Renaissance der Nuklearindustrie an sich.

Als Erdbeben und Tsunami das Atomkraftwerk am 11. März 2011 in die mehrfache Kernschmelze führten, wurden Tausende von Menschen vor Ort evakuiert – und Tote durch den radioaktiven Fallout soll es, so zumindest die Behörden, unglaublicherweise nicht gegeben haben. Allerdings werden die Aufräumarbeiten zu einer Mammutaufgabe, die noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird.

Auch sechs Jahre nach der Katastrophe laufen sie nicht reibungslos. Es sieht alles danach aus, dass die Aufgabenstellung deutlich härter wird, als anfänglich angenommen. So erreichte in diesem Jahr die radioaktive Strahlung in einem der Sicherheitsbehälter der Kraftwerksreaktoren den höchsten Wert seit 2011. Praktisch gesehen heißt das: Unter diesen Bedingungen wäre ein Mensch in weniger als einer Minute tot.

Es gab die Hoffnung, dass eine Reihe speziell für solche Vorfälle entwickelter Roboter helfen könnten, die Problemstellungen zu erfassen und – zumindest teilweise – zu beheben. Doch mittlerweile sind bereits mindestens zwei der teuren Geräte verloren gegangen – die radioaktiven Bedingungen in den Reaktoren, die sie untersuchen sollten, waren zu harsch.

Inzwischen wird geschätzt, dass die Aufräumarbeiten bis zu 189 Milliarden Dollar kosten könnten – eine Zahl, die sich in den letzten drei Jahren verdoppelt hat. Bis zu 40 Jahre lang könnten sie dauern.

Zwar dürfen Ende März Menschen, die ihre Häuser vor sechs Jahren verlassen mussten, schrittweise in bestimmte Regionen um das Kraftwerk herum zurückziehen – die japanische Regierung hat einige Orte dekontaminiert und freigegeben. Doch die Betroffenen fürchten die Strahlung weiterhin und ziehen wohl zum Teil auch nur deshalb zurück, weil sie sonst staatliche Mittel verlieren würden, um ihre Existenzen wieder aufzubauen. Dir Rückkehrer erwartet eine Landschaft, in der unter anderem große Wildschweinherden die Gebietsherrschaft vom Menschen übernommen haben.

Das Bild bleibt also mehr als trostlos. Vorfälle wie in Fukushima Daiichi und zuvor in Tschernobyl zeigen die Sicherheitsgefahren der Atomtechnik. Der wiederum scheint es nicht zu gelingen, wieder auf die Füße zu kommen – in Japan nicht und auch in anderen Weltregionen nicht. Die (relativ) saubere Energie scheint nicht (mehr) zu verfangen.

So brach etwa das Atomgeschäft des japanischen Multis Toshiba kürzlich zusammen, was auch Auswirkungen auf den einzigen neuen Reaktor haben dürfte, der derzeit in den USA gebaut wird. Experten glauben, dass die Toshiba-Krise auch andere Firmen der Nuklearindustrie trifft, selbst wenn es nicht so schlimm kommen wird wie vor sechs Jahren. (bsc)