Geräte mit Power-over-Ethernet über das Netzwerk mit Strom versorgen

Fehlt in der Nähe von Kleingeräten eine Steckdose, helfen Power-over-Ethernet-Wandler: Sie stellen Spannung über die Netzwerkleitung bereit – auch für Geräte ohne integrierte PoE-Technik.

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Mit Power-over-Ethernet-Wandlern allerhand Geräte mit Strom versorgen
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Das Netzteilkabel der Supermarkt-IP-Kamera oder des LED-Streifens ist mit 1,80 Meter viel zu kurz für eine Deckenmontage? In der Nähe der Telefonbuchse fehlt eine Steckdose für den Router? Das alte Tablet kann nicht als Smart-Home-Display dienen, weil das verlängerte Micro-USB-Kabel nicht genug Strom liefert? Eine 230-Volt-Verlängerung mit Netzteil soll aber auch nicht irgendwo herabhängen?

Hier können externe Wandler, genannt Splitter, für Power-over-Ethernet (PoE, IEEE 802.3at/af) als Retter in der Not einspringen: PoE arbeitet mit einer Spannung von 48 Volt, die ein Injektor auf das Netzwerkkabel bringt. So entsteht weniger Verlust über größere Kabellängen beziehungsweise kleinere Leiterquerschnitte als mit bei Kleingeräten üblichen 5 oder 12 Volt. Erst der Splitter am Ende des Kabels wandelt die PoE-Spannung wieder auf die Gerätespannung herunter und stellt den passenden Stecker sowie das Netzwerksignal bereit. Wobei letzteres nicht Pflicht ist, um sich PoE zunutze zu machen.

IP-Kameras und Router benötigen meist 12 Volt und 5 bis 20 Watt Leistung, die in der Regel ein Steckernetzteil mit Hohlstecker liefert. Auch bei LED-Streifen sind 12 Volt und Hohlstecker etabliert; die benötigte Leistung hängt von der Länge ab und wird von den Herstellern meist in Watt pro Meter angegeben. 12-V-20-W-PoE-Wandler mit entsprechendem Stecker gibt es beispielsweise von Digitus oder als markenlose Variante aus Fernost.

Doch Vorsicht: Zwar sind Stecker mit 5,5 Millimeter Außendurchmesser und 2,5 beziehungsweise 2,1 Millimeter Innendurchmesser üblich, eine entsprechende Spezifikation existiert jedoch nicht. So kommt es vor, dass trotz stimmender Maße Stecker, Buchsen oder Stifte unterschiedliche Längen haben und nicht hundertprozentig passen, wodurch Übergangswiderstände und dementsprechend Verluste entstehen. Ist die Buchse nicht klar zu identifizieren und löten keine Option, kann man direkt zu einem Splitter mit Steckersortiment greifen.

Wer jedoch einen Lötkolben zur Verfügung hat, kann beispielsweise das mitgelieferte Kabel durchtrennen und mit einem passenden Stecker versehen. Beim bereits mit einem Stecker bestückten NoName-Wandler ist das auch nicht schwieriger: Kräftiger Druck auf die Seiten löst die Ultraschallverschweißung. Dann kann man ein kurzes Kabelstück mit Stecker direkt anlöten und den gegebenenfalls unnötigen Netzwerkstecker entfernen.

Passive Splitter – meist nur bestehend aus einer gummiummantelten RJ45-Buchse mit zwei abgehenden Kabeln – sollte man meiden. Sie verlegen das Problem des Abfalls kleinerer Spannungen mangels Wandlertechnik nur auf die Netzwerkleitung.

Aufgrund standardisierter Anschlüsse hat man es bei USB deutlich leichter: Solange das eingesetzte Gerät nicht mehr als 10 Watt Leistung bei 5 Volt einfordert, können günstige Wandler mit USB-Ausgang (entweder von PoE World oder No-Name) die Versorgung übernehmen. Sie kosten typischerweise 5 bis 20 Euro.

Wenn nötig, gibt es für stolze 68 Euro mehr Leistung per USB-C: GAT-USB bietet einen 802.3at-Wandler, der USB-C mit Power Delivery unterstützt und somit 5, 9, 12, 15 oder 20 Volt mit bis zu 20 Watt Leistung liefert. So versorgt man auch größere Tablets oder kleine Laptops.

Für Anwendungen wie den Raspi-Fernempfänger, das Tablet-Smart-Home-Display oder die Smartphone-Überwachungskamera reichen jedoch die kleinen Adapter, da insbesondere ältere Geräte selten mehr als 10 Watt einfordern.


Dieser Artikel stammt aus c't 3/2020.
(amo)