Gestensteuerung für Smartwatches

So klein und modern sie sein mögen – bei der Arbeit mit intelligenten Uhren sind zumeist beide Hände gebunden. Ein Team der Carnegie Mellon University hat sich eine alternative Methode zur Bedienung ausgedacht.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Signe Brewster
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Smartwatches sind nicht gerade Effizienzwunder – man muss sie mit der einen Hand bedienen, während sie an der anderen getragen werden. Ein Team von Forschern an der Carnegie Mellon University hat sich deshalb eine Methode ausgedacht, bei der die Uhr mit derselben Hand bedient wird, an der man sie auch trägt.

Das Team nutzt die in intelligenten Uhren bereits vorhandenen Sensoren wie Gyroskope und Beschleunigungsmesser. Mit Hilfe von Maschinenlernen brachte es einer normalen Smartwatch des Typs Samsung Galaxy Gear dann bei, fünf verschiedene Gesten zu erkennen, die mit der Uhr am Handgelenk ausgeführt werden – eher feine wie Größerziehen und Tippen ebenso wie gröbere wie Reiben, Drücken und Winken.

"Wir wollten Gesten, die nicht merkwürdig wirken, wenn die Leute sie mit ihren Smartwatches ausführen", sagt Julian Andres Ramos Rojas, Doktorand am Human-Computer Interaction Institute der Carnegie Mellon University.

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Um die Genauigkeit seines Systems zu testen, machte das Team Tests mit zehn Freiwilligen. Insgesamt lag die Trefferquote bei 87 Prozent. Eine fertige kommerzielle Version würde nach Schätzung von Rojas 95 Prozent der Gesten richtig erkennen.

Moderne Smartwatches sind ein relativ neues Produkt, und ihre Hersteller experimentieren noch mit unterschiedlichen Eingabemethoden. Bislang werden häufig dicke Knöpfe genutzt, oder man muss viel mit dem Finger tippen oder scrollen.

Dass derzeit meist beide Hände gebraucht werden, um mit einer Smartwatch zu arbeiten, erscheint nicht sehr sinnvoll. Ein Nutzer mit schmutzigen Händen zum Beispiel würde den Bildschirm vielleicht nicht berühren wollen, nur um andere Musik laufen zu lassen. Eine Gestenerkennung könnte die Funktionalität von Smartwatches also drastisch verbessern und so ihren bislang eher schleppenden Verkauf ankurbeln.

"Es gibt Gelegenheiten, bei denen Tempo, Feinheit, Interaktion ohne Hände oder einfach Spaß nach einer Gestenerkennung rufen", sagt Stephen Lake, CEO von Thalmic Labs, eines Hersteller von Armbändern für Gestensteuerung. "Wenn es damit möglich ist, tiefer in eine Erfahrung abzutauchen oder Abkürzungen zu nehmen, hat Gestensteuerung Vorteile."

Die Hersteller von Smartwatches befinden sich bei der Einführung von Gestensteuerung noch in einem frühen Stadium. Google hat im vergangenen Jahr einige Gesten für Android-Uhren eingeführt – zur Interaktion können Nutzer schnipsen, schütteln oder das Handgelenk heben. Der Ansatz des Carnegie-Teams unterscheidet sich davon insofern, als die Uhr auch relativ unauffällige Fingerbewegungen erkennt.

Vorteile für ihr System sehen die Forscher vor allem im Gesundheitsbereich, wo es von Patienten mit motorischen Nervenkrankheiten genutzt werden könne. Außerdem soll sich das Prinzip nicht nur für Smartwatches eignen – auch Telefone, Laptops und Headsets für virtuelle oder erweiterte Realität könnten auf diese Weise bedient werden.

Laut Rojas gehen manche Forscher bereits über Smartwatch-Gesten zur Bedienung von Geräten hinaus. Ein anderes Team an seiner Universität etwa arbeitet daran, die Haut zu einem Touchpad zu machen. Doch derartige Science-Fiction-Lösungen dürften noch etwas auf sich warten lassen. "Ich glaube nicht, dass es letztlich nur einen Interaktionsmodus geben wird", sagt Rojas. "Stattdessen werden wir eine sehr interessante Kombination von Techniken bekommen."

(sma)