Helfen Sport und gute Ernährung wirklich gegen Demenz?

Es gilt als Binsenweisheit: Ordentliches Essen und ausreichend Bewegung sind gut fürs alternde Gehirn. Nun soll eine große Untersuchung dies endgültig belegen.

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(Bild: Marisa Howenstine / Unsplash)

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Wenn der Mensch älter wird, nimmt normalerweise auch seine Gehirnleistung ab. Die Durchblutung verschlechtert sich, es kommt zu Veränderungen im Hirngewebe, Nervenverbindungen werden abgebaut oder nicht erneuert.

Doch eine konkrete Strategie, wie man all diese negativen Effekte des Alterns vermeiden oder zumindest reduzieren könnte – und gleichzeitig den Gefahren der gefürchteten Demenzerkrankungen aus dem Weg gehen kann – gibt es nicht. Es gibt ärztliche Empfehlungen, doch diese basieren oftmals auf Stichproben oder kleinen Probandengruppen. Besonders die Verfolgung einer statistisch ausreichend großen Bevölkerungsgruppe erweist sich – insbesondere im Hinblick auf solch scheinbar triviale Faktoren wie Ernährung und Sport – als erstaunlich schwer und vor allem teuer.

Eine Forschergruppe in Australien arbeitet seit drei Jahren daran, die Hürde zu überspringen. Das Team an der University of New South Wales in Sydney hat für sein Projekt mit dem griffigen Namen "Maintain Your Brain" ("Erhalte Dein Gehirn") über 6000 Personen mittleren bis höheren Alters verpflichtet. Die Studie kommt vollständige ohne pharmakologische Methoden aus, allein der persönliche Lebensstil soll als entscheidender Untersuchungsfaktor gelten.

Zuletzt hatte eine Kommission des Journals Lancet, die nach Antworten im Kampf gegen die Demenz sucht, prognostiziert, dass durch den Patienten bestimmbare Faktoren rund 40 Prozent des Risikos einer Erkrankung ausmachen. Doch das war nur eine Schätzung. Erst eine rigorose Untersuchung, was etwa zu wenig Bewegung oder schlechte Ernährung im Gehirn verursachen, soll dies tatsächlich belegen. Das passt zu einem allgemeinen Trend, im Kampf gegen verschiedene Alterserkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson auf Präventivmaßnahmen zu setzen – in Ergänzung zu medikamentöser Behandlung.

Kaarin Anstey, Psychologin und eine der Studienleiterinnen, sieht einen großen Hoffnungsschimmer für "Untersuchungen über viele Domänen", wie sie gegenüber dem Magazin "Science" sagte. Das Protokoll der Studie konzentriert sich auf vier Faktoren: Bewegung, Ernährung, geistige Gesundheit und Gehirntraining. Um die Datenerfassung zu erleichtern, setzt das Projekt auf Internet-basierte Fragebögen – es ist das größte seiner Art, das jemals durchgeführt wurde.

Den Forschern kommen zudem persönliche Erfassungssysteme zugute. Anstey nutzt im Rahmen einer weiteren Pilotuntersuchung iPhone und Apple Watch, um 140 Erwachsenen zwischen 18 und 85 über acht Wochen zu folgen. So sollen Fragebögen mit tatsächlichen Sensordaaten verknüpft werden. iPhone-Hersteller Apple selbst hat mit der Technik bereits große Herzuntersuchungen angeschoben.

(bsc)