Imkern Remote: Wie Sensoren die Bienen erfassen

Imker überwachen Bienen mit Sensoren aus der Ferne. Was aussieht wie die neueste Variante von Massentierhaltung, soll der Biodiversität helfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen

Um den Zustand der Bienen auch aus der Ferne überwachen zu können, hat 3Bee eine Reihe von Sensoren entwickelt, die in und auf den Bienenstöcken angebracht werden.

(Bild: 3Bee)

Lesezeit: 3 Min.

Das Sammelgebiet eines einzelnen Bienenvolkes kann sich über 50 Quadratkilometer erstrecken. Da ein Imker in der Regel mehrere Völker betreut, besucht er seine Bienenvölker in der Regel nur sporadisch. Doch mittlerweile versprechen diverse Unternehmen technische Abhilfe, berichtet MIT Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 5/2023 (jetzt im Handel). Sie bieten vernetzte Sensoren an, die Imker alarmieren, wenn ein Bienenvolk in Schwierigkeiten gerät – oder gar, wie das israelische Unternehmen Beewise, einen robotischen Bienenstock.

Das mag den Ertrag von Imkern sichern, doch für die Ökologie seien Honigbienen eher Teil des Problems als Teil der Lösung, klagen Biologen und Naturschützer schon seit längerem. Einige Forscher sprechen sich daher dafür aus, den Zugang für Honigbienen zu Gebieten zu begrenzen, in denen Wildbienen bedroht sind. Andere wollen heimische Lebensräume erhalten, um alle Bienen – bewirtschaftete und wilde – zu unterstützen.

Eine Idee, die auch das italienische Start-up 3Bee verfolgt. Denn während sich viele Unternehmen in diesem Bereich hauptsächlich auf den Honig-Output konzentrieren, sieht 3Bee seine Mission in der Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität. "Das Hauptproblem der Bienen ist der Verlust ihres Habitats, deswegen ist es wichtig, die biologische Vielfalt zu erhöhen", sagt Niccolò Calandri, Mitbegründer von 3Bee. In Zusammenarbeit mit der europäischen Raumfahrtagentur ESA hat das Unternehmen deshalb einen Algorithmus entwickelt, der aus Satellitenbildern einen "Biodiversitäts-Index" errechnet. So können sie – gemeinsam mit Biodiversitätsbauern – gezielt Regenerationsprojekte einleiten.

MIT Technology Review 5/2023

Der Biodiversitäts-Index dient dem Unternehmen – über einen weiteren Sensor – gleichzeitig als zweites geschäftliches Standbein: "Spectrum ist ein Schallsensor. Wir platzieren diesen Sensor im Wald, zum Beispiel auf einem Baum, und hören auf jedes Summen, das sich in einem Abstand von weniger als zwei Metern vor ihm ereignet. Wir zählen also die Anzahl der Bestäuber, die sich in der Nähe unserer Sensoren aufhalten", erklärt Calandri. Die Daten aus dem Spectrum-Scan und den Satellitenbildern sollen Unternehmen in Zukunft verwenden können, um ihre Nachhaltigkeitsbilanz aufzubessern.

"Der Kohlenstoffmarkt war vor den Kyoto-Protokollen, also vor 20 Jahren, gleich null", sagt Calandri. "Jetzt ist er der größte Markt der Welt. Der Markt für biologische Vielfalt ist noch nicht reguliert, aber ich denke, dass das einer der finanzstärksten Bereiche für die EU sein wird." Falls das so wäre, würde 3Bee zu den Vorreitern der Branche gehören.

(wst)