In Corona-Zeiten: Hologramme statt Konzerte

Ein Start-up will bekannte Künstler virtuell in die Wohnungen ihrer Fans holen.

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(Bild: Blank XR)

Lesezeit: 3 Min.
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Kaum eine Branche hat es durch die COVID-19-Krise so schwer wie der Kultursektor vor Publikum. Praktisch ununterbrochen seit dem ersten Lockdown vor einem Jahr sind Konzerte, Lesungen, Theateraufführungen oder Comedy-Veranstaltungen nicht mehr durchführbar, weil sie staatlich verboten wurden – oder nur unter derart massiven Auflagen erlaubt sind, dass sie sich praktisch gesehen finanziell wie logistisch nicht mehr lohnen.

Wenn man weiß, dass insbesondere die Musikbranche in den vergangenen Jahren damit begonnen hat, zunehmend vom Tourgeschäft zu leben, weil der Verkauf von Singles und Alben im Streamingzeitalter immer schwieriger wird, lässt sich erahnen, wie verzweifelt die Situation bei vielen Künstlerinnen und Künstlern ist. Zwar verlegen sich immer mehr von ihnen darauf, im Netz aufzutreten und versuchen, mit Werbung oder Spendendiensten wie Patreon neue Einnahmequellen zu erschließen. An die Erlöse von Auftritten kommt das aber bei weitem nicht heran.

Das Start-up Blank XR aus Großbritannien plant nun, Musiker und andere Auftretende wieder näher an ihre Fans und Rezipienten zu holen, ohne dass die Gefahr besteht, sich in gut gefüllten Hallen mit dem Coronavirus zu infizieren. Die Lösung soll ein neuartiges holografisches Erfassungssystem sein, dass auch auf dem Sofa ein realitätsnahes "Live"-Erlebnis verspricht.

Wiedergabegeräte sind dabei normale Smartphones, die schon seit längerem die Darstellung von Augmented-Reality-Bildern erlauben – etwa aktuelle iPhones oder Android-Geräte. Apple hatte zuletzt beim iPhone 12 Pro und 12 Pro Max zudem LIDAR-Sensoren verbaut, die eine verbesserte Platzierung digitaler Objekte im Raum ermöglichen. Nutzer schauen per Smartphone auf die erweiterte Realität.

Die Blank-XR-Software nennt sich Immortal XR. Sie soll noch in diesem Jahr erscheinen. Zur Aufzeichnung eines Künstlers nutzt die Firma eine 360-Grad-Kamera, die eine Person aus allen Blickwinkeln erfasst. Neben kompletten Konzerten soll es auch eine interaktive Komponente geben.

Dazu werden Audioclips, Tweets und Social-Media-Beiträge erfasst. Eine Demo-Anwendung nutzt die Stimme der britischen Künstlerin Grimes, die mittels maschinellem Lernen so erfasst wurde, dass sie realitätsnah beliebige Sätze sprechen kann. So könnte ein Künstler ein AR-Avatar auf die Piste beziehungsweise zu den Fans schicken.

Was der Spaß für die Nutzer kosten wird, ist noch unklar – und auch, ob sie genügend Freude daran haben werden, ihr Smartphone im Raum herumzuführen. Mit einer AR-Brille ist Augmented Reality nämlich viel bequemer.

(bsc)