Insekten für die Welternährung

Französische Forscher wollen die Würmer des Mehlkäfers zur Proteinquelle machen.

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Von
  • Elena Zafra

Französische Forscher wollen die Würmer des Mehlkäfers zur Proteinquelle machen.

Antoine Hubert weiß, dass seine Idee erst einmal wenig appetitlich klingt: Er will Insekten auf den Speiseplan bringen. Deshalb schiebt der 32-jährige Landwirtschaftsingenieur an der Hochschule AgroCampus Ouest im französischen Rennes schnell hinterher: nicht für den Menschen, sondern für seine Nutztiere.

Seit Jahren mahnt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) eine nachhaltigere Produktion von tierischem Eiweiß an. Mit einer Weltbevölkerung von voraussichtlich acht Milliarden Menschen im Jahr 2025 ist die dringender geboten denn je. Die industrielle Fleischproduktion verursacht enorme Schäden. Von der Überfischung der Meere auf der Suche nach proteinreichem Mastfutter über die Ammoniakbelastung der Böden bis zu den Methanemissionen der Rinderzucht.

Insekten wären eine Alternative. Sie verwandeln Biomasse wesentlich effektiver in tierisches Eiweiß als jeder andere Organismus. Doch die gute Idee hat einen Haken: Die meisten Menschen können sich – zumindest außerhalb Asiens oder einzelner Länder Lateinamerikas – nicht mit dem Gedanken anfreunden, Larven, Fliegen oder Heuschrecken zu essen.

Hubert entwickelt deshalb aus Insekten Produkte für die Viehzucht. Sein Unternehmen Ynsect hat mit vielen unterschiedlichen Insektenarten experimentiert. Letztendlich entschied sich Hubert für Tenebrio Molitor, den Wurm des Mehlkäfers.

Die Vorteile: Er ist leicht zu züchten, lebt in Gruppen und ist sehr nahrhaft. "Er ist nachtaktiv, fliegt nicht, hat einen hohen Protein- und Gelatinegehalt und wird in anderen Ländern bereits als Nahrungsmittel für Tiere, aber auch für Menschen gezüchtet", erklärt der Forscher.

Ynsect stellt aus den Würmern bisher vier Produkte her. Ein Proteinmehl, das zu Futtermittel für die Fisch- und Geflügelzucht sowie zu Trockenfutter für Haustiere verarbeitet wird. Ein Öl mit einem hohen Omega-6-Anteil, das ebenfalls in der Tierzucht Verwendung findet. Daneben fällt Gelatine für die Industrie an. Aus den an Stickstoff, Kalium und Phosphor reichen Exkrementen der Mehlwürmer lassen sich Düngemittel herstellen. Weitere Produkte dienen zur Produktion von Biokunststoffen – und Kosmetik. (bsc)