Japan will den digitalen Yen

Abgeordnete der führenden japanischen Partei wollen Pekinger Plänen für eine Blockchain-Währung etwas entgegensetzen.

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Mt. Gox

Erfahrungen mit digitalen Währungen hat man in Japan bereits – nicht immer positive. Hier der Firmensitz der skandalumwitterten Bitcoin-Börse Mt.Gox.

(Bild: dpa, Kimimasa Mayama)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Mike Orcutt

Einflussreiche Gesetzgeber der staatstragenden japanischen Partei LDP fürchten sich davor, dass China Nippon beim Start einer digitalen Währung überholen könnte. Sie haben deshalb damit begonnen, Vorbereitungen zu treffen, dass Japan eine eigene Antwort finden: Eine Art staatliche Blockchain.

Peking plant, soviel ist seit längerem bekannt, eine digitale Variante der Landeswährung Yuan. Deren Start stehe "kurz bevor", heißt es. Sollte alles nach Plan der Chinesen verlaufen, könnten damit beispielsweise Entwicklungsländer erobert werden, denen eine stabile Währung fehlt – und letztlich der US-Dollar als weltweite Leitwährung überholt werden.

Das will man in Japan nicht. "Wir leben in einer stabilen Welt, die durch den Dollar ausgeglichen wird", sagte Akira Amari, ein bekannter Abgeordneter der Liberaldemokratischen Partei, bei einem Treffen, in dem die Eckpunkte des digitalen Yen festgezurrt werden sollten. "Wie sollten wir darauf reagieren, wenn ein solches Fundament zusammenbricht und Chinas Schritt einen Wettstreit um die Währungsvormacht auslöst?"

Japan will nun selbst aktiv werden. Der digitale Yen soll vergleichsweise schnell etabliert werden, aktuell rechnet die Politik mit zwei bis drei Jahren. Kozo Yamamoto, ein weiterer führender LDP-Mann, leitet eine parteiinterne "Forschungsabteilung" für Finanz- und Banksysteme. Er glaubt, dass das das "je früher desto besser" geschehen müsse.

Es geht dabei um Kontrolle und Stabilität. China will zur ersten großen Wirtschaftskraft des Planeten werden, die über eine souveräne digitale Währung verfügt. Andere Zentralbanken engagieren sich in ähnlichen Projekten oder haben zumindest ein Interesse angemeldet. Entsprechend könnte nicht nur China den Dollar als Leitwährung angreifen, sondern auch andere Blockchain-Projekte.

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Daraus könnten sich Attacken auf das globale Finanzsystem ergeben – inklusive einer Destabilisierung von Ländern und Märkten, die derzeit vom Dollar abhängen. "Wenn jedes Land es schafft, die Geldflüsse mit seiner eigenen digitalen Währung zu kontrollieren, könnte dies große Ausschläge bei Krisen vermeiden helfen und die Wirtschaft stabilisieren", so Yamamoto gegenüber US-Medien.

Nippon will beim digitalen Yen nicht unilateral agieren. Die japanische Politik will die chinesische Digitalwährung zum Diskussionsthema auf dem nächsten Treffen der sieben größten Volkswirtschaften der Welt (G7) machen. Das trifft sich gut: Die Vereinigten Staaten von Amerika, Pekings mächtigster Widersacher, haben in diesem Jahr den Vorsitz. China selbst ist kein Teil der G7. "Japan sollte in einer engen Koordination mit den Vereinigten Staaten arbeiten", so Amari. Das heißt: Beim digitalen Yen geht nichts ohne den (analogen) Dollar.

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