30 Jahre "Jurassic Park" – großes Dinosaurier-Spektakel

Seite 2: Der Sturm im Wasserglas

Inhaltsverzeichnis

Eine unerwartete Herausforderung ist die Vibration in den Wasserbechern im Jeep, um das stampfende Näherkommen des T-Rex signalisieren. Die in der Mitte beginnen und sich zum Rand vergrößern. Doch wirft man etwas hinein, sieht man in erster Linie, dass etwas hineingeworfen wird. Nach drei Wochen findet ein Designer durch Zufall die Lösung: Er stellt einen Drink auf seiner Gitarre ab, und die Saiten bringen das Wasser zum Schwingen. So wird am Boden des Bechers und durch das Armaturenbrett ein Loch gebohrt, um eine Saite anzubringen. Das Zupfen des dünnen Drahts bringt die gewünschten ringförmigen Wellen. Gleichzeitig sorgen die Geräusche-Experten, die Foley Artists, für die passenden Klänge. Niemand weiß, wie Saurier geklungen haben, also mischt man Schreie verschiedener Tiere wie Delphine und Schwäne. Das Schlüpfen des Baby-Dinos aus dem Ei intoniert eine zerbröselnde Eiswaffel.

Der Forscher Jack Horner berät das Team in vielen Fragen. Wie sehen die Tiere aus, wie verhalten sie sich (und wie spricht man ihre Namen richtig aus). So redet er den Technikern aus, die Raptoren gleich Eidechsen oder Schlangen züngeln zu lassen – was bedrohlich wirkt, aber wissenschaftlich falsch ist. Häufig muss er sich jedoch fügen, zumal damals die Annahme noch ganz frisch ist, dass viele Saurier eher bunten Vögeln gleichen als schuppigen Reptilien. Federn wären aber viel kniffliger umzusetzen. Und da und dort beugt sich der Realismus der Unterhaltung: Es geht ja nicht um eine Doku, sondern um ein Abenteuer.

Sam Neill lernt viel von Horner; und einiges findet sich in der durch ihn verkörperten Rolle des Alan Grant im Film wieder. Auch die am Anfang gezeigte Ausgrabungsstätte hat Ähnlichkeiten mit der von Horner. Wenngleich er im Nachhinein nicht glücklich ist über die Darstellung der Saurier, profitiert sein Beruf stark von dem Film. Die Regierung gibt Forschungsgelder, um nach DNS-Spuren in Fossilien zu suchen; und mehr Studenten interessieren sich für das bisher als trocken empfundene Fach der Paläontologie. Vor allem wächst der zuvor magere Anteil an Frauen.

An den Kinokassen spielt der Film über eine Milliarde Dollar ein; eingerechnet allerdings die Wiederaufführung in 3D. Er ist damit der einzige Film von Spielberg, der diese Marke überschreitet. Nicht nur der Film ist enorm erfolgreich; innerhalb eines Jahres setzt man eine weitere Milliarde Dollar mit Spielwaren um, vor allem mit Figuren, Videospielen und Büchern. Da Spielberg sowohl an den Tickets wie am Merchandising beteiligt ist, verdient er ein Vermögen.

In Deutschland läuft der Film drei Monate später an, im September. Die FSK gibt ihn ab 12 Jahren frei – eine besonders umstrittene Entscheidung wegen der seltsamen Regelung, dass Filme ab 12 im Kino bereits von Kindern ab 6 in Begleitung ihrer Eltern gesehen werden dürfen. Zwar hätte der Streifen "extreme Spannungsmomente und Schockszenen", doch ohne das "Geringste an Realitätsbezug".

Während Spielberg noch mit der Nachproduktion beschäftigt ist, beginnt er in Polen mit dem Dreh des nächsten Films, der nicht verschiedener sein könnte: "Schindlers Liste". Beide Werke führen zu einem triumphalen Oscar-Abend mit zehn Oscars.

1997 folgt "The Lost World", ebenfalls von Spielberg, ebenfalls basierend auf einem Buch von Michael Crichton. Die Jurassic-Reihe hätte mit dem schwächeren dritten Teil enden können; doch mehr als ein Jahrzehnt später wagt man sich an einen Neustart, der weitaus erfolgreicher wird, als man erhofft: "Jurassic World" spielt 2015 an den Kinokassen 1,6 Milliarden Euro ein und leitet eine neue Trilogie ein.

(tiw)