KI lernt die "Sprache" von Schweinen
Zur Überwachung der Tiergesundheit muss man wissen, wie es den Wesen emotional geht. In der Schweinezucht sollen nun Klangerkennungssysteme genutzt werden.
Schweine sind intelligente Tiere. So haben Forscher etwa nachgewiesen, dass Ferkel mit nur sechs Wochen nach kurzem Training bereits das Konzept eines Spiegels verstehen – wofür kleine Menschen viel länger brauchen. Außerdem verfügen die Paarhufer über ein ausgeprägtes Sozialleben und vielfältige Methoden der Kommunikation untereinander. Was für uns nur wie "Oink", ein Quieken oder ein Grunzen klingt, hat eine tiefergehende Bedeutung – und es könnte künftig dabei helfen, zu erkennen, wie es den Wesen zum aktuellen Zeitpunkt geht.
Das ist wichtig, um Sus scrofa domesticus in der kurzen Lebenszeit im Rahmen der Aufzucht bis zur Schlachtung ein möglichst angenehmes Dasein zu bescheren. Zu wissen, ob es den Tieren wirklich gut geht, macht das Leben der Bauern nicht nur einfacher, sondern sorgt durch weniger Stress auch für eine bessere Fleischqualität.
Von der Geburt bis zur Schlachtung
Ein Team aus Forschern der Universität Kopenhagen will nun Künstliche Intelligenz dazu verwenden, die Sprache von Ferkeln und Schweinen zu analysieren und schließlich zu entschlüsseln. Das Projekt baut dazu eine Datenbank aus über 400 Einzeltieren auf, von denen bereits fast 7500 einzelne Laute aufgenommen wurden. Dabei geht es um Ferkel – aber eben nicht nur. Geplant ist, die Sprache der Tiere "von der Geburt bis zur Schlachtung" zu erfassen, heißt es in einer Studie des Teams um Elodie Briefer aus der Behavioural Ecology Group am Institut für Biologie, der in "Scientific Reports" erschien.
Die Auswahl an erfassten Lauten, deren akustische Signatur mit eigens entwickelten Algorithmen erfasst wird, stammt aus unterschiedlichen Bereichen. Neben Zuchtbetrieben war dies auch eine experimentelle Haltung der Tiere im Labor, wo man aufnehmen konnte, was die Tiere "sagen", wenn sie etwa etwas zu fressen bekamen oder neue Objekte wie Spielzeug begutachteten. Es gibt Töne wie die Geräusche beim Säugen, beim Herumlaufen mit anderen Tieren, aber auch bei negativen Erlebnissen wie Kämpfen in der Herde oder gar kurz vor der Schlachtung. Das KI-System soll damit in der Lage sein, zwischen negativen und positiven Emotionen der Tiere zu unterscheiden.
Was positiv klingt und was nicht
Bereits feststeht, dass unterschiedliche Tonhöhen für unterschiedliche Emotionen stehen. Höhere Laute bedeuten mehr Stress, tiefere scheinen Standard zu sein. Zufrieden sind die Schweine insbesondere dann, wenn das Grunzen eher kurz ausfällt. Dank maschinellem Lernen kann der Algorithmus das Tierwohl nun erstaunlich gut vorhersagen.
Mit einer Genauigkeit von immerhin 92 Prozent kann das System aus unbekannten Schweinegeräuschen erkennen, ob es sich um eine für das Tier negative oder positive Situation handelt. Theoretisch denkbar wäre, mit der Technik ein Überwachungssystem zu entwickeln – etwa zur automatischen Überwachung der Tiere in der Nacht. Um den Ansatz weiterzuentwickeln, müssten aber noch mehr Tondaten und vor allem weitere Klassifizierungen her. Eine echte "Sprache" lässt sich mit der Methodik leider nicht entziffern.
(bsc)