Keine KI, kein Job: Google verknüpft Mitarbeiter-Bewertungen mit KI-Erfolgen

Was bei Google+ schief lief, scheint heute KI zu betreffen: Mitarbeiter sollen überall KI integrieren. Eine Analyse.

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(Bild: JHVEPhoto/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Dass Google etwas panisch auf die Veröffentlichung von ChatGPT und die Einbindung in Microsofts Dienste wie Bing und Azure reagiert hat, fiel schnell auf. Dieser Modus führt offensichtlich dazu, dass Mitarbeiter direkt danach bewertet werden, ob und wie sie Künstliche Intelligenz in ihren Bereich integrieren können. Das geschieht in einer Zeit, in der vor allem die Big-Tech-Unternehmen massenhaft Mitarbeiter entlassen. Dabei lief diese Strategie schon einmal aus dem Ruder und war wenig erfolgreich.

Als Facebook groß wurde, versuchte Google ebenfalls, zügig nachzuziehen und den neuen Rivalen zu überbieten. Google+ entstand, überall zogen soziale Elemente ein. Die Geschichte lässt sich sehr kurz zusammenfassen: Google+ und das meiste aus der Zeit liegt auf dem Google-Friedhof. Auch damals sollen die Boni der Mitarbeiter an den Erfolg der social-Strategie geknüpft gewesen sein, berichtet Arstechnica.

Als nun OpenAI ChatGPT freigab und Microsoft die weitere Zusammenarbeit ankündigte, sah sich Google also wieder dazu genötigt, sofort ein Event abzuhalten, in dem Bard vorgestellt wurde, den künftigen Chatbot für die Suche. Dazu wurde erzählt, wo doch bereits überall Künstliche Intelligenz in den Google-Produkten stecken würde. Das sind tatsächlich viele Bereiche und auch zahlreiche viel genutzte Funktionen. Dennoch stieß die Präsentation auf wenig Begeisterung, waren es alte Produkte und machte Bard dann auch noch einen deutlichen Fehler – er behauptete, das James-Webb-Teleskop machte die ersten Bilder eines Exoplaneten, das stimmt nicht. Als dies bekannt wurde, brach sogar Googles Aktienkurs ein. Microsoft ist das nicht passiert, als die unzähligen Fehler und Kuriositäten vom neuen Bing, der Suchmaschine in der ChatGPT steckt, auftauchten. Obwohl Bing so weit ging, einen Nutzer aufzufordern, seine Frau zu verlassen.

Google-CEO Sundar Pichaihat sogar "roten Alarm" ausgerufen und die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin zurück an Bord geholt. Nun folgt die Information, dass alle Mitarbeiter KI, und damit ist wahrscheinlich vor allem der Einsatz eines Chatbots gemeint, in ihre Bereiche einfließen lassen sollen. Ob diese zwanghafte Einbindung erfolgversprechend sein wird, darf wohl bezweifelt werden. Unschön ist die Vorstellung, Mitarbeiter müssen sich jetzt um ihren Job sorgen, sollten sie an etwas anderem als KI arbeiten. Ähnliches geschieht allerdings auch bei Meta, die umstrukturieren und Stellenabbau betreiben.

Google kann dabei defnitiv KI. LaMDA heißt beispielsweise die Konversations-KI, die schon vor einer Weile für Schlagzeilen sorgte, als einer der Entwickler meinte, sie hätte ein Bewusstsein entwickelt. Er begründete das mit Beispielen, die an den Bing-Nutzer erinnern, der seine Frau verlassen sollte. LaMDA basiert ebenso wie BERT und GPT-3 auf der Transformer-Architektur, die Google 2017 freigegeben hat. Anders als GPT-3 ist LaMDA aber nicht frei verfügbar. Google begründet das damit, dass Sprachmodelle missbraucht werden können. Man lege großen Wert auf eine grundlegende Regulierung von KI. Echte Funktionalität wäre auch noch eine gute Sache.

Im Mai findet die nächste Google I/O statt, die Entwicklerkonferenz soll dieses Jahr freilich auch ganz im Zeichen von Künstlicher Intelligenz stehen.

(emw)