Kernel-Log: Erster Release Candidate von Linux 2.6.39

Seite 2: Grafiktreiber-Probleme, Versionsstatus, Staccato

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In einer weiteren LKML-Diskussion hat Linus Torvalds darauf hingewiesen, dass der im Merge Window aufgenommenen Code vor Beginn des Merge Window entwickelt und getestet werden solle. Den einzigen neuen Code, den er in der Hauptentwicklungsphase sehen wolle, sei solcher, der Fehler beseitigt. Auslöser war der Git-Pull-Request für das DRM-Subsystem, der einen kurz zuvor erschienenen Patch enthielt, an dem ein andere Entwickler einen Aspekt kritisiert hatte.

Dave Airlie erklärte daraufhin, der diskutierte Patch sei die Aufregung nicht wert. Der Verwalter des DRM/KMS-Subsystems gestand aber ein, gelegentlich jungen Code zur Aufnahme einzusenden, weil er Fehler in Treiber-Code beseitige, der bei der letzten Version aufgenommen wurde, oder weil er die Hardware-Unterstützung verbessere; würde er solche Sachen zurückhalten, dann käme der Code erst sechs Monate später bei den Anwendern an. Er führt die Gründe noch weiter aus und erwähnt Überlegungen, die Treiber wieder unabhängig vom Kernel zu entwickeln – das würde aber ganz andere Probleme mit sich bringen. Auch Jerome Glisse, der an dem Radeon-Treiber mitarbeitet, meldete sich zu Wort und erwähnte etwa, dass ein stabiles Kernel-API für DRM-Treiber seiner Ansicht nach keine gute Lösung sei. Die Diskussion führte letztlich zu nichts, zeigt aber einige der Probleme, mit denen die Entwickler der Grafiktreiber für Kernel, Mesa 3D und X.org zu kämpfen haben.

Greg Kroah-Hartman hat die Stable-Kernel 2.6.38.2 und 2.6.37.6 sowie den Longterm-Kernel 2.6.32.36 freigegeben; wenig später legte er dann noch den als Basis für die Echtzeit-Erweiterungen aus dem RT-Tree interessanten Kernel 2.6.33.9 nach. Die ersten drei enthalten wie üblich den nachdrücklichen Aufruf zum Update auf die neuste Version. Die Pflege der 37er-Serie stellt Kroah-Hartman mit 2.6.37.6 ein, daher ruft er in dessen Freigabe-Mail zusätzlich zum Wechsel auf den neuen 38er-Kernel auf.

Kernel

  • Greg Kroah-Hartman weist in seinem Blog darauf hin, dass der Kernel nun schon seit einigen Versionen eine Locking-Lösung bietet, die mit den vom Android-Kernel genutzten Wakelocks (auch Suspend Blocker genannt) vergleichbar ist – über die wurde vergangenes Jahr lange und kontrovers diskutiert. Es gäbe daher keine großen Hürden bei der Aufnahme von Kernel-Treibern, die für Android geschrieben wurden. Kroah-Hartman fordert dazu auf, solche Treiber zur Aufnahme einzusenden.
  • Einige Kernel-Hacker wiesen kürzlich den Vorschlag des ACPI-Subsystem-Verwalters zurück, die Unterstützung für APM (Advanced Power Management) bei 2.6.40 aus dem Kernel zu werfen; die später aufgekommenen Idee, die Unterstützung für APM Idle zu entfernen, fand jedoch selbst die Zustimmung von Linus Torvalds.
  • Jon Masters hat den in den letzten Monaten eingeschlafenen Linux Kernel Podcast wieder reaktiviert; in der Niederschrift des Podcasts für die vergangene Woche erwähnt er unter anderem eine LKML-Diskussion zu SMBIOS und DMI oder den Vorschlag zum Entfernen der APM-Unterstützung.

Unterstützung für Grafikhardware

  • Jeremy Huddleston hat eine Vorabversion des X-Server 1.10.1 freigegeben, die durch Beseitigen einiger Fehler stabiler laufen soll.

Kernel-Umland ("Plumbing layer"), Userland-Treiber, Entwicklertools, ...

  • Die Entwickler des Projekts Hplip (Hewlett-Packard's Linux Imaging and Printing Software) haben die Version 3.11.3a des gleichnamigen Treiber-Pakets für Drucker und Multifunktionsgeräte von HP veröffentlicht, die einen Fehler der Version 3.11.3 behebt.
  • Junio C Hamano hat Git 1.7.4.2 freigegeben.
  • Neil Brown hat das als Stabil eingestufte mdadm 3.1.5 veröffentlicht, das einige Fehler beseitigt, die er bei der Arbeit an den Versionen 3.2.0 und 3.2.1 entdeckt hat; letztere soll bald erscheinen.
  • Die bridge-utils 1.5 bieten erstmals einen 'hairpin' genannten Modus zum Port-Forwarding. Stephen Hemminger erwähnt im Rahmen der Freigabe-Mail, dass dies wohl die letzte Version der Werkzeug-Sammlung zur Bridge-Konfiguration sei; er arbeite daran, auf Netlink aufsetzende Bridge-Tools in iproute2 zu integrieren.
  • Jean Delvare listet in der Freigabe-Mail zu lm-sensors 3.3.0 dessen wichtigsten Neuerungen auf – etwa das Ansprechen von Sensoren zur Bestimmung der Luftfeuchtigkeit oder solchen zur Intrusion Detection. Die Version unterstützt zudem einige der Funktionen, die neuere Treiber zum Hardware-Monitoring bieten.
Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open und in c't. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl).