Kernel-Log: Heiße Entwicklungsphase von 2.6.29 beendet, neue X.org-Treiber

Mit der Freigabe von 2.6.29-rc1 dürften die wichtigsten Neuerungen von 2.6.29 jetzt feststehen. Außerdem: Neue X.org-Treiber für Mäuse und Radeon-Grafikhardware; Entwicklerstatistiken zum Kernel; Firmware für WLAN-Chips von Broadcom und Marvell.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Mit der Veröffentlichung von 2.6.29-rc1 in der Nacht von Samstag auf Sonntag hat Linus Torvalds das Merge Window von 2.6.29 beendet und damit die Entwicklungsphase, in der die größten Neuerungen für die nächste Linux-Version aufgenommen werden, abgeschlossen. Alle wichtigen Änderungen von 2.6.29 sollten sich daher nun im Quellcodeverwaltungssystem von Linux finden – darunter auch die bereits erwähnten Neuerungen von 2.6.29 wie die WiMAX- und Access-Point-Unterstützung sowie die Dateisysteme Btrfs und Squashfs.

Daneben gibt es aber eine ganze Reihe weiterer Verbesserungen im Kernel. Neu ist etwa die Unterstützung für Kernel-Based Mode-Setting bei Intel-Grafikhardware und Verbesserungen am mit 2.6.28 integrierten Graphics Execution Manager (GEM). Das SCSI-Subsystem beherrscht nun Fibre Channel over Ethernet (FCoE) und die Dateisysteme eCryptfs, Ext4, OCFS2 und XFS erhielten nicht nur einigen Korrekturen, sondern auch einige neue Funktionen. Zudem gab es es wie immer zahlreiche neue und überarbeitete Treiber – darunter neue und überarbeitete Audio-Treiber vom Alsa-Project und über 600 Änderungen an den V4L/DVB-Treibern. Neu dazu gesellen sich auch zahlreiche teilweise sehr große Staging-Treiber wie das Comedi-Framework zur Datenerfassung oder die Unterstützung für Googles Android. Das Kernel-Log auf heise open wird in den kommenden Wochen im Rahmen der Serie "Was 2.6.29 bringt" über diese und andere Änderungen ausführlich berichten.

Der zur Laufzeit arbeitende Defragmentierer (Online ext4 defragmention) für Ext4 hat es nicht in 2.6.29 geschafft – Theodore Tso erklärt die Gründe dafür auf der LKML. Ebenfalls außen vor bleibt fürs erste die Unterstützung zum Betrieb als Xen-Host (Dom0) sowie das Komprimieren des Kernel-Images mit bzip2/lzma; noch länger wird es wohl dauern, bis auch die Unterstützung für Kernel-Based Mode-Setting mit AMD-Hardware den Qualitätsansprüchen der Kernel-Entwickler genügt.

Rund um X.org

AMD-Entwickler Alex Deucher hat die Version 6.10 des kurz meist ati oder radeon genannten Treiberpakets xf86-video-ati freigegeben. Es bringt Unterstützung für die Radeon-Chips RV710 (Radeon HD 4300/HD 4500) und RV730 (Radeon HD 4600); zudem soll die neue Version das Tearing bei der Video-Wiedergabe reduzieren und die Bicubic Xv scaling bei den Radeon-Chips r3xx/r4xx/r5xx/rs690 beherrschen. Weitere Änderungen beschreibt der Entwickler in seinem Blog. Matthias Hopf hat derweil den bislang bei der Programmierung des alternativen Radeon-Grafiktreibers radeonhd genutzten AtomBIOS-Disassembler veröffentlicht und beschreibt einige Hintergründe zu dem Tool in seinem Blog.

Die X.org-Entwickler haben ferner die Version 1.4.0 des Maus-Treibers xf86-input-mouse freigegeben. Der Treiber übernimmt zahlreiche Aufgaben, um die sich bisher der X-Server kümmern muss; der dafür zuständige Code wurde aus dem X-Server entfernt, sodass man beim noch in Arbeit befindlichen X-Server 1.6 mindestens die Version 1.4.0 von xf86-input-mouse braucht, sofern das System kein Evdev nutzt.

Kernel-Log-Staccato

  • Nachdem LWN.net gelegentlich Statistiken veröffentlicht, welche Kernel-Entwickler die meisten oder größten Änderungen bei einer Kenrel-Version eingebracht haben (etwa 1, 2, 3), versucht sich jetzt Wang Chen an ähnlichen, Online gepflegten Statistiken.
  • Daniel Phillips arbeitet weiter an Tux3 und informiert die Entwicklergemeinde dabei regelmäßig über Neuerungen oder Interna in seinem "Tux3 Report" – eine kürzlich an die LKML gesandte Mail erläutert etwa die derzeitige Struktur des Dateisystems näher.
  • Einige Entwickler arbeiten an einer Open-Source-Firmware für einige der vom b43-Treiber angesteuerten Broadcom-WLAN-Chips; die Firmware funktioniert aber nicht bei allen Testern. Nicht offengelegt, aber zum Download freigegeben hat Marvell die WLAN-Firmware für den GSPI-88W8686.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open. (thl/c't) (thl)