Kernel-Log: Natives KVM-Tool, lauter neue Kernel

Seite 2: Grafiktreiber, Versions-Status und Staccato

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Die Entwickler der Grafiktreiber für die in vielen Chipsätzen und Prozessoren von Intel integrierten Grafikchips haben das als Intel 2011Q1 bezeichnete Treiberpaket freigegeben. Es umfasst alle Komponenten, die für eine ordentliche Linux-Unterstützung der Intel-Grafikchips nötig sind. Dazu gehört ein Kernel 2.6.38 mit einigen Patches, Mesa 7.10.2, Libdrm 2.4.25 und der X.org-Treiber 2.15.0; die neuen Versionen der beiden letztgenannten Bausteine des Linux-Grafik-Stacks hatte ein Intel-Programmierer erst kurz zuvor freigegeben, der bei der Entwicklung dieser Komponenten involviert ist. Zum Paket gehört zudem die libva – eine Implementation des Video Acceleration API (VAAPI), über das Anwendungen einige Aufgaben zum De- oder Encodieren von Video-Daten an den Grafikchip übertragen können.

Zwei der wichtigsten Änderungen finden sich auch genau in diesem Bereich, denn mit dem Treiber-Paket lässt sich das Decodieren von VC1-Videos und das Encodieren mit H.264 an den Grafikkern auslagern, der in den auch als Sandy Bridge bekannten Prozessoren steckt – die hat Intel Anfang des Jahres unter den Familiennamen Core i3-2000, Core i5-2000 und Core i7-2000 eingeführt. Zudem unterstützen die Treiber die GPU-Stromspartechniken dieser Prozessoren besser und sollen mit aktuellen Entwicklerversionen von Mesa bessere Performance erzielen.

Die neue Version von Libdrm bringt zudem ein auch für andere Grafiktreiber interessantes Framebuffer-Interface. Das soll das Design von Plymouth vereinfachen, das sich bei aktuellen Version von Distributionen wie Fedora oder Red Hat Enterprise Linux um die Animation beim Systemstart kümmert.

Paul Gortmaker hat zum Wochenstart den Longterm-Kernel 2.6.34.9 freigegeben. Anders als Greg Kroah-Hartman, der die Longterm-Kernel 2.6.32 und 2.6.33 sowie die Stable-Kernel betreut, weist er darauf hin, dass die neue 34er-Version Korrekturen für Sicherheitslücken enthält. Einige von ihnen haben die Kernel-Hacker in anderen Serien allerdings schon lange behoben – darunter etwa die im Dezember gestopfte Lücke im Econet-Protokoll.

Bereits letzte Woche hat Kroah-Hartman den Stable-Kernel 2.6.38.3 veröffentlicht, der wie alle Stable- und Longterm-Kernel Fehlerkorrekturen und kleine, ungefährliche Änderungen bringt. Manchmal schleicht sich aber doch ein Fehler ein. So etwa bei den ebenfalls erst kürzlich erschienenen Versionen 2.6.32.37 und 2.6.33.10; das Problem wurde aber schnell bemerkt und mit 2.6.32.38 und 2.6.33.11 behoben.

Kurz nach dem letzten regulären Kernel-Log hatte auch Andi Kleen eine neue Version der von ihm gepflegten Longterm-Serie 2.6.35 freigegeben. Wie Paul Gortmaker wies er darauf hin, dass diese Version Sicherheitslücken beseitigt.

Nach dem im ersten Teil der Mini-Serie "Was 2.6.39 bringt" erwähnten RC3 folgte in der Nacht von Montag auf Dienstag die vierte Vorabversion von Linux 2.6.39. Dabei merkte Torvalds an, es habe zwischen dem RC3 und RC4 mehr Änderungen gegeben als beim Zwischenschritt davor; allerdings hatten der RC2 und der RC3 auch ungewöhnlich wenig Änderungen enthalten.

Kernel

  • Rafael J. Wysocki hat kürzlich wieder eine aktuelle Ausgabe der von ihm zumeist wöchentlich erstellen Regression Reports versandt. Demnach sind bei Linux 2.6.39-rc3-git7 10 Fehler bekannt, die 2.6.38 noch nicht zeigte; zudem enthielt dieser vor kurzem erstellte Snapshot des Hauptentwicklungszweigs noch 28 Fehler, die sich zwischen der Freigabe von 2.6.37 und 2.6.38 eingeschlichen haben.
  • Auf der LKML gab Andreas Schwab einen Tipp zum Einsatz von Git, der auch Lesern des Kernel-Logs gelegentlich helfen könnte: Über "git tag --contains <commitid>" lässt sich bei aktuellen Git-Versionen herausfinden, bei welcher Kernel-Versionen ein bestimmter Commit vorgenommen wurde.

Unterstützung für Grafikhardware

  • Matthew Garrett arbeitet an einem einfachen KMS-Treiber für den typischerweise von Qemu-Kvm emulierten Cirrus-Grafikchip.
  • Jeremy Huddleston hat die einige Fehler korrigierende Version 1.10.1 des X-Server von X.org freigegeben.
  • Nvidia hat ein weiteres Prerelease einer neuen Grafiktreiber-Version veröffentlicht, das unter anderem Unterstützung für einige Desktop- und Mobile-Grafikchips der 400er- und 500er-Serie bringt; zudem beseitigt es einen Fehler, der den X-Server auf 32-Bit-Systemen nach 49,7 Tagen zum Absturz brachte.
  • Bereits kurz nach dem letzten regulären Kernel-Log hat AMD die Version 11.3 seiner als Catalyst oder Fglrx bekannten proprietären Grafiktreiber zum Download bereit gestellt. Sie bringt als "early look" klassifizierten Unterstützung für OpenSuse 11.4. Laut den Release Notes erfordert diese Treiberversion nun mindestens X.org 6.9; die vermutlich nicht aktualisierte Webseite nennt noch X.org 6.7 als Mindestvoraussetzung. Mit den X-Servern der 1.10er-Reihe arbeitet der Treiber nicht zusammen; das soll Berichten zufolge erst die im Mai erwartete Version beherrschen.

Kernel-Umland ("Plumbing layer"), Userland-Treiber, Entwicklertools, ...

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open und in c't. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl).

(thl)