Kernel-Log – Was 2.6.36 bringt (4): Treiber

Seite 2: ACPI, PCI, PM und Staging

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Über neue Schnittstellen lässt sich ab 2.6.36 auslesen, welche PCI/PCIe-Devices die zur Laufzeit nutzbaren Stromsparmodi von I/O-Geräten wie weit nutzen; diese Daten kann die kürzlich erschienene Version 1.13 von PowerTop bereits auslesen und aufgearbeitet ausgeben. Eine vom Verwalter des Powermanagement-Codes eingebrachte Änderung soll sicher stellen, dass Aufwachereignisse ("Event") ordnungsgemäß verarbeitet werden, selbst wenn der Kernel in dem Moment gerade dabei war, das System schlafen zu legen. Das beseitigt eines der viel diskutierten Probleme, die Google beim Android-Kernel bereits auf andere Art gelöst hat.

Der bei 2.6.35 eingeführte Treiber intel_idle gilt nicht mehr als experimentell und unterstützt nun auch den Atom-Prozessor mit Lincroft-Kern sowie die Xeon-Prozessoren der Westmere-EX-Generation. Schon länger als "deprecated" markierte Dateien und Verzeichnisse wie /proc/acpi/sleep, /proc/acpi/info, /proc/acpi/dsdt, /proc/acpi/processor/CPU*/power und /proc/acpi/embedded_controller/ verschwinden mit 2.6.36, da die gleichen Informationen auch via Sysfs abrufbar sind (1, 2, 3). Zahlreiche andere ACPI-Dateien in Procfs – darunter /proc/acpi/thermal_zone/*/*, /proc/acpi/video/*/brightness oder /proc/acpi/video/*/info – gelten nun ebenfalls als "deprecated" 1, 2); sie erscheinen nur noch nach dem Aktivieren von CONFIG_ACPI_PROCFS und dürften langfristig ebenfalls verschwinden.

Zum Bereich für Code, der die Qualitätsansprüche seiner Entwickler oder der Kernel-Hacker nicht erfüllt, stießen neben den erwähnten Lirc-Treibern zwei weitere Treiber für Audio/Video-Hardware: Der Treiber easycap für USB-Video-Hardware des gleichnamigen Herstellers und der Treiber solo6x10 für die Softlogic 6x10 MPEG Codec Cards. Durch größere Umbauten am WLAN-NG-Treiber kann dieser nun nicht mehr über das alte Wext, sondern nur noch über das modernere Cfg80211-Interface konfiguriert werden – da Letzteres Wext-Kompatibilitätscode mitbringt, sollte sich für Anwender nichts ändern.

Der ursprünglich Compcache genannte und später in Ramzswap umbenannte Staging-Treiber zum Anlegen eines komprimierten Swap Device im Arbeitsspeicher wurde abermals umbenannt und heißt nun Zram (1, 2, 3). Details zu der Technik liefert ein Artikel in c't 22/10 (ab Montag, 11. Oktober, am Kiosk). Diese c't enthält auch einen Artikel, der den Erfolg des vor zwei Jahren in den Hauptentwicklungszweig von Linux integrierten Staging-Zweigs beleuchtet. Bei dieser Analyse fand sich nur ein Treiber, der im Staging-Bereich so weit reifte, dass er mittels "git mv" vom Staging-Bereich an eine andere Stelle im Kernel-Quellcode verlagert wurde: Der "Restricted Access Region Register Driver" rar_register verlässt mit 2.6.36 den Staging-Bereich. Er war vor einem Jahr unter dem Namen "rar" mit Version 2.6.32 zum Kernel gestoßen und eignet sich für die mit Atom-Prozessor ausgestatteten Mobile Internet Devices (MIDs).

  • Zum Plattform-Subsystem stieß der Treiber ideapad für die gleichnamigen Netbooks von Lenovo.
  • Die neue Nutzer manchmal verwirrende Scroll Acceleration im Treiber für die Magic Mouse ist nun standardmäßig deaktiviert und muss über einen Modul-Parameter eingeschaltet werden.
  • Der FireWire-Code des Kernels beherrscht nun Isochronous Multichannel Reception. Neu dabei ist der "nosy" genannte Traffic Sniffer für FireWire samt passenden Userland-Tools.
  • Bei den Sound-Treibern gab es abgesehen von zahlreichen neuen Alsa-Treibern für Embedded Systems vornehmlich Detailverbesserungen – darunter Aufräumarbeiten, damit die Audio-Treiber das Big Kernel Lock nicht mehr nutzen.