Kernel-Log – Was 2.6.39 bringt (4): Treiber

Seite 2: Multimedia, Staging, Notebooks, Staccato

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Zum Media-Subsystem mit seinen Fernbedienungs-, TV-, Video-, und Webcam-Treibern stieß das bei LWN.net beschriebene Media Controller Subsystem (u. a. 1, 2, 3), über das der Userspace die Funktionen von Video-Hardware in SOCs (System-on-a-Chip) besser nutzen kann.

Neu ist auch ein Treiber für einen via USB 2.0 angebundenen DVB-S/S2-Receiver von Technisat sowie Unterstützung für den DiBcom 9000 – einen DVB-T-Tuner, der auf den Einsatz in mobilen Geräten ausgelegt ist. In den Kernel floss ferner der Gspca-Subtreiber nw80x ein, der Webcam-Chips von Divio anspricht. Die haben viele verschiedene Hersteller eingesetzt; darunter auch Logitech bei der QuickCam Pro mit dunklem Fokusring. Für die Webcam "3com homeconnect" liegt dem Kernel nun ein komplett neu geschriebener V4L2-Gspca-Treiber bei, der mehr leisten soll als der ältere V4L1-Treiber Vicam. Einen guten Überblick über weitere Änderungen am Media-Subsystem liefert dessen Verwalter Mauro Carvalho Chehab in seinem Haupt-Git-Pull-request für 2.6.39.

Zum Kernel stieß der Grafiktreiber psb_gfx für den unter Linux bislang als sehr problematisch geltenden Grafikkern GMA500. Der steckt in Intels eher für den Einsatz im Embedded-Markt ausgelegten Chipsatz US15W ("Poulsbo"), den einige Hersteller in Netbooks einsetzen. Seit der Vorstellung des anfangs sehr rudimentären Treibers wurde er bereits an vielen Stellen verbessert (1, 2). Es gibt aber noch einiges mehr zu tun, daher landete er wie von vornherein vorgesehen im Staging-Bereich – dort liegen Treiber und anderer eigenständiger Code, der den Qualitätsansprüchen seiner Entwickler oder denen der Kernel-Hacker nicht genügt.

In diesem Bereich landete auch ein von Microsoft entwickelter Maustreiber für Hyper-V. An den anderen, schon länger im Kernel enthaltenen Treibern für Microsofts Virtualisierungsschnittstelle gab es in letzter Zeit zahlreiche Änderungen. Es scheint, als würden Microsofts Entwickler neuerdings deutlich mehr Energie in das Beseitigen der Qualitätsmängel investieren, damit der Treiber den Staging-Bereich verlassen kann; lange hatte es so ausgesehen, als hätte es Microsoft mit den quelloffenen Treibern nicht so richtig ernst genommen, da es mit ihnen gar nicht oder nur überaus schleppend voran ging.

Als Staging eingestuft sind auch die bei LWN.net beschriebene Transcendent-Memory-Infrastuktur und das darauf aufbauende Zcache – Letzteres ist im Umfeld von Zram entstanden und versucht, durch Komprimierung des Page Cache den Arbeitsspeicher effizienter zu nutzen. Das im selben Umfeld entstandene und für einige Funktionen von Zcache benötigte Cleancache hat Linus Torvalds außen vor gelassen, nachdem er anfangs erwogen hatte, es noch nach Ende des Merge Window aufzunehmen; es ist noch unklar, ob es in 2.6.40 folgt (1, 2)

Im Rahmen der BKL-Säuberungsaktion flogen Autofs3 und Smbfs sowie der DRM-Treiber i830 wie erwartet raus.

Den Staging-Bereich verlassen konnte ein Treiber für SABI. Dabei handelt es sich um ein Samsung-eigenes Interface, über das viele der in den letzten Jahren gefertigten Net- und Notebooks dem Betriebssystem unter anderem mitteilen, wenn der Anwender Funktionstasten betätigt – etwa jene zur Helligkeits- oder Lautstärke-Regelung.

Zum Kernel stieß zudem ein Treiber für die Verarbeitung von WMI-Event, die einige All-In-One-Systeme von Dell beim Betätigen der Tasten zur Lautstärkeregelung absetzen. Auch für neuere Asus-Notebooks, die WMI für die Funktionstasten-Interaktion mit dem Betriebssystem nutzen, liegt dem 39er-Kernel ein Treiber bei; er ist aus dem WMI-Treiber für EeePCs hervorgegangen.

  • Der USB-Code unterstützt nun USB-3.0-Hubs (1, 1). Während der 39er-Entwicklung hat Kernel-Hacker Mauro Carvalho Chehab auf der LKML ein "usbmon capture and parser script" vorgestellt, mit dem sich ein USB-Sniffer aufsetzen lässt – anscheinend hat er einen solchen für die Entwicklung eines TV-Treibers benötigt. Im Rahmen der Diskussion wurde der Verwalter des Media-Subsystem darauf hingewiesen, dass es ähnliche Software bereits gibt.
  • Neu ist der Treiber Rts_pstor für PCIe-Kartenleser-Chips von Realtek.
  • Bei den Treibern für Eingabegeräte gab es allerlei Änderungen; der Roccat-Treiber etwa unterstützt nun die Arvo-Tastatur und die Kova[+]-Maus (1, 2)
  • Der EDAC-Treiber unterstützt nun AMDs im Sommer erwartete Bulldozer-Prozessoren (1,2).
  • Unter den zahlreichen Änderungen an den Treibern für Hardware-Monitoring-Bausteine findet sich ein Treiber für den Super I/O-Chip SCH5627 von SMSC.