Kernel-Log – Was 3.13 bringt (4): Treiber

Zur Problemvermeidung nutzt der Kernel eine wichtige USB-3.0-Stromsparfunktion nicht mehr automatisch. Besitzer von Apple-Tastaturen können nun die Belegung von Option- und Command-Taste tauschen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Der für USB-3.0-Controller zuständige XHCI-Treiber aktiviert USB-2.0-Link-Powermanagement jetzt selbst bei USB-3.0-Geräten nicht mehr standardmäßig. Solche Geräte müssen die Stromspartechnik laut USB-3.0-Spezifikation eigentlich beherrschen; den Kernel-Entwicklern sind aber eine Reihe von Geräte in die Hände gefallen, die die Technik nicht korrekt implementieren und daher unter Linux Probleme zeigen.

Um solchen Ärger zu vermeiden, nutzt der Kernel die Stromsparfunktion jetzt nicht mehr automatisch; über die Sysfs-Datei /sys/bus/usb/devices/../power/usb2_hardware_lpm man kann kann man das USB-2.0-Link-Powermanagement aber weiterhin für jedes Gerät separat aktivieren. Diese Änderung ist auch schon in Anfang Dezember freigegebene Stable-Kernel eingeflossen.

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Entwicklungsstand

Mit dem neuen Jahr befindet sich auch die Entwicklung von Linux 3.13 auf der Zielgeraden. Auf die sechste und derzeit aktuelle Vorabversion dürfte am ersten Januar-Wochenende ein siebter RC folgen. Es soll wahrscheinlich sogar noch einen achten RC geben, denn Torvalds will die Entwicklung von 3.14 nicht starten, bevor er nicht von seiner Reise zur linux.conf.au zurück ist. Die diesmal in Perth, Australien, abgehaltene Konferenz endet am 10. Januar, daher dürfte Linux 3.13 wohl frühestens Mitte Januar erscheinen.

Der Kernel bringt nun einen Treiber für das Hyper-V Synthetic Keyboard mit; er ist für die nächste Generation von Microsofts Hyper-V-Gast-Firmware erforderlich, die viele Legacy-Devices nicht mehr emuliert. Neu dabei ist auch Unterstützung für die Tastatur Roccat Ryos MK und den Touchscreen des als Microsoft Surface 2.0 beziehungsweise Pixelsense verkauften Samsung SUR40.

Beim Treiber hid_apple für Apple-Tastaturen lässt sich nun über den Parameter swap_opt_cmd=1 die Belegung von Option- und Command-Taste tauschen, damit sich eine Apple-Tastatur ähnlich bedienen lässt wie moderne PC-Tastaturen. Bei laufendem System kann man diese Betriebsart durch Schreiben einer "1" in die Datei /sys/module/hid_apple/parameters/swap_opt_cmd aktivieren; der Boot-Parameter hid_apple.swap_opt_cmd=1 aktiviert sie direkt beim Systemstart.

Die Audio-Treiber unterstützen die HD-Audio-Codecs CX20952 und die Realtek-Bausteine ALC231, ALC255, ALC285 und ALC293. Neu dabei ist ein Treiber für die FireWire-Audio Controller der DICE-Familie (DICE-II/Jr/Mini). Zu den Media-Treibern stieß unter anderem ein Treiber für den DVB-S/S2-tauglichen Tuner CX24117 von Conexant.

Für einen kurzen Moment war auch das Dynamic-Tracing-Framework Ktap ein Bestandteil im Staging-Bereich des Linux-Kernels für Code geringer Qualität, an dem jemand arbeiten will. Ktap, das von Systemtap oder Dtrace bekannte Funktionen bietet, flog aber sofort wieder raus: Die Entwickler hatten bereits Wochen zuvor eine weitere Überarbeitung des Codes außerdem des Kernel-Quellcodes vereinbart, damit sich Ktap besser in die existierende Tracing- und Power-Management-Infrastruktur des Kernels einfügt. Die kurzzeitige Aufnahme während der Hauptentwicklungsphase von Linux 3.13 erfolgte lediglich, um ein Git-Rebase beim Staging-Zweig zu vermeiden.