Klicken und Brummen unter Wasser: So sprechen Fische

Unter der Ozeanoberfläche geht es kommunikativer zu als angenommen. Dachte man früher, viele Fische seien eher stumm, zeigen neuartige Mikrofone: Sie sprechen.

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Pazifik, TPP, Ozean

Im Meer ist es lauter, als man allgemein annehmen würde.

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Schallplatten und CDs mit Walgesängen gibt es schon seit den Achtzigerjahren – und sie finden bis heute viele Abnehmer. Mittlerweile beschäftigen sich ganze Internetarchive mit dem Thema, Hochleistungsrechner versuchen, die Geräusche der Meeressäuger zu entschlüsseln und beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen bemüht man sich gar redlich, möglichst lärmarm vorzugehen, um die sensiblen Säugetiere nicht zu verschrecken.

Doch was ist eigentlich mit der Kommunikation der anderen zahlreichen Meeresbewohner? Wie läuft die ab und existiert sie überhaupt? Vielen Fischarten und Krustentieren geht schließlich der Ruf voraus, sehr leise zu sein – "stumm wie ein Fisch" eben. Doch wie nun der Einsatz neuartiger Hochleistungsunterwassermikrofone zeigt, hat der Mensch hier falsch gedacht: Die Kommunikation dieser Lebewesen ist ebenfalls äußerst divers.

In einer neuen Studie, die Biologen an der Cornell Univerity (CU) durchgeführt haben, wird der bislang größte Datensatz an akustischen Signalen ausgewertet, der jemals von Strahlenflossern – einer Klade mit über 34.000 Spezies, zu denen alle Knochenfische gehören – erzeugt wurde. Weder singen noch sprechen die Tiere. Sie nutzen hingegen andere Organe ihres Körpers, um Töne zu erzeugen. Dazu gehören etwa Vibrationen der Schwimmblase, die durch Muskeln Klänge generieren, aber auch das Reiben bestimmter Teile des Skeletts aneinander.

Die Gruppe um Aaron Rice vom K. Lisa Yang Center for Conservation Bioacoustics an der CU glaubt, dass sich die Kommunikation der Tiere über lange Zeit entwickelt hat – erste Störe der Frühzeit könnten schon vor 155 Millionen Jahren miteinander geplaudert haben. In den untersuchten Spezies kam es über 30 Mal zu einer unabhängigen Evolution. Die Fischtöne sind nicht einfach zu vernehmen: Es sind Klick- und Brummgeräusche, die Taucher kaum wahrnehmen würden. Mancher Fisch klingt wie ein Frosch. Erst Unterwassermikrofone mit hoher Auflösung fangen all das ein.

Und es scheint sich bei der Fischkommunikation nicht um eine Ausnahme zu handeln, sondern um die Regel: Laut Rice & Co. "sprechen" die meisten Schwimmer. Offenbar gibt es sogar regionale Dialekte. Unklar ist noch, um was es konkret geht. Bemerkt wurde allerdings, dass die Geschwätzigkeit der Meeresbewohner – die Vielfalt der geäußerten Töne – zur Paarungszeit zuzunehmen scheint. Auch Nahrung regt die Kommunikation an.

Das Forschungsfeld wächst unterdessen rasant. Die Forscher erwarten, dass künftig noch mehr Spezies abgehört werden können. Und akustische Signale sind nicht einmal die faszinierendste Kommunikationsform der Fische: Auch über elektrische Impulse unterhalten sich manche Tiere, darunter elektrische Welse, die dafür spezielle Organe besitzen. Von denen war man bislang ausgegangen, dass sie nur zum Kampf und zur Jagd verwendet würden.

Ein Artikel der neuesten Ausgabe von MIT Technology Review 2/2022 widmet sich dem Thema der Tierkommunikation und beleuchtet im Text "Google Translate für Pottwale" das Projekt CETI, das versucht, die Klicklaute der Meeressäuger mit Hilfe von maschinellem Lernen zu entschlüsseln.

(bsc)