Kognitive Assistenzsysteme: Wie Maschinen aufmerksam werden

KI soll das Verhalten von Maschinen so steuern, dass sie uns bei der Arbeit effizienter unterstützen als bisher. Doch wie erkennen sie, wie wir uns fühlen?

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Den Arbeitsplatz an den Menschen anzupassen und nicht umgekehrt, beginnt schon bei individuell einstellbaren Montageplätzen: Dieser Platz denkt zwar noch nicht mit, lässt sich aber zumindest ergonomisch anpassen und liefert dem Monteur immer das nächste benötigte Teil für seine Montage an.

(Bild: Bott GmbH & Co. KG)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Patrick Ehrenbrink
Inhaltsverzeichnis

Wir leben und arbeiten in einer Welt der Automatisierten Systeme: vom Autopiloten im Flugzeug bis zum Fertigungsroboter in der Fabrik. Sie nehmen uns mühsame oder monotone Arbeiten ab. Der Preis ist, dass wir immer weniger Kontrolle und Überblick über die ausgeführten Arbeitsschritte und den Zustand der Geräte in unserer Umgebung haben – es fehlt uns an Situationsbewusstsein. Tritt ein Problem auf, dass die Maschine nicht lösen kann, ist der Mensch am Zug und muss schnell und sicher handeln. Intelligente Assistenzsysteme könnten das in Zukunft sicherstellen, auch ohne dass der Mensch jeden Schritt im Arbeitsprozess selbst ausführen muss.

Schon heute unterstützen sogenannte Werkerführungssysteme Arbeitende beispielsweise mit projizierten Hinweisen auf Arbeitsflächen und kontrollieren über Bilderkennung gleichzeitig, ob die Arbeitsschritte korrekt ausgeführt werden – der Mensch folgt der Maschine. Um die Fähigkeiten des Menschen optimal in der Produktion nutzen zu können, sollte es jedoch genau andersherum sein – die Maschine richtet sich nach dem Menschen. Er hat im Zweifel das letzte Wort, denn im Gegensatz zu Maschinen können sich Menschen schnell auch auf unvorhergesehene Situationen einstellen. Damit aber Maschinen dem Menschen dienen und nicht umgekehrt, müssen sie ihn auch verstehen. Hier kommt die Kognitionspsychologie ins Spiel.

Wie wenig Maschinen bislang abschätzen können, wann Menschen überhaupt Unterstützung benötigen und wie gute Unterstützung genau aussieht, zeigen Fahrerassistenz-Systeme: Ein guter Beifahrer weiß genau, wann es Zeit ist, der müden Fahrerin einen Kaffee anzubieten oder eine Unterhaltung abzubrechen, weil es gerade kompliziert auf der Straße wird. Menschen haben etwas, das man in der Kognitionspsychologie „Theory of Mind“ nennt – die Fähigkeit, sich in die Denkprozesse, Zustände und Situationen anderer Menschen einzufühlen. Maschinen fehlt dieses Feingefühl jedoch noch weitgehend. Um uns zu unterstützen, arbeiten sie mit einzelnen Kennwerten, die mit dem Zustand des Menschen, den sie lesen sollen, üblicherweise einhergehen.