Kontaktlinse beugt Kurzsichtigkeit vor

US-Forscher haben eine Therapiemethode entwickelt, mit der sich Augenkrankheiten schon im Kindesalter aufhalten lassen sollen.

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  • Nidhi Subbaraman

US-Forscher haben eine Therapiemethode entwickelt, mit der sich Augenkrankheiten schon im Kindesalter aufhalten lassen sollen.

Eine neuartige Kontaktlinse, die das Wachstum des Augapfels bei Kindern lenkt, könnte künftig Kurzsichtigkeit im späteren Leben verhindern – oder sie zumindest abmildern.

Die Idee stammt vom Augenforscher David Troilo, Vizepräsident des Instituts für Augenheilkunde an der State University of New York (SUNY). Die Kontaktlinse könnte die Kurzsichtigkeit in jungen Jahren quasi "einfrieren". Das Besondere an der Sehhilfe: Sie verfügt über mehrere Brennweiten.

Troilos Forschungsschwerpunkt ist das Wachstum des menschlichen Auges vom frühen Kindes- bis zum Erwachsenenalter. In einer Studie an Klammeraffen prüfte er das Prinzip seiner Therapie: Den Tieren wurden sogenannte Mehrzonen-Linsen angepasst, die aus sich abwechselnden Ringen mit positiven und negativen Brennweiten bestehen. Das Forscherteam fand heraus, dass die Augäpfel der kleinen Primaten schrumpften. Linsen mit variabler Brennweite schränkten außerdem das Wachstum der äußeren Bereiche ein.

Augen kurzsichtiger Menschen zeigen eine besondere Augapfelform – dieser ist bei ihnen zu lang. Betroffenen fällt es schwer, ferner liegende Objekte scharf zu sehen, daher müssen sie angepasste Brillen nutzen. Eine sich verschlimmernde Kurzsichtigkeit ist erblich, kann sich aber auch durch ein falsches Lese- beziehungsweise Sehverhalten in jungen Jahren verschärfen.

Troilo glaubt, dass seine Linse dies zumindest verlangsamen könnte. Die zentrale Hypothese: Das natürliche Wachstum des Auges lässt sich durch die Art der Bilder beeinflussen, die es in jungen Jahren zu sehen bekommt. Reguläre Linsen zur Korrektur von Kurzsichtigkeit haben nur eine einzige Brennweite und fokussieren ein scharfes Bild nur auf einen kleinen Teil der ausgedehnten Netzhaut. Weil aber auch die Peripherie der Retina auf den Bildeindruck reagieren muss, wird der Augapfel länger – das ist jedenfalls eine lange gehegte Forschertheorie. Mit dieser Verlängerung wird dann wiederum die Kurzsichtigkeit schlimmer.

Durch die Veränderung des Seheindrucks der Netzhaut-Peripherie wollen Troilo und sein Team diese Entwicklung nun stoppen. Die anpassungsfähige Kontaktlinse könnte damit die Kurzsichtigkeit im weiteren Leben vermindern helfen oder sie sogar vollständig korrigieren – das ist zumindest die Hoffnung. Die Studie an Klammeraffen unter der Überschrift "The effect of simultaneous negative and positive defocus on eye growth and development of refractive state in marmosets" ist im Journal "Investigative Ophthalmology & Visual Science" erschienen. Noch ist unklar, ob und wann die Idee kommerzialisiert wird. (bsc)