Mit Abkürzungen zur Lösung des Kryptorätsels LCS35

Die Lösung des Kryptorätsel LCS35 sollte mindestens 35 Jahre dauern. Ein belgischer Entwickler und ein US-Team waren unabhängig voneinander deutlich schneller.

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Kryptorätsel LCS35 nach 20 Jahren gelöst
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Klaus Schmeh
Inhaltsverzeichnis

Ein Time-Lock-Puzzle ist ein mathematisches Rätsel, dessen Lösung nicht besonders schwierig, dafür aber sehr zeitaufwendig ist. Dieser Zeitaufwand kann trotz Computerunterstützung durchaus in der Größenordnung von Jahren oder Jahrzehnten liegen. Ist die Lösung ein kryptografischer Schlüssel, dann kann man mit einem Time-Lock-Puzzle quasi Nachrichten in die Zukunft schicken. Erst wenn die Lösung des Rätsels gefunden ist, ist es möglich, eine damit verschlüsselte Mitteilung zu entschlüsseln. Man bezeichnet diese Anwendung eines Time-Lock-Puzzles auch als Timed-Release Crypto.

Ein makabres Beispiel für Timed-Release Crypto lieferte der amerikanische Serienmörder Joseph Duncan. Vor seiner Verhaftung im Jahr 2005 führte er ein PGP-verschlüsseltes Tagebuch, in dem er seine Taten im Detail beschrieb. Auf seiner Webseite schrieb er, dass es in 30 Jahren vielleicht möglich sein werde, die Verschlüsselung zu lösen. Dadurch werde die Welt – mit entsprechender Verspätung – von seinen mörderischen Gedanken erfahren.

Das bisher bekannteste Time-Lock-Puzzle LCS35 stammt vom Kryptologen und RSA-Miterfinder Ronald L. Rivest. Er stellte es 1999 anlässlich einer Feier zum 35-jährigen Bestehen des Informatiklabors LCS am Massachusetts Institute of Technology (MIT) der Öffentlichkeit vor. LCS35 basiert auf der folgenden einfachen mathematischen Gleichung (die Werte von t und n sind bekannt; n ist das Produkt zweier Primzahlen, die jedoch nicht bekannt sind):