Kryptowährungen: Spezialchips übernehmen die Macht

Die chinesische Firma Bitmain dominiert den Markt für maßgeschneiderte Hardware zum Mining von Bitcoin & Co. Der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten.

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Kryptowährungen: Spezialchips übernehmen die Macht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Mike Orcutt
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Die wohl am stärksten gehypte Eigenschaft von Kryptowährungen ist die Tatsache, dass sie dezentral funktionieren – keine Einzelperson, keine Firma oder keine Organisation soll in der Lage sein, die Zukunft eines "Coins" zu bestimmen. Doch diese Vorstellung könnte künftig überholt sein. Für dieses Gleichgewicht der Macht existiert eine existenzielle Bedrohung: So genannte ASICs, speziell auf das Mining von Kryptowährungen abgestellte Prozessoren.

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ASIC steht für "Application-specific integrated circuits", also anwendungsspezifische integrierte Schaltungen. Sie erledigen die für das Mining notwendigen Berechnungen viel effizienter, als das Standardhardware könnte. Miner könnten aber selbst mit ASICs nicht das Ziel der Dominanz über eine Währung erreichen – wäre da nicht eine Firma, die den Markt langsam aber sicher zu beherrschen scheint. Sie hört auf den Namen Bitmain und stammt aus China.

Doch ganz konkurrenzlos ist die Firma nicht. So versucht etwa David Vorick, Gründer des drei Jahre alten Dateispeicherdienstes Sia, der auf Blockchain-Technik aufsetzt, den Goliath der Mining-Industrie anzugreifen. Der Unternehmer hat dazu eine eigene Firma namens Obelisk gegründet, die ASICs herstellen und damit gegen Bitmains ständige Produktion neuer Systeme angehen soll. Hinzu kommt eine neue Taktik der Krypto-Gemeinde: Sie will Coins "ASIC-resistent" machen, indem sie ihre Software anpasst. Die Hoffnung ist, große Mining-Konzerne wie Bitmain zurückzuschlagen. Vorick glaubt allerdings nicht daran: Diese Versuche seien nutzlos.

Er selbst hat direkte Erfahrung darin: Bitmain schaffte es, früher als Obelisk mit einem ASIC auf den Markt zu kommen, das Siacoins minen kann. Die Hardware von Obelisk benötigt noch mindestens zwei Monate. Vorick zufolge hat ihn dieses Erlebnis davon überzeugt, dass ASICs kaum zu schlagen sind. Die Hardwarehersteller hätten so viel Gestaltungsfreiheit, dass es "immer einen Weg" gibt, angepasste Chips zu entwickeln, die neue Miningalgorithmen umgehen, die sie eigentlich stoppen sollten.

Der Mining-Prozess besteht aus dem Ergänzen neuer Blöcke aus Transaktionen in der Blockchain. Miner müssen dazu mit großer Rechenleistung eine spezifische Zahl erraten, die den neuen Block kryptographisch mit dem vorhergehenden verbindet – der Schlüssel dazu, die Einträge manipulationssicher zu machen. Durch das Auffinden der Zahl beweist der Miner, dass er die Arbeit geleistet hat, um die Blockchain abzusichern und bekommt dafür eine Belohnung in Form von Kryptowährung.

Nur wenige Jahre nach dem Start von Bitcoin begannen Start-ups damit, ASICs für das Kryptomining herzustellen. Nahezu alle dieser Firmen sind mittlerweile pleite, Bitmain ist die große Ausnahme. Der Konzern kontrolliert mittlerweile mehr als 70 Prozent des Marktes für Bitcoin-Mining-Hardware. Die Firma nutzt ihre Geräte zudem, um selbst im Bitcoin-Mining tätig zu sein. Und ist dabei sehr erfolgreich: Laut "Blockchain.info" kontrollieren mit Bitmain zusammengeschlossene Miningpools mittlerweile mehr als 40 Prozent der für das Bitcoin-Mining verfügbaren Rechenleistung.

Bitmain hat sein Geschäft mittlerweile erweitert und bringt nun auch ASICs für andere Formen des Mining heraus, etwa für Ether, Zcash, Monero oder Siacoin. Das wiederum ließ Nutzer und Entwickler dieser Coins fürchten, dass es Bitmain und seinen Partnern gelingen könnte, die Mehrheit der Mining-Kapazität zu stellen, was wiederum Möglichkeiten bringt, eine Währung böswillig zu attackieren oder zumindest für viel Unruhe zu sorgen. Das führte zu Rufen nach Software-Upgrades, was im Falle von Monero bereits umgesetzt wurde. Ob die ASIC-Resistenz etwas bringt, bleibt jedoch abzuwarten.

Vorick glaubt nicht daran, wie er in einem Blogposting über seine Erfahrung mit Obelisk darlegte. Er hoffe, dass dies den Menschen klar machen werde, dass die starke Miningkonzentration die Szene noch länger begleiten wird. Die nächste Frage sei nur, wie die Gemeinde damit umgehe: "Wie können wir unsere Protokolle und Designs anpassen, dass das nicht zu Katastrophe führt?"

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