Künstlerporträt: Holger Bär und die Automatisierung der Malerei

In Holger Bärs Atelier bringen alte Computer aus den 1980ern und Embedded-Systeme die Ideen des Künstlers auf die Leinwand – Farbpunkt für Farbpunkt.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Punkten mit Malmaschinen

Holger Bär stellt seine neue Malmaschine vor: Oben und unten befinden sich Walzen und ein Motor zieht ein Band mit einer Leinwand um diese herum. Auf der obersten Schiene fährt ein Maltopf hin und her, der die Farbpumpe enthält.

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Heike Jurzik
Inhaltsverzeichnis

Holger Bär turnt auf einer Leiter herum und erklärt begeistert, wie seine neueste Erfindung funktionieren soll: "Ein Motor zieht dieses Band hier um zwei Walzen herum, auf denen die Leinwand befestigt ist. Der Maltopf und die Farbpumpe sitzen in einem Wagen, der auf einer Schiene auf dem oberen Scheitelpunkt hin- und herfährt und von dort die Farbpunkte auf die Leinwand bringt." Die neue Malmaschine, die der Wuppertaler Künstler gerade baut, ist riesig und fast so hoch wie das Atelier selbst. Überall stehen und hängen seine Bilder, am Pfeiler in der Mitte des Raums sind Klettergriffe für den Pausensport angebracht, in einer Ecke stehen eine Drehbank und eine Fräse. Nicht gerade das, was man im Atelier eines zeitgenössischen Malers erwarten würde.

"Ich wollte etwas Neues machen", erzählt Bär, der vor rund 25 Jahren Malerei und Philosophie studiert hat. Er experimentierte schon damals mit Digitizern, erfasste Fernsehbilder, druckte diese aus und tupfte sie mit Ölfarbe Pixel für Pixel auf die Leinwand. Als in den 1980ern die ersten Heimcomputer auftauchten, überlegte sich der Künstler, den Entstehungsprozess seiner Bilder zu automatisieren. Maschinen sollten die digitalen Vorlagen Punkt für Punkt auf die Leinwand übertragen, so seine Vision.

"Heute ist das nichts Besonderes mehr, aber damals war das revolutionär", berichtet der Maler, der sich mit seinen "digital paintings" in der Szene nicht nur Freunde machte. "Ich musste viel darüber diskutieren, ob das nun Kunst ist oder nicht – gerade wenn es um Malerei geht, wird immer der handwerkliche Gedanke hinterfragt, und für viele Leute ist das, was ich mache, kein Handwerk mehr." Es gab wütende Briefe an Galerien, die den Untergang des Abendlandes prophezeiten, da Kunst durch Maschinen ersetzt werde. Auf der anderen Seite standen aber viele Kunstinteressierte, Galerien und auch Firmen, die Holger Bär förderten.

Das war die Leseprobe unseres heise-Plus-Artikels "Künstlerporträt: Holger Bär und die Automatisierung der Malerei". Mit einem heise-Plus-Abo können sie den ganzen Artikel lesen und anhören.