Leiser rasen

Mit dem "MotoE World Cup" startet 2019 erstmals eine Rennserie für Elektromotorräder. Sie soll an den Erfolg der Formel E anknüpfen.

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Leiser rasen

(Bild: Energica)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Chris Löwer

Der Sound of Silence kehrt jetzt auch in den Motorradsport ein. 2019 startet erstmals die Rennserie MotoE World Cup. Der Motorradsport-Verband Fédération Internationale de Motocyclisme (FIM) verspricht: "Die Fans werden Geräusche wahrnehmen, die normalerweise im Lärm der Maschinen untergehen."

Zunächst startet die Rennserie im Vorprogramm des konventionellen Motorrad-Grand-Prix: Fünf Rennen mit jeweils zehn Runden sollen gefahren werden, um Erfahrungen zu sammeln und die Serie nach und nach auszubauen – sofern Publikum und Sponsoren mitspielen.

Die Premiere sollte eigentlich am 5. Mai im spanischen Jerez sein. Doch nachdem ein Pavillon, in dem alle 18 Motorräder und Equipment untergebracht waren, Mitte März in Jerez abgebrannt war, startet der Grand Prix nun am Sachsenring am 7. Juli 2019 in Deutschland. Die weiteren Orte sind voraussichtlich Spielberg (Österreich) und Misano (Italien). Künftig sollen Rennen auch außerhalb Europas stattfinden. Nach drei Jahren will der Verband entscheiden, ob und wie es weitergeht.

Die Macher hoffen auf einen ähnlichen Erfolg, wie er der Formel E geglückt ist, der Rennserie für vierrädrige Elektroboliden. Sie setzen daher auf ein ähnliches Konzept. Auch beim Motorrad-Weltcup wird mit Einheitsfahrzeugen gefahren, und zwar auf Maschinen der italienischen Firma Energica. Mit 110 kW (150 PS) und einem Drehmoment von 200 Newtonmetern sollen sie Tempo 250 schaffen und in drei Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Für die Akkus gibt es ein Schnellladesystem. Weil aber auch damit die Batterie erst nach knapp einer halben Stunde voll ist, wird mit zwei Maschinen pro Rennen gefahren – ebenfalls eine Parallele zur Formel E.

Noch fehlt allerdings der Kick. Zwar hat der dreimalige Motorrad-Weltmeister Loris Capirossi die Maschinen Energica zufolge mitentwickelt und getestet. Doch am Ende ließ er sich nicht davon überzeugen, seinen Verbrenner stehen zu lassen und umzusatteln. So sind die zwölf Elektroteams mit 18 weniger bekannten Fahrern unterwegs. Bei den Sponsoren sieht es nicht viel besser aus. Mit dabei ist der Energieversorger Enel. Er sorgt für Saft aus erneuerbaren Quellen, sodass kein Kohlestrom verheizt wird und die Motorräder tatsächlich sauber unterwegs sind. Davon abgesehen findet sich allerdings wenig Namhaftes.

Mit diesem Mangel hatte anfangs allerdings auch die Formel E zu kämpfen. Inzwischen hat sich das geändert. Audi und Jaguar sind mit von der Partie, in der nächsten Saison werden auch BMW und Nissan einsteigen.

Ob auch der MotoE World Cup die Sponsoren fasziniert, hängt jedoch nicht nur von der Aufmerksamkeit ab, die ihm zuteil wird. Sondern auch davon, ob sie etwas zu bewerben haben. Und da sieht es nicht so gut aus, meint Michael Lenzen, Vorsitzender des Bundesverbandes der Motorradfahrer: "Die etablierten Hersteller zögern, denn es gibt von ihnen keine vernünftigen E-Motorräder, von einigen E-Rollern einmal abgesehen." Ob sich das ändert? Lenzen jedenfalls hofft darauf. "Ich begrüße diese Rennserie, denn sie ist ein weiterer Baustein, um die Elektromobilität im Motorradsektor nach vorn zu bringen", sagt er.

(bsc)