Made in Germany: Komponentenentwicklung mit NetCCM

Seite 2: Softwarezertifizierung

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Neben der plattformübergreifenden Entwicklung von Software und dem standardisierten Testen legt NetCCM mit IDE und NetCCMGenerator den Fokus auf einen weiteren wichtigen Aspekt für Entwickler: In immer mehr Branchen wird der Nachweis der Softwarequalität zu einer unvermeidlichen Voraussetzung, um Aufträge zu erhalten. Die Einführung von SPICE, CMMI oder V-Modell XT als verbindliche Qualitätsstandards durch die Auftraggeber verdeutlicht das.

Alle Standards fordern den Nachweis der Prozessqualität durch das Vorhalten von Dokumenten, sogenannten Work Products, die das Ergebnis erwarteter Prozessschritte protokollieren. Der mit dem zusätzlichen Erstellen der Dokumente verbundene Aufwand ist erheblich und findet vor allem bei Entwicklern nur wenig Zustimmung. Neben der Zusammenarbeit mit spezialisierten Beratern nimmt deshalb die Nachfrage nach Tools schnell zu, die eine Zertifizierung erleichtern.

Bei der Entwicklung von Software versucht NetCCM, alle Interessengruppen (Stakeholder) auf technischer Ebene zusammenzuführen (Abb. 4).

Allein die Nutzung von NetCCM Studio ermöglicht im Engineering-Bereich SPICE-Level 1, was andere IDEs nur über Zusatz-Tools unterstützen. Durch die Aufnahme der im unmittelbaren Entwicklungsprozess vorhandenen Informationen ist eine Reihe von für den Qualitätsnachweis erforderlichen Work Products zu generieren, wodurch sich Overhead vermeiden lässt. Damit schlägt man eine Brücke zwischen Qualitätsmanagement und Entwicklung, weil NetCCM Studio in beiden Bereichen wesentliches Potenzial aufzuweisen hat.

Das Zusammenführen von Testing und Anforderungsmanagement macht die Entwicklung von Software zwar insgesamt nicht schneller, erleichtert aber die Planung insbesondere industrieller Projekte. Hier muss man von Anfang an die Applikation planen, um ein Projekt erfolgreich zu entwickeln. NetCCM kann im Einzelfall durch die Verbindung von Tests und Anforderungsmanagement sowie der plattformübergreifenden Sprachunterstützung die kritische Bereiche gemeinsam organisieren.

Wer Anwendungen mit der IDE entwickelt, erhält als Ausgabe immer eine Assembly, die auf der NetCCM Infrastructure Runtime Environment (IRE) auszuführen ist. Dieses zweite Hauptprodukt der Berliner Softwareschmiede befindet sich derzeit noch in der Entwicklung, ist jedoch als Vorabversion verfügbar und sieht vielversprechend aus: Es vereinfacht das Deployment von Software in verteilten Umgebungen.

Die Laufzeitumgebung wird auf mehreren Cluster-Nodes installiert, und wer mit NetCCM Studio eine Assembly erstellt, kann die Runtime automatisch auf den Cluster aufspielen und dort ausführen. Sie erkennt, welche Teile der Anwendungen die IDE als Client definiert hat (Caller und Callee) und welche Komponenten auf einem zentralen Server vorzuhalten sind. Das erspart dem Entwickler zahlreiche Aufgaben bei der Planung komplexer Cluster. Aus einem in der Assembly definierten Client oder Server erzeugt IRE zur Laufzeit ausführbaren Code, der sich auf beliebigen Systemen des Cluster ausführen lässt.

NetCCM hat sich in einer Nische etabliert: komponentenbasierte Softwareentwicklung für Kunden, die über Plattform- und Systemgrenzen hinweg die Entwicklung von Software vereinfachen möchten. Dabei dient NetCCM besonders solchen Projekten, die viele komplexe Anforderungen bearbeiten müssen. Gleichzeitig ermöglicht die IDE das standardisierte Testen und Zertifizieren von Software auf einem solch hohen Niveau, wie man es von vielen anderen IDEs her nicht kennt.

Preise für NetCCM Studio und NetCCM IRE sind direkt beim Hersteller zu erfragen und richten sich nach dem jeweiligen Einsatzgebiet und der Menge der Lizenzen. Zwar ist die Firma komplett auf proprietäre Lösungen ausgerichtet, ermöglicht aber nach eigener Aussage auch die Anpassung der Software an eigene Anforderungen.

Die Dokumentation zu NetCCM Studio ist ausgereift: Es gibt für jede Programmiersprache und Systemumgebung dezidierte Handbücher, die den Einstieg in die IDE erleichtern. Es bleibt spannend, wie sich das Unternehmen NetCCM und das UCM-Konzept weiterentwickeln. In jedem Fall sieht man ein Beispiel für eine gelungene Speziallösungen im Bereich der Softwareentwicklung, die aus Deutschland kommt.

Markus Franz
ist Managing Partner der Sugoma KG in Jena. Er arbeitet dort mit Fokus auf offene Techniken und Tests von Software.
(ane)