Medikament statt Sport: Bei Mäusen klappt es schon

Positive Auswirkungen von Bewegung, die die Neigung zu Fettleibigkeit reduzieren, könnten sich auch durch einen Wirkstoff erreichen lassen, glauben US-Forscher.

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(Bild: Bukhta Yurii/Shutterstock.com)

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Fitness als Tablette? So verlockend das klingt: Bislang lassen sich die positiven Effekte, die regelmäßiger Sport mit sich bringt, durch einfach einzunehmende Medikamente nicht ersetzen. Positive Auswirkungen auf die Gesundheit spüren nur Menschen, die sich tatsächlich ausreichend bewegen. Doch könnte sich das in absehbarer Zeit ändern?

Bei Appetitzüglern womöglich schon. Ein im Blut enthaltener chemischer Stoff, von dem die Forschung annimmt, dass er vor allem durch Sport hervorgerufen wird und dabei helfen kann, Gewicht durch weniger Hunger zu reduzieren, lässt sich auch medikamentös induzieren. Dabei handelt es sich um eine Aminosäure namens Lac-Phe (N-lactoyl-Phenylalanin), die normalerweise nur bei intensivem Ausdauersport entsteht.

Das hat ein Team von Forschern am Baylor College of Medicine zusammen mit Kollegen der Stanford School of Medicine in den USA gezeigt. Ihre Arbeit, die in Nature erschienen ist, beschreibt das Stoffwechselprodukt, das mittels sportlicher Betätigung hervorgerufen wird, an Mäusen. Dort unterdrückt es sowohl Nahrungsaufnahme als auch Fettleibigkeit der Nager.

"Regelmäßiger Sport hilft bei Abnehmen, reguliert den Appetit und verbessert das Stoffwechselprofil", so Yong Xu, Professor für Kinderheilkunde, Ernährung, Zell- und Molekularbiologie am Baylor College. Das gelte insbesondere auch für übergewichtige Menschen. "Wenn wir verstehen, welcher Mechanismus beim Sport diese positiven Effekte hervorruft, könnten wir vielen Leuten dabei helfen, ihre Gesundheit zu verbessern."

Die Forscher wollten zudem herausfinden, wie Sport auf molekularer Ebene funktioniert. So könnte es möglich werden, Effekte medikamentös "nachzubauen", für die bislang tatsächliche Bewegung notwendig ist. Dazu analysierten Xu, sein Co-Autor Jonathan Long von der Stanford University und das Team das Blutplasma von Mäusen auf seine Inhaltsstoffe – und zwar vor und nach intensiven Bewegungssitzungen der Tiere. Lac-Phe zeigte sich als besonders auffällig, weil es stark anstieg.

Die Aminosäure, die aus Lactat und Phenylalanin synthetisiert wird, wurde dann von den Forschern Mäusen gespritzt. Es zeigte sich, dass dies bei fettleibigen Tieren die Nahrungsaufnahme um die Hälfte reduzieren konnte – über einen Zeitraum von zwölf Stunden. Bewegung und Energieumsatz blieben gleich. Gab man den Stoff zehn Tage lang, ergab sich ein sich verstärkender Gewichtsverlust und eine verbesserte Glucosetoleranz.

Sollten sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, ließe sich aus Lac-Phe ein Medikament machen, das etwa alten oder verletzten Menschen gegeben werden könnte. Diese hätten dann den positiven Effekt von Sport, ohne sich bewegen zu müssen (und sich gegebenenfalls (mehr) zu verletzen). Dass Lac-Phe auch einen Effekt bei Pferden und Menschen zu haben scheint, wurde ebenfalls festgestellt. In einem nächsten Schritt soll nun herausgefunden werden, wie der Stoff wirkt – insbesondere auch auf das Gehirn.

(bsc)