Microsofts Surface-Team feiert 10-Jähriges: Mit dem RT-Flop fing alles an

Am 26. Oktober 2012 stellte Microsoft sein erstes Surface-Gerät vor. Das ARM-Modell Surface RT floppte, stellte aber die Weichen für einige ikonische Hardware.

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Das Surface RT aus dem Jahr 2012.

(Bild: Microsoft)

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Microsofts Surface-Team hat die 10-Jahres-Hürde genommen und feiert sein erstes großes Jubiläum. Das ist gar keine Selbstverständlichkeit, denn der Anfang lief alles andere als rund: Der Tablet-PC Surface RT erschien am 26. Oktober 2012 und setzte die ersten Ideen um, die spätere Modelle so erfolgreich machten, blieb selbst aber wie Blei in den Verkaufsregalen liegen. Schon damals mit dabei: der Kickstand zum Hinstellen des Tablets und die abnehmbare Tastatur mit Touchpad.

Bereits die erste Präsentation des damaligen Windows-Chefs Steven Sinofsky war ein Sinnbild für das Surface RT: Während er von einer "great experience" sprach, stürzte das Tablet beim Öffnen des Internet Explorers vor versammelter Presse im Livestream ab. Kurze Zeit später räumte Sinofsky seinen Posten.

Für Microsoft war das Surface RT ein doppelt gewagtes Experiment. Es stellte nicht nur das erste eigene Tablet dar, es nutzte auch das taufrische Windows 8 – in einer ersten Version für ARM-Prozessoren, Windows RT genannt. Im Tablet steckte Nvidias ARM-CPU Tegra 3 mit vier Cortex-A9-Kernen. Der App-Support war durchwachsen und auch beim Display sorgte die Auswahl für zuckende Augenbrauen: Die Auflösung von 1366 × 768 Pixeln war selbst damals für ein Oberklasse-Gerät niedrig. Generell kam das Surface RT schlecht an, was zu Angeboten von teils unter 200 Euro und letztendlich Sammelklagen von US-Aktionären führte.

Microsofts Surface-Tablets von 2012 bis 2022 (16 Bilder)

Surface RT (2012)

(Bild: Microsoft)

Erst das Surface Pro von Anfang 2013 brachte Microsofts Hardware-Team auf die Erfolgsspur. Es wechselte von ARM auf Intels Core-i-Prozessoren (damals aus der Ivy-Bridge-Generation, also Core i-3000), verwendete ein höher aufgelöstes 1080p-Display und ließ sich im Gegensatz zum Surface RT per Stift bedienen. 4 statt 2 GByte RAM machten Windows 8 zudem fluffiger.

Windows RT wollte Microsoft damals aber noch nicht begraben. Ende 2013 folgte auf das Surface RT das Surface 2 mit schnellerer Tegra-4-CPU und besserem Display, aber mit weiterhin schlechter App-Auswahl. Schon zu dem Zeitpunkt war klar, dass der damalige Microsoft-Chef Steve Ballmer die Firma verlassen wird.

Nach Ballmers Weggang dauerte es weitere sechs Jahre, bis sich Microsoft wieder an ein ARM-Tablet wagte. Das Surface Pro X litt jedoch auch im Jahr 2019 unter der geringen App-Auswahl. 2022 dient eine x86-Emulation als Notpflaster, dem App-Support von Apples iPadOS und macOS hinkt Windows 11 on ARM aber weit hinterher.

In der Zwischenzeit hat sich Microsofts Hardware-Team an zahlreichen weiteren Geräten ausgetobt. Da wäre das Surface Book, das ein Tablet mit einer großen Docking-Tastatur kombinierte. Der Clou: In der Tastatur saßen ein zusätzlicher Akku und eine eigenständige GeForce-GPU, die die Akkulaufzeit und die 3D-Leistung des 2-in-1-Notebooks deutlich anhoben. Das Surface Studio war Microsofts erster All-in-One-PC, der als Alleinstellungsmerkmal einen aufwendigen Halterungsmechanismus verwendete, um das Display wie ein riesiges Tablet nutzen zu können.

Das Android-Smartphone Surface Duo mit zwei Displays ließ sich zuklappen. Das Surface Neo mit der gleichen Idee, aber als Notebook hat es hingegen nie auf den Markt geschafft. Andere Baureihen wie die Surface Books wurden eingestampft.

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Zudem machten Microsofts spätere Tablets Displays im hohen 3:2-Format salonfähig. Das Surface Pro 3 aus dem Jahr 2014 wechselte als Erstes auf das Seitenverhältnis, damals noch mit 2160 × 1440 Pixeln. Inzwischen sind 3:2- und 16:10-Displays bei vielen Notebook- und Tablet-Herstellern verstärkt zu finden.

Das Surface-Team ist derweil nicht von Kritik gefeit, insbesondere in den letzten Jahren. Die Geräte verwenden oft veraltete Prozessoren oder Grafikchips – erst kürzlich stellte Microsoft etwa das Surface Studio 2 mit Tiger-Lake-CPUs aus dem Jahr 2020 vor. Schenkt man Gerüchten Glauben, braucht die Firma ungewöhnlich lange für die eigenen Validierungstests.

In den vergangenen Jahren zeigte sich Microsoft außerdem nicht gerade innovationsfreudig bei seiner Hardware. Tablets und Notebooks erhalten ihre jährlichen Leistungs-Upgrades, jedoch ohne größere Änderungen am Design. So muss die Einführung von Thunderbolt 4 schon als Highlight beim Surface Laptop 5 herhalten – beim 4er-Modell gab's den Anschluss noch nicht, sondern nur beim Laptop Studio und den neuen Tablets.

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(mma)