Zehn Jahre Windows 8: Das hässliche Entlein hat Geburtstag

Windows 8 gilt bis heute als eine der schlimmsten Versionen des Betriebssystems – obwohl es viele willkommene Features einführte.

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Windows 8 polarisierte mit seiner Kachel-Oberfläche.

(Bild: c't)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Gerald Himmelein
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Böse Zungen behaupten gern, jede zweite Windows-Version sei Mist. So gesehen war es kein Wunder, dass dem Nachfolger des überaus beliebten Windows 7 von vornherein eine steife Brise entgegenwehte. Diverse fragwürdige Design-Entscheidungen bei Microsoft taten ein übriges, um Anwendern den Umstieg zu verleiden.

Vor zehn Jahren galten PCs als altes Eisen, das Volk wollte Touchscreens und Tablets. Scharenweise liefen Anwender zu Android und iOS über. Denn Windows 7 mochte viele Stärken haben, Touchscreen-Bedienung gehörte jedoch nicht dazu. Die Oberfläche war viel zu filigran, als dass man sie mit den Fingern bedienen hätte können.

Statt sich kampflos von der Konkurrenz überrollen zu lassen, holte Microsoft zum Rundumschlag aus. Ein Windows für alle hieß die Parole – für Smartphones und Tablets ebenso wie Desktops. Und so erschien am 26. Oktober 2012 Windows 8 in vier Varianten: Standard, Pro, Enterprise und RT.

Und wie reagierte die Allgemeinheit? Mit lautem Buhen und Gemoser.

Zwei Jahre zuvor hatte Microsoft "Windows Phone" für Smartphones vorgestellt. Dessen Kacheloptik hob sich optisch stark von der Konkurrenz ab und wurde vielfach gelobt. Diesen "Metro"-Look übernahm jetzt auch das Desktop-Windows – und das größte Opfer war das Startmenü.

Statt des klassischen, links unten dezent hochschnellenden Startmenüs erhielt Windows 8 einen bildschirmfüllenden Startbildschirm – für Tablets eine sinnvolle Entscheidung, auf Desktop-PCs hingegen ein sperriger Fremdkörper.

Eigentlich war er ja schick anzusehen, der Startbildschirm mit seinen farbigen Kacheln unterschiedlicher Größe. Einige Apps boten "Live-Kacheln", die direkt Informationen wie Wetter und Mail-Aufkommen anzeigten. Einem elitären Kreis von Smartphone-Besitzern war dies bereits bekannt von Windows Phone, dessen Version 8 Microsoft zwei Tage später ebenfalls vorstellen sollte.

Grundsätzlich war der Umbau des Startmenüs tatsächlich überfällig – im Vergleich etwa zum Dock von macOS sah der Windows-Launcher schon lange altbacken aus. Microsofts Alternative war jedoch zu viel des Kulturschocks – und auf Desktop-Monitoren in jedem Fall grobe Platzverschwendung.

Auch sonst eckte Metro an: Hatte Windows 7 noch abgerundete, halbtransparente Fensterränder und poppig-bunte Icons, regierte bei Windows 8 die neue Nüchternheit: Die Fenster waren jetzt kantig, es dominierten einfarbige Flächen und viele Symbole wurden auf minimalistische Konturen reduziert.

Vielleicht wäre der Aufschrei der Anwender leiser ausgefallen, wenn Microsoft den neuen Minimalismus konsequent durchgezogen hätte. Stattdessen war Windows 8 überall anzumerken, dass es ein Schnellschuss war. Selbst heute, zehn Jahre später, bleibt die Touch-Optimierung der Windows-Oberfläche ein Flickenteppich.

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Zur Einrichtung des Systems mussten sich Anwender mit zwei Anwendungen herumschlagen, die unterschiedlicher nicht sein konnten: Die neue "Einstellungen"-App war für Tablets optimiert, bot aber nur rudimentäre Konfigurationsmöglichkeiten. Irgendwann landete man bei Optionen, die sich nur in der traditionellen "Systemsteuerung" anpassen ließen – die für Maus und Tastatur gedacht war, nicht für ungelenke Wurstfinger.

Hinzu kam, dass einige Touch-Funktionen am Desktop-PC eher im Weg waren, etwa die Hotspots an den Bildschirmrändern. Immerhin reagierte Microsoft hier relativ schnell mit Möglichkeiten, die Hotspots zu deaktivieren.