Mikroplastik: EU knöpft sich Kunstrasen vor

Die beliebten Spielflächen sind zwecks Dämpfung mit Plastikgranulat durchsetzt, das leicht in die Umwelt gelangt. Die Europäische Chemikalienagentur untersucht das Problem.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Mikroplastik: EU erwägt Kunstrasenverbot

(Bild: Photo by Ben Hershey on Unsplash)

Lesezeit: 2 Min.
Inhaltsverzeichnis

Für viele Sportvereine sind sie das Größte: Kunstrasenplätze, die nervige Sand- und Aschebahnen (sowie Naturrasen) ablösen und so Trainingsarten wie Fußball fast das ganze Jahr über erlauben.

Das Problem: Damit die Plätze für die Sportlerinnen und Sportler weich genug bleiben, werden auf ihnen neben den Kunstfasern für den Kunstrasen selbst auch Plastikkügelchen aufgebracht, die sich wiederum sehr leicht in der Umwelt verteilen können. Das Granulat aus Kunststoff bildet somit eine weitere Quelle der Mikroplastikverschmutung, die doch eigentlich reduziert oder ganz vermieden werden sollte.

Auf der Ebene der Europäischen Union ist man mittlerweile auf das Problem aufmerksam geworden – und hat nun die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) damit beauftragt, die potenziellen Umweltgefahren durch Kunstrasenplätze zu überprüfen. Die ECHA hatte das dort verwendete Granulat bereits Anfang 2019 offiziell als Quelle von Mikroplastik tituliert, nun stehen weitere Untersuchungen an. Diese könnten, so befürchten es zumindest große Sportorganisationen wie der Deutsche Fußballbund (DFB), zu einem Verbot der Plätze führen. Laut dessen Einschätzung könnten bis zu 5.000 Anlagen allein in Deutschland betroffen sein.

Allerdings gab es von der ECHA zunächst Entwarnung. Ein sofortiges Verbot wird es ebenso wenig geben wie eine schnelle Grundsatzentscheidung. Denn die Europäische Chemikalienagentur will sich zunächst bis 2020 Zeit nehmen, um ihre Prüfungen abzuschließen. Dabei soll auch erforscht werden, welche Alternativen es zum Plastikgranulat gibt. Dazu gehören etwa Schnitzel aus Kokosnuss oder Kork.

Ein Sprecher der ECHA sagte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", ob die EU-Kommission ein Verbot von Plastik-Einstreumaterial für Kunstrasensportplätze vorschlagen wird, stehe noch längst nicht fest. Die ECHA sei "in einer frühen Phase der Meinungsbildung". Denkbar wäre ein Verbot wohl frühestens ab 2022.

Tatsächlich handelt es sich nicht um ein Problem, das nicht zu unterschätzen ist. Laut "SZ" werden von Platzwarten pro Jahr mehrere Hundert Kilogramm pro Platz "nachgelegt", weil sich das Granulat in Richtung Umwelt aufmacht. Rückhaltemöglichkeiten werden bislang nur nach und nach eingebaut, zudem klebt die Streu auch an Schuhen und Kleidung.

Laut Fraunhofer Institut werden pro Jahr rund 330.000 Tonnen an Mikroplastik in die Umwelt entlassen. Hauptursache sind mit gut 33 Prozent Abrieb durch Autoreifen, die schon lange nicht mehr aus Gummi bestehen, sondern aus Kunststoff.

(bsc)