Mini-Raketen aus Deutschland

Kleinere Satelliten brauchen immer kleinere Raketen. Drei deutsche Start-ups wollen nun eigene „Microlauncher“ bauen. Auch eine Startrampe ist im Gespräch.

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(Bild: Rendering: HyImpulse)

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Von
  • Alexander Stirn

Waren Erdbeobachtungssatelliten vor einiger Zeit noch so groß wie Busse, findet dieselbe Technik nun Platz in ein paar Schuhkartons. Dickschiffe wie die Ariane 5, die mehr als 20 Tonnen in den Orbit wuchten können, werden dafür kaum noch benötigt. Stattdessen entstehen rund um den Globus „Microlauncher“, „Nanorockets“ oder schlicht „Kleinraketen“, wie das Magazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 1/2021 berichtet (jetzt am Kiosk oder online zu bestellen). Allen gemein ist, dass sie zwischen einigen Dutzend Kilogramm und gut einer Tonne Nutzlast ins All bringen sollen.

Die Europäische Raumfahrtagentur Esa hat Ende 2019 – auf Initiative Deutschlands – ein eigenes Förderprogramm dafür aufgelegt. Insgesamt rund 30 Millionen Euro sollen bis zu drei Unternehmen für die Entwicklung und den ersten Start einer Kleinrakete erhalten. Die Finalisten dieses sogenannten Microlauncher-Wettbewerbs stehen bereits fest. Es sind, wenig überraschend, genau jene drei Start-ups, auf die das Programm von Anfang an zugeschnitten worden ist: Isar Aerospace aus Ottobrunn bei München, HyImpulse aus dem württembergischen Neuenstadt am Kocher und die Rocket Factory Augsburg.

Auch eine Startrampe könnte in Deutschland stehen. Nur wo? Seit Monaten macht der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Stimmung für einen nationalen Nanorocket-Startplatz – am liebsten mitten in der Nordsee. Da Raketen bei Startproblemen zurück zur Erde stürzen können, brauchen sie rundum viel freie Fläche; an Land, aber auch an den deutschen Küsten, wird das eng. Man führe dazu Gespräche, sagt Thomas Jarzombek, Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung. Der Prozess sei aber „noch nicht abgeschlossen“. Bevor die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, müsse ein Bedarf für den Start von Microlaunchern in Deutschland erst festgestellt werden. Jarzombek betont zudem, dass der Bund solch eine Startrampe nicht selbst bauen werde: „Das muss ein kommerzieller Betreiber machen, der dann auch bereit sein sollte, ins Risiko zu gehen.“

TR 1/2021

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 1/2021 der Technology Review. Das Heft ist ab dem 17.12.2020 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:

Die drei deutschen Raketenbauer haben ohnehin andere Pläne – und die erscheinen deutlich praktikabler als eine schwimmende Plattform inmitten von Offshore-Windrädern und Schifffahrtslinien: Isar Aerospace setzt auf Kourou in Französisch-Guayana, wo auch die europäischen Ariane-Raketen starten. Die Rocket Factory Augsburg blickt ebenfalls nach Südamerika, will alternativ aber auch in Andøya starten, an der Westküste Norwegens. Und HyImpulse vertraut auf Kiruna: Von dem schwedischen Startplatz nördlich des Polarkreises starten seit Jahrzehnten suborbitale Forschungsraketen – behelligt nur von ein paar Rentierherden.

(grh)