Missing Link: Der Herr der Routen – vom funktionierenden Netz und den Grundlagen

Das Internet in Deutschland wird zum Mittdreißiger und die, die es mal aufgebaut haben, verabschieden sich aus dem Berufsleben. Ein Gespräch mit Rüdiger Volk.

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(Bild: Graphics Master/Shutterstock.com)

Lesezeit: 34 Min.
Von
  • Monika Ermert
Inhaltsverzeichnis

Rüdiger Volk

Auf Twitter, Facebook oder sonstwelchen Social Media Plattformen wird man ihn vergeblich suchen. "Warum die Datenkraken bedienen", fragt Rüdiger Volk. Dabei hat er dem Netz in Deutschland den Weg bereitet. Er hat der Telekom das Internet beigebracht, da hatte er schon IP-Adressen für die ersten deutschen Netzwerker besorgt, eine Standleitung über den großen Teich geschaltet und als DE-NIC Verwalter die ersten de-Adressen ausgegeben. Wie konnte der Interne Nerd der ersten Stunde es 25 Jahre beim ehemaligen Staatsmonopolisten aushalten. Wir haben ihn gefragt.

"Missing Link"

Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.

Wie kam es eigentlich zu deiner Taufe als "Herr der Routen", von wem stammt der Titel?

Rüdiger Volk: Also, ich kannte diesen Titel nicht, bevor ich zu diesem Interview eingeladen wurde.

Er bezieht sich auf deine Tätigkeit als Routing Chef bei der Deutschen Telekom seit den 90er Jahren, oder?

Rüdiger Volk: Davon gehe ich aus.

Aber bis dahin hast du eigentlich auf der "Gegenseite" der Telcos gearbeitet, bei denen die das Internetprotokoll erst einmal in Deutschland heimisch gemacht haben…..

Rüdiger Volk: Ich habe mein Diplom in Informatik im Sommer 81 in Dortmund gemacht und habe dann erst einmal meinen Zivildienst angetreten. Ich hatte mir das Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke ausgesucht, genauso wie zufällig auch Axel Pawlik (EUnet/DE-Mitbegründer und später RIPE NCC Geschäftsführer, d. Red.) und Daniel Karrenberg (RIPE Mitbegründer). Wir sind uns dort nie über den Weg gelaufen, und haben erst hinterher festgestellt, dass es diese Koinzidenz gab.

Beide hast du dann an der Uni Dortmund wieder getroffen…

Rüdiger Volk: Ich hatte zeitweise daran gedacht, dass die neue Universität Witten-Herdecke auch ein Rechenzentrum braucht. Aber mein fachlicher Ratschlag stieß im Gemeinschaftskrankenhaus auf taube Ohren und vielleicht hat der Informatiker ja wirklich zu viel und zu teures Spielzeug verlangt. Daher bin ich 85 an meine Alma Mater zurückgegangen und da sah mich da in der Situation, dass drei Studenten, inklusive Daniel Karrenberg, ein Projekt gestartet hatten, Computer Networking unter dem Label EUnet auf der Basis von UUCP zu veranstalten.

UUCP - Unix to Unix Copy Protocol, es waren also Studenten, und gar nicht Professoren, die dem Internet Leben eingehaucht haben….

Rüdiger Volk: In Dortmund ganz bestimmt. Wenn Karrenberg und seine Kollegen zu dem Zeitpunkt, als ich an die Uni Dortmund zurück gekommen bin, nicht all diese Dinge aufgesetzt hätten, wäre mein Leben vielleicht auch gänzlich anders verlaufen. In dem Monat, in dem ich zurück gekommen bin, haben die das erste Mal Rechnungen an ihre EUnet Kunden geschrieben. Sie hatten ein Dutzend Kunden und das war alles noch ziemlich klein, aber die Idee, dass eine Universität für Kunden Rechnungen schreibt, war für den Chef und die Verwaltung….

..revolutionär..

Rüdiger Volk: Absolut. Meine eigentliche Aufgabe an der UniDO war der Aufbau des lokalen Informatik-Fachbereichsnetzes. Ich erinnere mich schwach an Papiere, die vorgelegen haben und in denen offensichtlich Leute auch entlang der Kampflinien der sogenannten "Protocol Wars" alles mögliche philosophiert haben. Die Weichen waren aber klar für ein pragmatische Vorgehen gestellt.

Der Protokollkrieg zwischen ISO/OSI und TCP/IP….

Rüdiger Volk: Ja. Praktisch haben aber einfach 15 Meter dickes gelbes Kabel – das physikalische Medium des ersten Ethernet-Standards 10 Mbit – zwei Unix Maschinen der Universität verbunden. Auch die Planung für das Netz der Informatik Rechner Betriebsgruppe (IRB) war weitgehend fertig, und bestand darin, einen Kilometer gelbes Kabel in den zweieinhalb Gebäuden, die wir hatten, zu verlegen – und das war TCP/IP.

Das war schon Internet?

Rüdiger Volk: Also, es war TCP/IP. Auf der Vax des Fachbereichs lief ein vorab gepatchtes 4.2 BSD. Das war Ausgangspunkt für die TCP Implementierung und hat praktisch alles geliefert, was für die spätere globale TCIP/IP Implementierung notwendig war. Die "Protocol Wars" hab ich im ersten Anlauf nicht wirklich verstanden, weder technisch noch politisch. Das Deutsche Forschungsnetz, das DFN, lief natürlich auf politisch vollständig korrekter Schiene…

(Bild: asharkyu/Shutterstock.com)

Der ISO/OSI-Standard?

Rüdiger Volk: ISO/OSI ist ja noch keine Definition für ein interoperables Netz, schon weil sich die reizvolle Frage stellt, was ist denn dabei der unterste Layer. In Europa war diese unterste Schicht X.25 und die Vorstellung war, dass man damit eigentlich gar keine Transportebene mehr braucht, weil X.25 ja schon so unglaublich zuverlässig ist.
Es gab auch in der UniDo Sponsoring seitens des DFN. Unser Fachbereich hatte eine sogenannte X.25 Untervermittlung und einen X.25 Zugang an das öffentliche Netz.

TCP/IP und X.25 lebten also nebeneinander?

Rüdiger Volk: Mein damaliger Direktor, Dr. Peter, war anders als das bei anderen Rechenzentren war, direkt in der Abteilung aufgehängt. Das IRB Rechenzentrum war also nicht unter der Fuchtel von irgendeinem Lehrstuhlinhaber mit speziellen Forschungsinteressen. Für den Fachbereich war das eine gute Sache, weil zentral, neutral und zum Nutzen des gesamten Fachbereichs was Ordentliches geliefert wurde. Zu den damals geleisteten Vorarbeiten gehörte auch eine Diplomarbeit, die C für BS 2000 verfügbar gemacht hat. Der Mainframe mit BS2000 Betriebssystem war das dicke Eisen, mit dem man in der Internet Steinzeit Rechenzentren begründet hat. Zugleich hat mein Büronachbar ein vom DFN gesponsertes Projekt, das OSI Transport auf einem Siemens Rechner zu Laufen bringen sollte.

Lasst hundert Blumen blühen…

Rüdiger Volk: Interessant war natürlich, was funktioniert hat. Wir haben Sachen gemacht, die unmittelbar und pragmatisch eingesetzt werden konnten, ob das nun UUCP für die Weitstreckenkommunikation war oder TCP/IP in unserem lokalen Netz. Die Kleinigkeit, dass wir für Kunden Rechnungen geschrieben haben, ist natürlich ein wunderschönes Indiz dafür, dass da etwas funktioniert hat. Denn wer würde sonst die Rechnung bezahlen.
Das war der Punkt, an dem ich persönlich die Politik damals nicht verstanden habe. Einerseits war da etwas, was sofort einsetzbar war. Andererseits förderte man ein politisch korrektes Networking mit dem DFN. Der DFN Verein hatte jahrelang kein Netz und auch weitgehend keine Produkte, verwies aber immer darauf, wir machen das alles richtig, und damit das alles richtig gemacht wird, können wir im Augenblick nichts unterstützen, was praktisch funktioniert. Denn damit würden wir Abhängigkeiten schaffen und die Leute müssten nachträglich migrieren. Dieser Konflikt hat sich wirklich lange hingezogen, im Endeffekt bis nach 90.

Erst dann bekam das DFN ein eigenes IP-Netz….

Rüdiger Volk: Naja, es war die Community, die das IP-Netz implementiert und dem DFN abverlangt hat, dies über das ab 90 breitgestellte X.25-Netz "WIN" des DFN zuzulassen. Aber die Philosophie des Sonderwegs hat mindestens noch bis 91 fortgewirkt. Damals habe ich bei einem offiziellen Arbeitskreis Meeting des DFN nachgefragt, wie sie darauf reagieren wollen, dass eine Woche zuvor das britische Forschungsnetz beschlossen hatte, dass beim nächsten Entwicklungsschritt ihrer Netzinfrastruktur IP das bislang eingesetzte X.25 Protokoll ablösen soll. Auf meine Frage an die DFN Vertreter, ob sie diesen Schritt auch in Betracht ziehen könnten, bekam ich zur Antwort: Nein, wir werden IP überspringen und direkt von X.25 auf ATM (Asynchronous Transfer Mode, d. Red.) gehen.

Gab es denn für die Alternativen Chancen, doch noch durchzustarten, mit etwas mehr Zeit….

Rüdiger Volk: Ich glaube nicht wirklich. Einar Stefferud (ARPA Pionier, d. Red.) hat mal den reizvollen Auspruch getan 'OSI is a wonderful dream and the Internet is living it‘. Bei den OSI Definition haben wirtschaftliche und politische Einflüsse in die Designs hineingewirkt. Der Effekt war, dass man Protokolle mit Haufenweise Optionen definiert hat, damit man alle, die irgendwelche Wünsche hatten, befriedigen konnte. Dann hat man aber irgendwelche Gremien gebraucht, um Profile zu definieren, von denen man angenommen hat, dass sie interoperieren würden.

Und das hat einfach nicht so gut funktionert?

Rüdiger Volk: Ich will gar nicht behaupten, dass in der ISO konstruktive Beiträge überhaupt nicht gezählt haben. Aber bei der ISO oder CCiTT (Commité Consultatif Internationale Télégrafique et Téléfonique, d. Red.) oder heute der ITU (Interrnationale Fernmeldeunion, d. Red.) wird die Frage, wie funktional ist eine Idee, was bringt sie praktisch, mindestens durch politische Kräfteverhältnisse abgeschmeckt.
Ich habe die politischen Prozesse damals nicht genau verfolgt. Aber es war klarerweise eine Zeit, in der die Telekommunikationsmonopolisten noch sehr starke Positionen hatten. Bevor die Deregulierung des Marktes einsetzte, bewegten sich Aktivitäten wie das EUnet bei der UniDo in einer juristischen Grauzone.

(Bild: Christoph Burgstedt/Shutterstock.com)

Ist heute die IETF soweit, dass sie ebenso versucht, einen Haufen Optionen zuzulassen, immer noch einmal einen Schnörkel dran zu machen….Macht das Internet heute die selben Fehler wie OSI in den 80ern….

Rüdiger Volk: Jon Postel hatte sich mal zum Verlust des Einfachheitsprinzip geäußert und wenn ich mir die IETF Aktivitäten heute anschaue, gibt es sicherlich eine Menge, was mit diesem Postel Zitat bedient werden sollte. Allerdings kann man Newcomern und neuen Wettbewerbern kaum sagen, was ihr da an neuen komplizierten Ideen mitbringt, entspricht unseren Dogmen nicht. Lest das Buch, erwerbt die Religion, und dann können wir weiter verhandeln. Das geht nicht mehr.

Von Jon Postel hast du auch die ersten IP Adressen geholt?

Rüdiger Volk: Nein, ich habe die Adressen vom SRI-NIC (Stanford Research Institute) bekommen. Im Sommer 89 bin ich das erste Mal zur IETF, nach Stanford gefahren, es war die 14. IETF, und anschließend auch beim SRI-NIC vorbeigegangen. Das war um die Ecke, Ravenswood Avenue 333. Im darauf folgenden Sommer gab es bei der IETF in Vancouver, der ersten außerhalb der USA, zwei entscheidende Überlegungen. Vint Cerf zeigte mir den entsprechenden – ganz frischen – RFC 1174, der einerseits die Dezentralisierung der Adressvergabe vorgeschlagen hat. Das hatten wir auf europäischer Seite bereits diskutiert und den Namen NCC (Network Coordination Center), operativer Arm des RIPE (Réseaux IP Européens, d. Red.), hatte ich soweit ich mich erinnere schon erfunden. Zweitens, sollte der so genannte 'connected-Status‘ abgeschafft werden, den man damals zwingend haben musste, um zu dokumentieren, dass die eigene Nutzung der Adressen den Anforderungen der National Science Foundation (NSFnet), und das heißt der US Regierung, entsprach.

Da gab es dann schon interkontinentales Internet?

Rüdiger Volk: 89 haben wir damit angefangen, globales Internet richtig auszurollen. Es gab davor schon ein paar dünne gesponserte IP-Leitungen, zum Beispiel zu Peter Kirstein beim University College of London. Bei allen Verdiensten von Peter würde ich es so beschreiben: er hat dafür gesorgt, dass das Internet das Vereinigte Königreich erreicht und dann hat er mit seinen Gateways sicher gestellt, dass dort die Coloured Books Protokolle in OSI Orientierung in Reinkultur laufen konnten. Vielleicht bin ich ungerecht, aber für viele Jahre ist das der Status der Dinge gewiesen…..

Und die deutschen Transatlantik-Schaltungen?

Rüdiger Volk: Die Karlsruher haben mit CSNet kooperiert. Zunächst haben in den USA nur Institute, die zum militärisch-industriellen Komplex gehörten oder in diesem Dunstkreis Projekte hatten, Zugang über das ARPAnet bekommen. Csnet, später NSFnet, sollte darüber hinaus normalen Informatik Departments einen Anschluss bieten. Das war so organisiert, dass dafür nicht zwingend eine IP-basierte Standleitung gebraucht wurde, sondern das konnte auch gewählt werden. Und die Karlsruher haben mit CSNet kooperiert und haben die Interkonnektion über so eine Wählverbindung gemacht.
Wir in Dortmund haben dagegen das UUCP Networking für den verkauften Dienst verwendet, und das über unser hausinternes Internet angeschlossen. Unsere Nord-Rhein-Westfälische Landesregierung hatte irgendwann den Universitäten Standleitungen geschenkt. Um politisch korrekt zu bleiben, hatten wir auf diesen geschenkten Leitungen das Hochschulnetz NRW laufen lassen und X.25-Leitungen zwischen den Universitäten geschaltet. Aber mit einigen Kollegen haben wir auch einen IP-Betrieb darüber organisiert. Das haben wir übrigens auch auf den vom DFN teilweise gesponserten öffentlichen X.25 Verbindungen gemacht, mit den Instituten, die interessiert waren.

Ihr wart praktisch Piraten….

Rüdiger Volk: Naja, auf jeden Fall wurde der X.25 Verkehr zur Europäischen EUnet Zentrale in Amsterdam irgendwann ein interessanter Kostenfaktor. Da haben wir tatsächlich eine analoge Standleitung von Dortmund nach Amsterdam aufgebaut. Ich bin immer noch begeistert, dass mir irgendeine Postdienststelle damals empfohlen hat, die neue Option "für besondere Qualität" für meine Leitung anzufordern – und zu bezahlen. Außerdem riet er zu einem bestimmten Modemtyp und hat versprochen, dass ich auf einer solchen Standleitung dann 19,2 Kilobit fahren kann.

Was hat die analoge Standleitung denn gekostet?

Rüdiger Volk: Ich weiß es nicht mehr genau, aber sicher etliche Tausend Mark im Monat. Wir haben auf diese Leitung dann aber auch Verkehr verlagert, der vorher Volumen-tarifiert war, und aus den Erlösen des EUnet Betriebs haben wir dann den ersten Cisco Router beschafft, so wie die Amsterdamer Kollegen einen hatten. Dann konnten wir auf der Standleitung in X.25 eingetütet im Multiplex zu UUCP IP auf europäischer Ebene veranstalten. Von Amsterdam aus ging es im Lauf von 89 über eine 64 Kilobit-Leitung, die Rick Adams von Uunet hatte, über den Atlantik und dann hatten wir IP bis dort, über eine Standleitung. Ich hatte zwar keinen Connected Status, aber ich hatte von Stanford, beziehungsweise von Cisco Labs im Sommer 89 tatsächlich das erste mal Pakete ausgetauscht.

(Bild: Carlos Amarillo/Shutterstock.com)

Der Start des Internet…..

Rüdiger Volk: Wirklich losgegangen ist der Service zum Jahreswechsel 89. Mir ist die Koinzidenz immer unheimlich bewusst, dass mit dem Fall der Berliner Mauer auf einmal auch das globale öffentliche Internet angefangen hat loszumarschieren. Im Dezember 89 haben wir für die UniDo die Angebote für den globalen Internetservice raus geschickt. Wir hatten nicht viele Kunden, und die mussten sich für ihren Verkehr eine 19.2 Kilobit-Leitung teilen.

Wer hat den nun die Nase vorn gehabt, UniDo oder Karlsruhe? Das DFN nicht, richtig?

Rüdiger Volk: Das DFN keinesfalls. Die ehemaligen Kollegen aus Karlsruhe, rund um Professor Zorn, haben eine sehr viel heftigere Begabung, öffentlich auf sich hinzuweisen. Meine Dortmunder Kollegen beklagen manchmal, dass wir und ich da zu wenig getan haben. Meine Sichtweise wäre die, wir haben aus verschiedenen Kondensationskernen heraus eine Community aufgebaut, die das Internet aufgebaut hat und die das übrigens auch vom DFN verlangt hat.
Davon abgesehen, die IP-Verbindungen, die rund um Dortmund über unsere Cisco Router aufgebaut worden sind, habe ich natürlich viel deutlicher gesehen als das, was rund um Karlsruhe passiert ist. Mit einem gewissen Bias würde ich also sagen, das UniDo Netz war prägender . Man darf aber auch Stuttgart mit dem dortigen Supercomputing Center nicht vergessen. In Bezug auf Comunity und Capacity Building in BaWü waren Stuttgart und dort Paul Christ und Jochen Brüning mindestens so wichtig wie die Freunde um Professor Zorn.

Du hast selbst in der Zeit ein paar zentrale Funktionen übernommen...

Rüdiger Volk: Ich hatte die Verwaltung des Domainnamenraums delegiert bekommen. Ich hatte IP-Adressraum besorgt, den ich verteilen konnte, ich hatte auch die Kundenbeziehungen vom EuNet und zentrale Aufgaben beim NRW Netz. Ich war praktisch der lokale Postel. Naja, das passt nicht ganz. Entscheidend war jenseits von Namen und Nummern, einen Nutzungsmodus dafür zu haben, wie man das X.25 Netz tatsächlich vernünftig als IP Netz verwenden konnte. Was muss ich an Adressvergabe veranstalten und welche Begleitinformation werden gebraucht, damit alle Teilnehmer ihren Router Anschluss vernünftig konfigurieren konnten. Darum habe ich mich gekümmert.
Für die Gesamtheit dieser Aufgaben habe ich dann den Namen DE-NIC eingeführt. Damit hatten wir in Dortmund sicher die Nase vorn, mit einem Beitrag für Strukturierung und Koordination die ersten Jahre des Internet-Betriebs in Deutschland. Dabei stellten sich dann im Lauf der Zeit auch Fragen der Finanzierung und Organisation zur Sicherstellung der erforderliche Koordination, administrativen Funktionen und deren technischen Umsetzug – vertrauenswürdig im Sinne der Nutzer und Community. Mit DE-NIC haben wir unter erheblichen Anfechtungen den Weg offengehalten, der für Deutschland dann letztlich mit der Genossenschaftsgründung DENIC eine Lösung gefunden hat.

Vom TCP/IP Pionier, DE-NIC-Urvater und eigener deutscher IP-Adressvergabestelle zu dem, der Internet für den Monopolisten macht, war das nicht ein ziemlicher Kulturschock?

Rüdiger Volk: Den Kulturschock haben wir abgemindert. Die Telekom hatte mich gefragt, wo sie die neue Sonderstelle Internet einrichten solle, von der aus ich meine Aktivitäten für das Unternehmen starten sollte, in Darmstadt oder woanders. Und ich habe gesagt, nee, Darmstadt liegt mir nicht so, Münster ist mir lieber. Auf die Art und Weise ist da Distanz geblieben. Für den Start ist das auch nicht schlecht gewesen. Die Nachteile haben erst sehr viel später zugeschlagen.
Als ich zum Gespräch in der Generaldirektion der am 1.1.95 frisch als AG instantiierten Deutschen Telekom eingeladen wurde, waren die unmittelbar Internet bezogenen Aktivitäten zu erklecklichen Teilen schon Vergangenheit. Der Netzbetrieb war schon ein paar Jahre vorher als EUnet/DE ausgegründet worden. Zuletzt hatte ich mehr DE-NIC Verwaltung gemacht, aber die wanderte dann von der UniDo nach Karlsruhe ab. Und ich hatte...

nichts mehr zu tun, das Internet war fertig….

Rüdiger Volk: Ich bin in Dortmund gefragt worden, ob ich wissenschaftlich weiterarbeiten will. Zugleich hatte ich mir schon Gedanken über die Deregulierung des Telekommunikationsmarktes gemacht. Die Internetveranstaltung war absehbar das, was zukunftsorientiert war und die ehemaligen Staatsmonopolisten hatten alle keine Aktien da drin und würden im Laufe der Deregulierung in diesen sich bereits entwickelnden Markt eintreten. Die spannende Frage war, wie das funktionieren würde. Als ich die Einladung zum Jobinterview bekommen habe, war mir schnell klar, dass ich da der externe Experte für den Aufbau dieses ganz neuen Zweiges sein kann. Ich habe da gesessen und überlegt, wenn ich jetzt nein sage, frage ich mich die nächsten 40 Jahre vielleicht, Mann, was hab ich da verpasst.

Also kein Kulturschock?

Rüdiger Volk: Den Kollegen, die mich damals fragten, ob ich denn nun auf die dunkle Seite gewechselt sei, habe ich gesagt, die dunkle Seite heißt Microsoft. Natürlich hat es in den folgenden Jahren immer wieder Situationen gegeben, in denen man mir bedeutet hat, jau Volk, Sie verstehen nicht richtig, wie hier gearbeitet und organisiert werden muss. Ich habe habe mit der Zeit gelernt, dass effizientes Arbeiten in einem Unternehmen mit 180.000 Kollegen anders organisiert werden muss als in einer kleineren Organisation. Dass es dabei auch Dinge gibt, die auf Traditionen beruhen und die nicht so hilfreich sind, war meine Erwartung, und diese Einschätzung finde ich bis heute bestätigt.

Kannst du beschreiben, wie du der Telekom IP nahegebracht hast?

Rüdiger Volk: Ich glaube, das Verständnis, was da zu tun ist, musste sich über längere Zeit entwickeln. Ich gehörte zu einer kleinen Truppe, die mit dem Auftrag los geschickt wurde, sich um Internet zu kümmern. Die war in der Abteilung von Erik Danke angesiedelt, und das bedeutete, dass man das Projekt zunächst mit einer BTX Brille betrachtete. Bei BTX wurden die Endgeräte relativ dumm gehalten und das Netz hat Dienste produziert. Das ist so ziemlich das genaue Gegenteil des Internet Paradigmas. Die Vorstellung war also erst mal, dass man etwas tun musste, um die BTX Dienste anzureichern. Die Idee, dass es sinnvoll wäre, sich als globaler Tier one IP Carrier zu positionieren, geschweige denn, dass ein IP Netz die Basis für alles sein sollte, das hat einige Zeit gebraucht.

(Bild: agsandrew / Shutterstock.com)

Ist die Telekom ein Tier one?

Rüdiger Volk: Die Antwort hängt von der Definition ab. Ich neige dazu zu behaupten, wenn man die strikteste Definition verwendet, gibt so gut wie keinen Tier One Carrier. Ich definiere es so: Wer eine Tier One Routing Policy fährt, ist ein Tier One Carrier. Das trifft auf die Telekom auf jeden Fall zu.
Ob ein Netz eine Tier One Policy fährt, kann auch von außen einigermaßen zuverlässig überprüft und beurteilt werden. Die strikteren Definitionen sind alle so, dass man dazu interne, also nicht in den offenen Routing Tabellen sichtbare, Policies oder auch Geldflüsse kennen muss. Die sind geheim.

Gab es Momente, wo dir die Unterschiede zwischen Internet und Telekom Philosophie zu unüberwindbar erschienen? Wolltest du mal hinschmeißen?

Rüdiger Volk: Nein. Dass es unterschiedliche Philosophien geben würde, war meine Startannahme. Bis heute beschleicht mich regelmäßig der Verdacht, wenn ich Aktivitäten bei einzelnen Telcos oder deren Vorschläge bei der IETF anschaue, dass nach wie vor Leute unterwegs sind, deren Grundorientierung nicht zum Internetparadigma passt. Die Tatsache, dass gut funktioniert hat, was wir ausgehend von der Truppe in Münster definiert und in den Betrieb gebracht haben, hat sicherlich dabei geholfen, Angriffe abzuwehren, manche Dinge völlig falsch zu machen.
In einer Startphase haben wir mit der kleine Truppe aus Münster heraus ziemlich alles gemacht. Bei Installation und Betrieb Vorort haben wir natürlich die Unterstützung der Organisation gebraucht, genauso wie für das 24-7 NOC (Network Operation Center, d. Red.). Allerdings haben wir in der ersten Phase alle Router durch Münster geschleust. Dort wurden sie auf der Basis unserer Datenbank für das Netz durch konfiguriert. Für die Kollegen, die das dann Vorort installiert haben, war es wohl durchaus etwas überraschend, dass die Geräte verkabelt und angeschaltet wurden und dann lief das Netz.

Das galt aber für große Firmenrouter….

Rüdiger Volk: (Lacht) Nein, nein. Man muss ja erst mal den eigenen Backbone bauen. Es waren die Router in den diversen Telekom Standorten in der Republik, mit denen das Internet aufgespannt wurde. In der frühen Phase haben wir natürlich über die BTX Schiene auch das bedient, was man Residential Customers nennt. Architekturell kann man eine wunderschön saubere Schnittstelle machen zwischen dem IP Backbone und den Routern, die dann für diese Services die Daten handhaben. Insofern gab es da eine Schnittstelle für die Definition der Technik gegenüber den alten Fernmeldetechnikzentrum-Referaten (lacht) und dem existierenden Betrieb der alten BTX-Zentrale in Ulm.

Welche Rolle spielt dann heute noch der Münster Standort?

Rüdiger Volk: Ich weiß nicht, was sich in den letzten neun Monaten abgespielt hat, und im übrigen hat es eh schon beginnend im letzten Jahr tiefer greifende Reorganisationen gegeben, als ich der gesamten Zeit vorher gesehen habe. Die Kernaufgaben, die Architektur des Backbones zu designen und die Vorgaben bezüglich von Protokollen und Parametrisierung zu machen, sowie die Konfiguration, die sind immer da gewesen. Am Anfang haben wir selbstverständlich auch alles, was die Telekom an DNS gebraucht hat, selbst produziert. Mit der Verbreitung des Wissens in der Organisation wurde das im Lauf der Zeit lokal gemacht. Bis heute geblieben ist, meines Wissens die Verantwortung darüber, wie das IP Netz im Kern des Netzes funktioniert. Ich selbst habe mich im letzten Jahrzehnt dann im wesentlichen um die Außenbeziehungen, um die BGP Policies und die Verbesserung der Sicherheit des globalen Routing gekümmert.

Also Peerings mit anderen, und Transit…

Rüdiger Volk: Nein, nein. Ich war nur für die Technik verantwortlich. In den frühen Jahren war es so, Randy Bush ruft mich an und sagt, lass uns heraus finden, wie wir am besten peeren. Also die Techniker haben so was untereinander ausgemacht. Das hat sich im Lauf der Zeit heftig geändert. Es gibt spezielle Menschen für diese Verhandlungen heute und für die Definition der Strategie, wie man sich positionieren will. Dieses Thema ist nicht nur technisch und ist längst in ganz andere Bereiche der Organisation abgewandert. Da werden auch andere Kompetenzen gebraucht, es schadet allerdings nichts, wenn auch dort ein solides Verständnis vorhanden ist, was denn technisch geht und sinnvoll ist.

Hälst du denn die Strategie für richtig, zu sagen, wir gehen nicht an den Decix, wir peeren nicht mit Hinz und Kunz…

Rüdiger Volk: Die Frage ist weniger, ob man mit Hinz und Kunz an einem spezifischen Exchange Point peert, sondern ob man den Wünschen von Hinz und Kunz "settlement free-"Verbindungen aufbaut (dabei werden die Kosten gegeneinander aufgehoben, d.Red.). Man vermeidet eventuell lästige Diskussionen, wenn man an den Stellen, wo die Verbindungen gewünscht werden, nicht auftritt. Die andere Frage ist für mich, über welche Bandbreiten verhandeln wir denn eigentlich.
Die Kollegen vom Decix machen immer Publicity damit, dass der größte Teil des deutschen Verkehrs bei ihnen vorbei geht. Das stimmt natürlich nicht. Der größte Teil des Verkehrs läuft nämlich zwischen den Top Tier Netzen und, heutzutage, den Top Tier Content Providern oder Content Distributers. Mit Bandbreiten, die man niemals in einem "settlement free"-peering veranstalten würde. Für eine NGO kann man sich schon mal auf eine Exchange Plattform aufschalten, aber eben nicht mit großen Kapazitäten.

(Bild: Frederic Legrand - COMEO/Shutterstock.com)

Peerings mit Facebook etc..

Rüdiger Volk: Man muss sich klarmachen, dass es da um Terabits zwischen den jeweiligen Partnern geht. Wenn man in solchen Größenordnungen Bandbreite versorgen will, dann ist es völlig klar, die Kosten für eine extra Switching Fabric, zusätzlich zum direkten Peering, sind erheblich und bringen nichts. Ich kriege bloß noch eine dritte Partei dazwischen, die auch noch Fehler machen kann.

Du kennst Internet- und Telco-Philosophie, werden die Telcos als "arme Infrastruktur enden" während die Content-Riesen die Gewinne einfahren?

Rüdiger Volk: Der Spielraum für die klassischen Carrier geht, man braucht nur die Geschäftsberichten anzusehen, drastisch nach unten, während die Googles, Facebooks und Akamais im Geld schwimmen. Meist ist den Leuten nicht klar, dass der eigentliche Kostenfresser nicht Backbone und Peering Router sind. Das Teure sind Investitionen, die man braucht, um den Zugang in der Fläche zu sichern. Das ist immens. Der Contentprovider sagt dabei einfach, ich brauche riesige Bandbreiten. Das Spannungsverhältnis besteht darin, dass der Contentprovider für sein Geschäft die Riesen Bandbreite braucht und potentiell argumentiert, die habe der Endabnehmer schon bezahlt. Doch für den Endabnehmer gibt es zu erklecklichen Teilen einen regulierten Markt, in dem Margen eben eher verschwinden, nicht zuletzt weil dieser regulierte Markt Preiserhöhungen für die geforderten Kapazitätssteigerungen nur sehr zögerlich hergibt.

Wo siehst du die Zukunft für die Telcos, wenn man mal berücksichtigt, dass die Content Betreiber vermehrt in eigene Infrastruktur investieren?

Rüdiger Volk: Der Versuch von Google, selbst die letzte Meile zu betreiben, ist nach meiner Kenntnis abgebrochen worden. Endkundenanschlüsse in der Fläche zu betreiben, sind nach allem was man sieht, kein wirklich super attraktives Geschäftsfeld. Also ist nicht wirklich zu erwarten, dass Content Provider sich da versuchen. Die Philosophie, wie sie früher mal bei AOL vorgeherrscht hat, und wie man sie bei Mister Zuckerberg erwarten darf, nicht das offene Internet ist das Interessante, sondern wir liefern die eine immersive Welt für den Endanwender. Für eine derartige Perspektive könnte man sich vorstellen, dass die exklusive Beziehung zum Endkunden gesucht wird.

Wie wäre es, wenn Zuckerberg die Telcos kaufen würde?

Rüdiger Volk: Die Margen, die er dabei erzielen kann, scheinen für ihn nicht attraktiv genug zu sein. Also die Zuckerberg Goldberge mögen dafür ausreichen NTT, AT&T und DT zu kaufen. Ob sie dazu reichen, tatsächlich die gesamte Kundenbasis zu kaufen, die er adressieren möchte, sieht schon schwieriger aus. Einfacher ist es, wenn man irgendjemand die Arbeit überlässt, Funktionsbereiche mit den schlechteren Margen zu liefern. Könnte ein eigenes Netz bis zum Endanwender noch irgendwo auf einer grünen Wiese aufgebaut werden? Ich fürchte einfach, solche grünen Wiesen gibt es nicht mehr, oder zumindest da nicht mehr, wo es finanziell interessant sein könnte. Die Beobachtung, dass Backbone und Unterseeglasfaser Kapazitäten mehr von der fortschrittlichen OTT Business Gesellschaft veranstaltet wird, ist wenig überraschend. Die haben das Geld und allein für ihre interne Vernetzung einen wachsenden riesigen Bedarf.

Kurze Frage zum Ausblick, war das Internet der 80er, 90eger Wilder Westen und heute ist es eine schöne – durchregulierte – Welt?

Rüdiger Volk: Es kann sein, dass in den 90ern die Sicht von Telco Leuten durchaus war, das ist alles wilder Westen und Hippies in Sandalen. Altgediente Telekom Kollegen haben sich durchaus über die Sandalenträger beschwert – und ich denke, sie haben Jon Postel auch in Sandalen gesehen. In den ganz frühen Jahren hat es aus meiner Sicht ein sehr, sehr starkes Community Feeling gegeben und das war schick. Missbrauch im Netz ist nahezu nicht aufgetreten. Zwar gab es, zum Beispiel in der IETF extrem rhetorisch verschärfte Diskussionen. Wir sind heute viel, viel zivilisierter. Viele Dinge sind zugleich eher schlechter unter Kontrolle. In der Frühzeit ist das alles sehr schön gewesen, weil man so gut wie null Beeinflussung seitens kommerzieller Interessen gehabt hat.

Und politische Beeinflussung….

Rüdiger Volk: Es gab zwar Förderung für die technische Entwicklung, vor allem in den USA. Die hat aber typischerweise keine Vorgaben gemacht. Während die europäische Förderung sagte, du sollst dies oder das tun. Die jeweiligen Direktiven basierten auf Illusionen über wirtschaftliche Kräfteverhältnisse. Ich denke man kann problemlos Papier ausgraben, in denen Brüssel oder Bonn die Förderung von OSI dahingehend kommentiert, dass es darum geht, einen Vorsprung der europäischen Industrie zu sichern. Den hat es allerdings nie gegeben.
Bei TCP/IP blieben über geraume Zeit störende Einflussnahmen aus. Entweder, weil politische Zwänge einfach nicht wirklich angewandt worden sind. Oder man hat gesagt, also der politische Zwang, den wir einsetzen, richtet sich auf den Einsatz von OSI. Dieses andere Zeug verdammen wir, und was da in der Hölle passiert, braucht uns nicht zu interessieren. Für eine Weile hat auch der wirtschaftliche Druck nicht so stark aufgetragen, weil man die längerfristige fundamentale Bedeutung des Internet noch nicht erkannt hat.
Ich weiß, dass ich 95 auf bestimmte Fragen innerhalb der Telekom, geantwortet haben, nein, das macht keinen Sinn, denn was wir mit dem IP haben, wird demnächst die Basis für alles sein, was hier gemacht wird. Aus meiner Sicht ist das 95 klar absehbar gewesen. Trotzdem hat es genug Leute gegeben, die alten Geschäftsmodellen und alten Paradigmen nachgehangen haben. Oder die sagten, wir sind super schlau und wir springen über IP drüber, dieses Legacy Protokoll wird von uns ATMlern noch untergebuttert.

Das heißt, man ist mit der Regulierung gar nicht, wie immer beklagt, der Technik hinterhergelaufen. Man hat nur aufs falsche Pferd gesetzt, das dann das Rennen, vielleicht wegen der regulatorischen Zügel aber verloren hat. Wird heute das Netz überreguliert?

Rüdiger Volk: Da kommen wir aktuell natürlich zur ewigen Frage nach der Nutzung von Kryptographie. Wir hatten in den 90ern Sachen, die ganz gefährlich ausgesehen haben, Clipperchip und der gleichen. Die haben wir Gottseidank unbeschadet umrundet. Die aktuellen Papiere der Ratspräsidentschaft sehen irre aus: wir unterstützen starke Kryptographie und wir verlangen, dass man sie aushebeln kann. Das ganze erheben wir zu einem Prinzip. Wenn man irgendwie mit einem mathematischen und logischen Blick auf die Welt kommt, sagt man, inhärenten Widerspruch kann man nicht zum Prinzip erheben. Wenn ich außerdem noch sehe, dass am Ende des ersten Kapitels des Ratspapiers auch noch heißt, wir wollen auch noch Quantenkryptographie fördern, frage ich mich schon, wen wir dann bemühen müssen, um diese Kryptographie auszuhöhlen. Vielleicht Max Planck?! Soweit ich das überschaue haben wir mindestens zwei Zyklen Angriff und Abwehr erfolgreich hinter uns. Wie viele Zyklen wir am Ende brauchen, weiß man nicht. Die Erfahrung, dass in früheren Zyklen das Unheil abgewendet worden ist, lässt einen mindestens hoffen, dass es auch das nächste Mal gelingen kann.

Und wenn die Abwehr verliert…..

Rüdiger Volk: Das Ergebnis wäre, dass die wirklich starke und nicht hintergehbare Kryptographie für die wirklich bösen Buben reserviert bleibt. Das ist nach meiner Einschätzung ein unheimlich starkes Argument, um nicht zu verlieren. Aber, wollen wir mal so sagen, das ist politischer Kampf. Mein Verdacht ist, strikte mathematische Logik ist nicht alles, was da zählt.

Rüdiger, vielen Dank für das Gespräch!

(bme)