Missing Link: Insulting Machines – die Welt des Mike Cooley
"Ein Computer ist kein Gehirn." Mike Cooley beklagte, dass technologische Errungenschaften ungleich eingesetzt werden und Menschen sich Erfindungen unterwerfen.
It is a graceful degradation, bristling with paths not taken
Supercharged by Taylor’s one best way
with all the zeal of the monotheist
Where Schumpeter shoves, Kondratiev waves and Gladwell points
All in hot pursuit of singularity.
Behold the strange phyla as they stalk their makers They too can walk, feed, talk
and -some say- think.
We create devices and then they create us.
Narcissus-like, we gaze into a pool of technology and see ourselves.
We acquiesce in our own demise, setting out as participants
and metamorphosing into victims.
The diagnosis is serious: a rapidly spreading species’ loss of nerve
Tacit knowledge is demeaned whilst propositional knowledge is revered.
Who needs imagination when there are facts ?
Dies sind die ersten Strophen des Gedichtes "Insulting Machines", verfasst vom Iren Mike Cooley. Das Gedicht über künstliche Intelligenz erschien zuerst im Jahre 2013 in der Fachzeitschrift AI & Society, aber auch im Spokesman Journal, der Zeitschrift des Bertrand Russell Peace Funds und in einigen irischen Zeitungen. Das Gedicht, in dem der Hype um die künstliche Intelligenz und die technologische Singularität skeptisch betrachtet wird, wird von einem zweiten Gedicht begleitet, in dem Cooley die Fähigkeiten der Handwerker in seinem Heimatdorf Tuam beschreibt. Fast alle Berufe und Fertigkeiten, die der 1934 geborene Dichter in seiner Jugend kennengelernt hatte, sind heute ausgestorben oder vergessen.
"Produkte für das Leben statt Waffen für den Tod."
Cooley selbst, der in der Schule der christlichen Bruderschaft von Tuam unterrichtet wurde, hatte das Glück, in der lokalen Zuckerfabrik im Maschinenpark arbeiten zu können, wo er den österreichischen Ingenieur und Fabrikleiter Fritz Kaplan kennenlernte. Dessen Frau Antonie unterrichtete Cooley auf Deutsch, sodass er Maschinenbau und Luftfahrttechnik an der damals so genannten Ingenieursakademie Bremen studieren konnte. Seine erste Anstellung fand Cooley in der Maschinenfabrik Oerlikon in Zürich, ehe er 1957 als Konstrukteur zum Flugzeugbauer De Havilland nach London wechselte.
1962 ging es zurück nach Irland, wo Cooley bei Luftfahrt- und Rüstungskonzern Lucas Aerospace arbeitete und in die Ingenieurs-Gewerkschaft TASS (Technical, Administrative and Supevisory Section) eintrat. In den 70er-Jahren geriet Lucas Aerospace in Schwierigkeiten. Entlassungen drohten, doch die Beschäftigten setzten auf eine Gegenstrategie, die Cooley in einem rororo-Buch gleich im Titel so beschrieb: "Produkte für das Leben statt Waffen für den Tod. Arbeitnehmerstrategien für eine andere Produktion".
Zwischen Hochtechnologie und Armut
Wie Mike Cooley im Buch schreibt, haben die Beschäftigten bei Lucas Aerospace die Konsequenzen aus dem Widerspruch zwischen der Hochtechnologie im Flugzeugbau und der Armut in Irland gezogen. "Wir haben damals bei Lucas Aerospace die raffiniertesten Maschinen produziert, Hochpräzisionsgeräte angefertigt, Nachbrenner für Düsentriebwerke gebaut und Bordcomputer für Militärjets entworfen. Wir arbeiteten mit hoch belastbarem, aber leichtem Material, wir hatten Versuchseinrichtungen und Klimakammern, in denen die Bedingungen des Weltraums simuliert werden konnten – und draussen, vor den Werkstoren, starben in Britannien jeden Winter Tausende von alten Leuten an Unterkühlung, weil sie sich keine Heizung leisten konnten."
In ihrer Freizeit, aber mit den Möglichkeiten von Lucas Aerospace im Hintergrund, wurden 150 Projekte ausbaldowert, die der Gesamtbetriebsrat im Januar 1976 vorstellte. Man konzentrierte sich auf medizinische Apparate, alternative Energiequellen, Transportsysteme, Bremssysteme, maritime Anlagen und auf telechirurgische Geräte. Im Medizinischen Bereich stellte man eine Weiterentwicklung der stationären Nierenmaschinen hin zu tragbaren Dialysegeräten vor, tragbare Defibrillatoren, Wärmeaustauscher zur Verhinderung von Blutverdickung, radargestützte Orientierungshilfen für Blinde, entwickelt aus den Blindflug- und Landesysteme von Lucas Aerospace. Ferner schlugen die Arbeiter die Entwicklung von Solarzellen, einen Hybridantrieb für Autos und den Bau von schwimmenden Kraftwerken vor, die gleichzeitig Wind-, Wellen- und Gezeitenenergie nutzen sollten, um Strom zu erzeugen. Eine ausführliche Darstellung der Initiativen bei Lucas Aerospace findet sich beim Journalisten Pit Wuhrer.