Neue Lieferpartner: Welche Länder versorgen Deutschland mit LNG?

Bislang hatte Russland einen hohen Anteil im europäischen Gasmix. Damit dieser Anteil um zwei Drittel gesenkt werden kann, müssen neue Exporteure übernehmen.

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(Bild: Vova Shevchuk / Shutterstock.com)

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Russland war viele Jahre lang Europas Gashändler des Vertrauens. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist das Vertrauen dahin – auch wenn aktuell weiterhin Gas über die Land-Pipelines in Richtung Westen fließt. In der Folge will Europa den Anteil russischen Gases um zwei Drittel reduzieren – ein ambitioniertes Ziel, das nicht nur mit Einsparungen zu erreichen ist, sondern für das neue Lieferanten erforderlich sind.

Liquefied Natural Gas (LNG) verspricht hier Abhilfe. Denn im Gegensatz zu festen Rohrverbindungen besteht damit Zugang zu Exportländern, die weit weg von Europa liegen. Und der Schiffstransport von tiefkaltem Flüssigerdgas ermöglicht auch die Flexibilität, schneller zwischen den Lieferpartnern wechseln zu können.

Die Infrastruktur in Form von LNG-Terminals, um Gasimporte per Schiff zu ermöglichen, befindet sich im Aufbau. Das erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshaven wurde zum Jahresende eröffnet. Weitere werden in den kommenden Monaten und Jahren folgen. Bereits im Mai 2022 verfügte Europa über 41 LNG-Terminals, 26 davon im Gebiet der Europäischen Union. Die größere Herausforderung dürfte mittelfristig sein, dass es gar nicht so viele große Lieferländer für LNG gibt und die ihre Exportkapazitäten erst an den steigenden Bedarf anpassen müssen.

Ein prominentes Beispiel dafür ist Katar, mit dem Deutschland ein Lieferabkommen geschlossen hat.

Im August 2022 unterzeichneten das Bundeswirtschaftsministerium und die Energiekonzerne Uniper, RWE sowie EnBW/VNG eine Absichtserklärung, die neu entstehenden Flüssigerdgasterminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel gleich nach der Inbetriebnahme im Winter 2022/23 voll auszulasten Die Unternehmen sicherten die nötigen Lieferungen zu. Jährlich können beide Terminals bis zu 12,5 Milliarden Kubikmeter LNG regasifizieren.

Zum Teil haben die Energieunternehmen schon bekannt gegeben, von wem sie das Gas beziehen. So kündigte Uniper im September an, dass es einen langfristigen Liefervertrag bis 2039 mit dem australischen Energielieferanten Woodside geschlossen hat. Dieser werde eine Milliarde Kubikmeter Erdgas liefern. RWE hat indessen für 15 Jahre einen Vertrag für LNG aus dem US-Bundesstaat Texas. Hier geht es um drei Milliarden Kubikmeter Erdgas. Für den Anfang hat der Konzern schon eine Lieferung über 82 Millionen Kubikmeter Erdgas aus Abu Dhabi vereinbart.

Bei Umweltschützern stoßen die Lieferabkommen teilweise auf Kritik. So kritisiert die Deutsche Umwelthilfe etwa, dass aus den USA Flüssigerdgas importiert wird, das per Fracking gefördert wurde. Mit der umstrittenen Methode wird das Gestein hydraulisch aufgebrochen. Dazu wird eine Flüssigkeit, zumeist ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien, mit hohem Druck eingepresst, um im Gestein Risse zu erzeugen und dadurch Erdöl oder Erdgas freizusetzen.

Weltweit war im Jahr 2021 Australien der Hauptexporteur für LNG mit einem Anteil von 21,1 Prozent, gefolgt von Katar mit 20,7 Prozent und den USA mit 18 Prozent. Im Wesentlichen sind es also diese drei Länder, die gegenwärtig als Lieferanten infrage kommen. Alle weiteren Exporteure – darunter auch Russland – liegen weit abgeschlagen dahinter. Hauptabnehmer waren vor dem Ukraine-Krieg China (21,3 Prozent), Japan (20 Prozent) und Südkorea (12,6 Prozent).

(mki)