Flüssigerdgas: Katar liefert Deutschland jährlich bis zu 2 Millionen Tonnen LNG

Die im Mai geschlossene Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Katar nimmt Gestalt an. Nun wurde ein Liefervertrag geschlossen.

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LNG-Tanker

(Bild: Conoco Philips)

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Das Energieunternehmen Qatar Energy hat ein Abkommen über Flüssiggaslieferungen (LNG) nach Deutschland geschlossen. Das Gas solle an das US-Unternehmen Conoco Phillips verkauft werden, das es weiter nach Brunsbüttel liefere, sagte Katars Energieminister Saad Scharida al-Kaabi am Dienstag zur Vertragsunterzeichung in der katarischen Hauptstadt Doha. Geliefert werden soll jährlich bis zu 2 Millionen Tonnen LNG ab 2026 über mindestens 15 Jahre. Damit nimmt die Energiepartnerschaft Gestalt an, die Deutschland und Katar im Mai dieses Jahres geschlossen haben.

Es handele sich über die ersten langfristigen Abkommen über Lieferungen von Füssiggas nach Deutschland, sagte Al-Kaabi. Sie trügen zur langfristigen Energiesicherheit des Landes, aber auch Europas bei. "Dies ist eine konkrete Demonstration unseres Engagements für die Deutschen", sagte der Minister. Conoco-Phillips-Chef von Ryan Lance, ergänzte, das Gas solle in Deutschland unter verschiedenen Käufern vermarktet werden.

Qatar Energy sei zudem mit deutschen Unternehmen über weitere Gaslieferungen im Gespräch, erklärte Al-Kaabi weiter. "Wir haben gute Beziehungen zu deutschen Unternehmen und zur deutschen Regierung." Das Gas für das jetzt geschlossene Abkommen kommt von den beiden katarischen Gasfeldern North Field East and North Field South, die vor der Küste des Golfstaates liegen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält die Dauer des Liefervertrags für einen guten Zeitrahmen. "15 Jahre ist super", sagte er. Es hätte auch längere Verträge geben können, da Deutschland aber ab 2045 klimaneutral sein wolle, müssten spätestens ab 2040 Gasverbrauch abnehmen, andere Energieformen dominant werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte vorige Woche erklärt, der Kauf von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Katar sei nicht vom Tisch. "Deutsche Unternehmen sind in sehr konkreten Gesprächen, über die ich Ihnen mehr erzählen könnte, als ich werde", sagte Scholz in einem "Focus"-Interview.

Deutschland versucht, ausbleibende Gaslieferungen aus Russland unter anderem mit LNG-Lieferungen zu ersetzen, für die an Nord- und Ostsee mehrere Terminals gebaut werden. Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssiggas. Das reiche Emirat verfügt nach Russland und dem Iran über die drittgrößten Gasreserven weltweit. Katar teilt sich mit dem Iran das weltweit größte Gasfeld, das vor der Küste des Landes liegt. Der allergrößte Teil des Exports geht nach Asien, bislang vor allem nach Japan, Südkorea und Indien.

Zuletzt hatten das Emirat und China ein langfristiges Gasabkommen unterzeichnet. Der Produzent Qatar Energy will über 27 Jahre insgesamt 108 Millionen Tonnen LNG an den chinesischen Konzern Sinopec liefern. Es handele sich um den längsten Gasliefervertrag in der Geschichte der Flüssiggasindustrie, hatte Minister Al-Kaabi erklärt.

Die ersten deutschen LNG-Terminals stehen kurz vor dem Betriebsbeginn. Zwar sind die Gasspeicher derzeit fast voll. Doch verflüssigtes Erdgas soll einen zusätzlichen Beitrag leisten, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) spricht von einem "zentralen Baustein für die Sicherung unserer Energieversorgung im kommenden Winter". Die jährlich anvisierten 2 Millionen Tonnen entsprechen ungefähr einem Viertel des Jahresverbrauchs an Erdgas in Deutschland im vorigen Jahr.

Bisher erhalten Deutschland und andere europäische Länder das über die Niederlande, Belgien oder Frankreich aufgenommene LNG vor allem aus den USA. Habeck bemühte sich auf einer Reise im Frühjahr um Lieferbeziehungen mir Katar. Das Emirat will dem Vernehmen nach Langfristverträge. Weitere wichtige LNG-Ausfuhrländer sind Australien, Malaysia und Nigeria.

(anw)