US-Forscher zeigen, wie sich Traumata abschwächen lassen

Um mit Traumata und anderen negativen Erinnerungen besser umgehen zu können, ist es möglich, diese umzuschreiben, haben US-Forscher herausgefunden.

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(Bild: Jorm S / Shutterstock.com)

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Nach nichts geringerem als einem "Game Changer" in der Psychotherapie sucht eine Forschergruppe an der Boston University. Damit sollen schwere Traumata, die sich etwa in Form einer posttraumatischen Belastungsstörung manifestieren, besser behandeln lassen, hoffen die Forscher.

Dieser Idee sind sie nun ein Stück näher gekommen, denn in zwei im September erschienen Studien konnte die Gruppe um den Neurowissenschaftler Steve Ramirez zeigen, wie sich positive und negative Erinnerungen im Gehirn auf molekularer Ebene unterscheiden, um dann Erinnerungen so hervorzurufen, dass sie bei der Gedächtniskonsolidierung als weniger angsterregend abgespeichert werden. "Es ist, als ob das Gehirn auf unsere früheren Erfahrungen einen Filter appliziert", erklärte Ramirez gegenüber dem Magazin der Boston University, der dies mit der Bildveränderung in einer Foto-App vergleicht. Erinnerung sei "weniger wie eine Videoaufnahme als wie eine Rekonstruktion".

Am Tierversuch an Mäusen zeigten die Forscher, dass positive und negative Erinnerungen offenbar an unterschiedlichen Orten im Hippocampus abgelegt werden. Diese werden in Form sogenannter Engrammzellen gespeichert. Positive wie negative Erinnerungen scheinen ihre eigenen biologischen Pfade im Gehirn zu nehmen. Mit Hilfe der Optogenetik, die es erlaubt, zelluläre Aktivitäten mittels Laserlicht an- oder auszuschalten – sowie bestimmte Zellen in gewünschten Farben fluoreszieren zu lassen –, wurde untersucht, welche Gehirnbereiche für die jeweiligen Erinnerungen zuständig sind. Dabei wurden die Tiere entweder allgemein positiven Ereignissen oder allgemein negativen Ereignissen ausgesetzt.

Anschließend wurden die negativen Erinnerungen wieder abgerufen und gleichzeitig Engrammzellen mit positiven Erinnerungen aktiviert. Wie sich zeigte, kam es dadurch zu einem "Update" der angsterregenden Erinnerung. Damit reduzierte sich auch die Angstreaktion. Zwar war das "Überschreiben" einer negativen Erinnerung mit einer positiven die stärkste Methode, doch offenbar reicht es, die negative Erinnerung auch mit neutralen Erinnerungen zu korrigieren. Dazu konnten entweder der gesamte Hippocampus oder besagte neutrale Erinnerungen aktiviert werden.

"Wenn man viele Zellen stimuliert, die nicht unbedingt mit irgendeiner Art von Gedächtnis verbunden sind, kann das genug Interferenzen verursachen, um das Angstgedächtnis zu stören", so die leitende Autorin Stephanie Grella, die in Ramirez' Labor arbeitet, gegenüber dem Magazin der Boston University.

Grella schlägt nun vor, die Auswirkungen einer negativen Erinnerung, die den mentalen Zustand einer Person beeinträchtigt hat, aufzuheben, indem man eine Person dazu bringt, sich die schlechte Erinnerung ins Gedächtnis zu rufen und eine positive Erinnerung in einem therapeutischen Umfeld zeitlich korrekt abzurufen.

(bsc)