Nicht zu spät für Kontaktverfolgungs-Apps in den USA

Viele amerikanische Bundesstaaten haben die Dienste erst nach rapide zunehmenden Infektionsraten eingeführt. Experten zufolge können sie trotzdem helfen.

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(Bild: Photo by Mika Baumeister on Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Mia Sato
  • Lindsay Muscato
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Mit dem kalifornischen Kontaktverfolgungssystem, das am 10. Dezember an den Start ging, hat nun knapp die Hälfte aller US-Bürger Zugang zu einer solchen App. Die Dienste warnen, wenn man sich zu lange in der Nähe von jemandem mit Covid-19 aufgehalten hat. Das „Pandemic Technology Project“ beobachtet die Apps im Rahmen des „Covid Tracing Tracker“-Programms, das die Entwicklung von Kontaktverfolgungs-Apps in den USA und auf der ganzen Welt verfolgt.

Die aktuellen Apps werden derzeit in 19 Bundesstaaten sowie in Washington D.C., Guam und Puerto Rico eingesetzt. Eine Handvoll anderer Staaten befinden sich entweder in einer Pilotphase oder hat angekündigt, Smartphone-basierte Expositionsbenachrichtigungen in Betracht zu ziehen.

Wie in mehreren anderen US-Bundesstaaten, die das von Google und Apple entwickelte System verwenden, ist auch die kalifornische App in das Betriebssystem neuerer iPhones eingebettet: Man muss sie nur im Einstellungsmenü einschalten. Android-Benutzer müssen dagegen eine Software herunterladen, auch wenn sich das bald ändern soll.

Können diese Apps helfen? Zu Beginn der Pandemie wurden sie beworben, um die Übertragungen einzudämmen. Länder wie Singapur und Australien haben ihre Dienste bereits im Frühjahr gestartet. Mangels einer koordinierten nationalen Anstrengung haben die US-Bundesstaaten einen Flickenteppich von Systemen geschaffen, die zu unterschiedlichen Zeiten verfügbar wurden und nicht unbedingt über lokale Grenzen hinweg funktionierten.

Die erste Charge der US-Apps kam im August heraus, mehrere Monate nach jenen in anderen Teilen der Welt. In manchen Gebieten kommen sie erst jetzt an, in denen die Krankheit bereits weit verbreitet ist. So gibt es auch in Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA, immer mehr Fälle, und die viele Menschen befinden sich im Lockdown.

Vielen Experten zufolge ist es bereits zu spät dafür, dass die Apps die Übertragungen drastisch senken könnten. Die Software ist jedoch noch für ein weiteres Ziel nützlich, nämlich um die Menschenpersönlich zu schützen und zu wissen, wann sie getestet werden sollten. Wenn die Impfungen beginnen und die Fälle wieder sinken, sagen Experten, werden die Apps ebenfalls wichtig werden.

„Auf der individuellen Ebene ist es heute wichtiger als vor drei Monaten, weil in der Gemeinschaft viel mehr Virenmaterial zirkuliert als vor drei Monaten“, sagte Rajeev Venkayya, der die erste nationale Strategie für die Pandemievorsorge der Vereinigten Staaten im Jahr 2005 mitgeschrieben hat.

Julie Samuels, Leiterin der Task Force, die die App für den Bundesstaat New York entwickelt hat, drückt es so aus: „In der amerikanischen Gesellschaft suchen die Menschen wirklich nach einer Wunderwaffe, also nach der einen Lösung, die Covid-19 stoppen kann." Aber die richtige Art und Weise über die App nachzudenken, seidie, dass sie eine weitere Schutzschicht darstellt. "Wenn sie nur eine Person mehr davon abhält, sich anzustecken, ist es das nicht wert?“

Die Originalversion dieses Beitrags wurde im Rahmen des "Pandemic Technology Projects" der Rockefeller Foundation unterstützt.

(vsz)