Open Source auf freiem Fuß

Seite 2: Ein Open-Source-Haus

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Ein anderes Open-Hardware-Projekt ist Wikihouse. Dabei geht es um quelloffene Häuser, die jeder selbst nachbauen kann. Im Februar 2013 hielt der Architekt Alastair Parvin, einer der Gründer von Wikihouse, einen Vortrag bei der TED-Konferenz. Er kritisierte, dass Architekten nur für die reichsten ein Prozent der Bevölkerung arbeiten. Als ein konkretes Problemfeld nannte er Armenviertel in Ländern wie Brasilien, wo viele Menschen in selbst gebauten Häusern leben. Mit Wikihouse will er dies ändern und professionell entwickelte Häuser der breiten Masse zugänglich machen.

Model eines Haus

(Bild: Wikihouse.cc)

Auf der Projektwebseite Wikihouse.cc werden die Designs der Häuser als 3D-Model unter der Lizenz Creative-Commons-Lizenz BY-SA veröffentlicht, sodass man die Designs weitergeben und verändern darf, solang man den Urheber nennt und die Änderungen unter derselben Lizenz veröffentlicht.

Die Häuserbauteile bestehen größtenteils aus Sperrholz und können mit einer CNC-Maschine zugeschnitten werden. Schnittvorlagen können aus den 3D Modellen mit der Software SketchUp extrahiert werden, dafür ist allerdings ein Computer mit Windows oder Mac nötig. Die bisherigen Entwürfe wurden möglichst ohne Schrauben konstruiert. Stattdessen werden Verbindungsstücke aus Holz benutzt, die ebenfalls mit der CNC-Maschine hergestellt werden können.

Erste Häuser wurden bereits nachgebaut, doch momentan ist das Projekt vor allem mit Spendensuche beschäftigt. Es gibt drei verschiedene Spendenziele, zwischen denen sich ein Spender entscheiden kann: Die Fertigstellung des Wikihouse SketchUp Plugin, die Konstruktion eines kompletten Hauses und der Aufbau einer Webplattform, auf der die Häuser gut dokumentiert sind. Insgesamt hat das Projekt sich 45.000 Pfund (~52.700 Euro) als Ziel gesetzt, gespendet wurden bisher gut 7500 Pfund.

Umsetzung findet das Open-Source-Prinzip auch in einem Projekt namens N55. Auf der Projektwebseite findet man Ideen und Anleitungen für kleine Bauprojekte, wie zum Beispiel Konstruktionspläne für ein Fahrrad. Es gibt allerdings auch etwas außergewöhnlichere Ideen: zum Beispiel ein laufendes Haus oder eine mobile Bar. Vor allem die künstlerische Komponente spielt bei allen Projekten eine wichtige Rolle.

Geleitet wird N55 von dem Gründer Ion Sørvin in Kopenhagen. Mit der Architektin Anne Romme, dem Designer Till Wolfer und anderen Freiwilligen entwickelt er Ideen und Projekte, die sie später auf ihrer Webseite veröffentlichen. Diese Inhalte stehen unter der Creative-Commons-Lizenz BY-NC-SA, man darf sie weitergeben und verändern, muss allerdings dabei dieselbe Lizenz verwenden und die Quelle nennen. Außerdem darf die Verwendung nicht kommerziell sein.

Ihre Konstruktionen präsentieren sie immer wieder auf Ausstellungen oder bei eigenen Aktionen. Im Juli 2013 fuhren sie mit ihrem "Parkcycle Swarm", Fahrräder mit grasbewachsenen Plattformen, durch die Innenstadt von Kopenhagen. Mehrere Fahrräder zusammengestellt ergaben so einen Park, der beliebig auf und abgebaut werden konnte.

Bei den entwickelten Fahrrädern handelt es sich nicht um normale Räder, sondern größtenteils um Liegeräder und Cargobikes zum Transportieren von viel Gepäck. Das Nachbauen soll für jeden möglich sein, weshalb alle Fahrräder ohne Schweißnähte auskommen und nur geschraubt werden müssen. Bei dem Fahrradrahmen wird auf leichte, langlebige Alustreben gesetzt.

Es gibt bereits einige Projekte außerhalb der Softwarewelt, deren Produkte quelloffen sind und die frei verändert werden dürfen. Mit Wikihouse kam dieses Jahr ein weiteres hinzu. Auch in Deutschland gibt es solche Bewegungen, zum Beispiel einen deutschen Ableger von Open Source Ecology. Die Entstehung solcher Projekte zeigt, dass Interesse und Bedarf in diesem Bereich existiert.

Open-Source-Software ist aus unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr weg zu denken. Android, OpenOffice und VLC-Player sind fast jedem ein Begriff. Vielleicht wird es mit quelloffenen Maschinen, Häusern und Fahrrädern irgendwann mal ähnlich sein. (jalo)