Physik-Nobelpreis: Klimamodelle auf der Cyber-205​

Nobelpreisträger Klaus Hasselmann gehört zu den Gründern des Deutschen Klima Rechenzentrums, wo seit den 1980er-Jahren mit seinen Modellen gerechnet wird.

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Nur 0,2 Gflops: CDC Cyber-205 im Jahre 1987

(Bild: DRKZ)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Stiller

Prof. Klaus Hasselmann und Prof. Syukoro Manabe haben grundlegende Modelle entwickelt, mit denen sich die menschengemachte Klimaerwärmung erklären lässt. Ihre Arbeit wurde nun von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften mit dem Nobelpreis für Physik gewürdigt. Das wird am Dienstag auch im Deutschen Klima Rechenzentrum (DKRZ) in Hamburg gefeiert worden sein: Hasselmann gehört zu den Gründungsvätern des im Jahre 1987 gegründeten Rechenzentrums.

Da wird wohl rund um Prof. Thomas Ludwig, der das DKRZ seit 2010 leitet, das ein oder andere perlende Getränk geflossen sein. Allen Grund mitzufeiern haben auch Hasselmanns frühere Mitarbeiter am Max-Planck-Institut, die bekannten Klimaforscher Mojib Latif und Hartmut Graßl. In einem Interview attestierte Hasselmann den beiden viel mehr Talent, mit den Medien umzugehen.

Hasselmann hatte den Job als wissenschaftlicher Leiter des DKRZ, neben dem des Direktors des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, bis zu seiner Emeritierung im November 1999 inne. Mit seinem Klima-Modell wurde (neben anderen) seitdem hier gerechnet. Zunächst hatte man nur eine ziemlich betagte Cyber-205, ein Modell, das die Control Data Corporation (CDC) schon 1980 herausgebracht hatte. Mit dieser CDC Cyber hatte der Hersteller übrigens reichlich Trouble, sie spielte hohe Verluste ein und war wohl letztlich Schuld am Niedergang der Firma.

Im DKRZ wurde die Cyber dann schnell durch die stabile und zehnmal so schnelle Cray 2S ersetzt. Man muss sich vorstellen, die CDC Cyber-205 schaffte Ende der 80er gerade mal 0,2 GFlops, das toppt heutzutage jedes Handy. Seit jener Zeit kamen dann im DKRZ diverse Rechnerarchitekturen zum Einsatz, natürlich vor allem solche, die optimal für Klimaprogramme waren, wie die Vektorrechner von NEC. Dann folgten Sun Fire X2200M und IBM Power6.

Seit 2015/16 ackert ein Atos/Bull-System B700DLC "Mistral" mit Intel-Haswell (Xeon E5-2680v3), das zunächst 1,14 PFlops und dann nach einem weiterem Ausbau auf über 3 PFlops im Linpack-Benchmark kam (Platz 114 in der letzten Top500-Liste). Derzeit wird das System durch den fünfmal so schnellen Nachfolger Atos/BullSequana XH2000 mit AMD-Milan ersetzt. Vermutlich wird man es in der nächsten Top500-Liste im November mit geschätzt über 12 PFlops im Linpack-Benchmark in den Top 50 der Liste bewundern können. Daneben experimentiert man am DRKZ auch mit anderen Architekturen, hat zum Beispiel einen Linux Cluster mit Fujitsu A64FX angeschafft.

Auf modernen Supercomputern kann man mit globalen und lokalen Klimamodellen bis hinab zu einer Gitterauflösung von 1 Kilometer Kantenlänge rechnen. Wettermodelle müssen noch viel feiner auflösen können, wenn man etwa möglichen Starkregen präzise lokalisieren möchte. Da wird man in der Zukunft wohl noch viel mehr in Klima- und Wetterforschung samt ihrer Computerwerkzeuge investieren müssen. So ein Nobelpreis kann hier sehr hilfreich sein. In einem Interview mit heise online merkte Klaus von Klitzing (Physik-Nobelpreisträger 1985) an: "Das Schönste am Nobelpreis war, dass sich hernach viele Türen aufmachten, die vorher ziemlich verschlossen waren".

Auf die Frage, welche Botschaft das Nobel-Komitee an die führenden Politiker in der Welt mit dem Preis aussenden wollen, antwortete ein Sprecher: "Die 'World Leader' haben die Message noch nicht aufgenommen. Ich bin nicht sicher, dass sie es tun, weil wir es sagen. Es ist der Preis für Physik. Das Modellieren des Klimas ist solide begründet in physikalischer Theorie und wohlbekannter Physik. Die Auffassung der globalen Erwärmung beruht auf solider Wissenschaft."

(vbr)