Post aus Japan: Sony geht in die Luft

Der japanische Unterhaltungs- und Elektronikkonzern kommt mit einer eigenen Drohnenmarke um die Ecke. 2021 könnte sie öffentlich abheben.

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Sony

Sony rüstet sich für den schärferen Wettbewerb im Cloud-Gaming.

(Bild: dpa, -/kyodo/dpa)

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Da dreht sich ein Propeller, erst langsam, dann immer schneller. Gleich darauf erscheint ein Logo, gefolgt von einem Ping. Nach 16 Sekunden ist der Trailer vorbei, der Neugierde auf Sonys neuestes Geschäftsfeld wecken soll: Mit der Marke Airpeak steigt der japanische Unterhaltungs- und Elektronikkonzern in das umkämpfte Segment kleiner Flugdrohnen ein.

Wie der chinesische Marktführer bei Videodrohnen DJI nimmt Sony auch private und geschäftliche Kunden in den Fokus. Die jüngste Verbreitung von Drohnen liefere "ungesehene Bilder", erhöhe die Effizienz in vielen industriellen Anwendung und trage zu Energieeinsparungen ein, erklärt der Konzern sein Motiv. Und Sony will nun an dem Boom mitverdienen.

Die Herausforderung ist groß, aber der Zeitpunkt günstig. DJI regiert zwar vielerorts den erdnahen Luftraum. Besonders unter YouTubern und Video-Filmern sind die fliegenden Kameras aus China beliebt.

Gerade hat das Unternehmen sein neuestes Modell auf den Markt gebracht, die handtellergroße DJI Mavic Mini 2. Mit einem Gesamtgewicht von 249 Gramm muss sie in vielen Ländern nicht bei den Behörden registriert werden.

Aber die chinesische Herkunft der fliegenden Elektronik schürt die Sorge, dass die gefilmten und fotografierten Daten womöglich in den Fängen von Chinas Staatsapparat landen. Japans Regierung will daher mit staatlicher Hilfe eine heimische Drohnenindustrie stärken, um in diesem Markt nicht von China abhängig zu werden.

Technik, Ideen und Geld gibt es genug. Erst diese Woche hat der Risikokapitalinvestor Drone Fund mit einer Bank, zwei Mobilnetzkonzernen und anderen Firmen seinen dritten Drohnenfonds aufgelegt. Aber Japans Unternehmen konzentrieren sich meist auf den Unternehmenssektor. Dieser Fokus und Sonys Expertise in Bildverarbeitung und künstlicher Intelligenz könnten dem Konzern nun eine Einflugschneise in den geschäftigen Markt verschaffen.

Um sich von der Konkurrenz abzusetzen, darf Sonys AI Robotics Group sich nach dem Roboterhund Aibo und der Elektroautostudie VISION-S nun auch hochfliegender Produkte annehmen. Dabei will die Gruppe auf Technologien aus seiner "3R"-Reihe setzen: Dieses Kürzel steht für Reality, Real-time und Remote (Wirklichkeit, Echtzeit, fernbedienbar) und umfasst eine Reihe optischer Produkte.

Hawkeye (Falkenauge) gehört dazu, das seit 2011 bei beispielsweise Tennisspielen überwacht, ob ein Ball außerhalb des Spielfeldes landet. Auf der Technikmesse Ceatec, die dieses Jahr online stattfand, stellte Sony zudem eine mit Roboterkameras aufgerüstet Bühne vor, auf der Bands mit weniger personellem Aufwand visuell ansprechende Konzerte Live für das Internet aufzeichnen können. Eine Drohne käme da gerade recht.

Außerdem hat die Gruppe ein System entwickelt, dass mit der kombinierten Kraft von Kameras und Computern reale Szenen räumlich aufnehmen kann. Dies ermöglicht verrückte Kamerafahrten. Sogar von unten lassen sich die Darsteller zeigen.

Als größter Bildsensorhersteller der Welt und Kamerariese verfügt Sony zudem über eigene Technik, um die Bildqualität seiner Drohne aufzurüsten. Doch nicht nur für Kreative sowie Content-Studios will Sony Anwendungen entwickeln, sondern auch für andere geschäftliche Zwecke.

Noch schweigt sich Sony allerdings über die Fähigkeiten seines Fluggeräts aus. Nur so viel wird verraten: 2021 soll das Projekt dann im Ernst starten. Bis dahin müssen sich die Kunden mindestens gedulden. Aber wenn Sony sich diesem Produkt mit ähnlichem Eifer wie beschäftigt wie mit Digitalkameras, könnte die Welt der Drohnen spannender werden.

(bsc)