Postillon-Techniker Tobias Lauterbach ĂĽber DeppGPT, BER Bausimulator & Co.
Mit dem Satire-Magazin "Der Postillon" hat Tobias Lauterbach die Pöbel-KI "DeppGPT" herausgebracht. Mit heise online spricht er auch über weitere Projekte.
Erst jahrelang Postillon-Leser, dann freier Autor und inzwischen als Redakteur in Teilzeit hat Tobias Lauterbach nach dem BER Bausimulator die "kĂĽnstliche Arroganz" DeppGPT fĂĽr den Postillon entwickelt. Mit dem groĂźen Erfolg hatte er nicht gerechnet.
Lauterbach kam über den Artikel "Langer Stein aus Tetris bekommt eigenes Spiel" zum Postillon. Über Projekte in der Zusammenarbeit mit dem Satire-Magazin erzählt Tobias Lauterbach im Interview.
heise online: Mit dem Postillon zusammen hast du DeppGPT zum Leben erweckt. Wie habt ihr der KI das Pöbeln beigebracht?
Tobias Lauterbach: Die Idee hat sich in der Redaktion ergeben und nach und nach weiterentwickelt. Mit GPT 3.5 konnten wir die Prompts fĂĽr die KI weiter anpassen und haben sie immer wieder daran erinnert, in ihrer Rolle zu bleiben.
In unserem Forum kam noch die Frage auf, warum der Bot immer so schnell das Gespräch verlässt. Was ist da der Hintergrund?
Die Idee, dass der Bot nach ein paar Nachrichten den Chat abbricht, hatten wir schon bei einer frühen Version von DeppGPT, als die Antworten noch zufällig waren. Wir hielten die Idee für witzig. Im Vergleich bleibt ChatGPT Ewigkeiten im Gespräch. Uns gefiel die Idee, dass der Bot nach ein paar Nachrichten genervt ist und geht. Natürlich hat es auch den Vorteil, dass es die Kosten nicht sprengt und Ähnliches, aber vor allem fanden wir es passend zum Charakter des Bots. Das ist ja etwas, womit niemand rechnet.
Du hast zusammen mit dem Postillon aber noch weitere Spiele entwickelt. Wie kam es dazu?
Als Postillon-Fan habe ich mir nach Veröffentlichung des Artikels "Langer Stein aus Tetris bekommt eigenes Spiel" direkt die Open-Source-Version geschnappt und aus dem Spiel alle Steine außer den langen Stein herausgelöscht. Das habe ich dann an den Postillon geschickt und gesagt, dass das relativ einfach als Spiel umgesetzt werden könnte. Der Chefredakteur Stefan Sichermann hat mir relativ schnell geantwortet, er könne sich das prinzipiell vorstellen, allerdings war das Thema mit dem Artikel schon durch. Generelles Interesse an einem eigenen Postillon-Spiel bestand.
Dann kam mir direkt das BER-Bausimulator-Spiel in den Sinn. Die Idee wurde fĂĽr gut befunden und schlussendlich auch umgesetzt.
Wie lief da die Umsetzung?
Nach dem BER-Prinzip (lacht): Normalerweise sollte man während der Projektplanung Diagramme, Übersichten und Zeitpläne erstellen. Bei dem Spiel habe ich das nicht gemacht und einfach angefangen. Auch konnten wir uns inhaltlich viel am realen Bau orientieren. Im Spiel kommen einige echte Baumängel vor. Die sind von den uns erdachten Mängeln kaum zu unterscheiden, wie wir mit einem entsprechenden Quiz zum 250.000 Downloads-Jubiläum unter Beweis gestellt haben.
Wie lange hat die Entwicklung des BER Bausimulators gedauert?
Ich war überrascht, wie knapp die Umsetzung dann doch wurde. 2020 wurde das Spiel veröffentlicht und ein halbes Jahr später wurde der Flughafen eröffnet. Als ich damit angefangen hatte, dachte ich auch, ich könne mir Zeit lassen, das Spiel wird doch bestimmt noch Jahrzehnte aktuell bleiben.
Haben Politiker auch auf das Spiel reagiert?
Direktes Feedback haben wir keines erhalten. Ich vermute aber mal, dass die Bauverantwortlichen es kennen, sonst hätten Sie den BER nicht ein halbes Jahr später eröffnet. Der Bausimulator hat wahrscheinlich viel zur Fertigstellung des BER beigetragen, da sie mit der Simulation viel ausprobieren und Fehler vermeiden konnten (lacht).
Aber ihr hab ja auch weitere Projekte umgesetzt?
Ja, während der Corona-Pandemie haben wir auch die Klopapier-App veröffentlicht, um mit digitalem Klopapier auszuhelfen. Außerdem ist es mein Ziel, meine lange Liste an Spieleideen abzuarbeiten. Langfristig stelle ich mir auch größere Projekte vor, mache jetzt aber erst mal mit kleineren Spielen weiter.
Du machst das alles alleine?
Ja. Beim Bausimulator hat die Musik noch ein Redaktionskollege beim Postillon gemacht und die Texte im Spiel haben wir innerhalb der Postillon-Redaktion geschrieben. Bei meinem neuen Spiel habe ich mich jetzt selber in die Musikproduktion reingefuchst und ein Stück produziert, was natürlich nicht ganz so professionell ist – aber es macht Spaß und ist abwechslungsreich. Zwischendurch kann ich Animationen basteln und viele weitere Sachen. Für meine letzten Spiele habe ich die Grafiken noch selbst gebastelt, in Zukunft könnte ich mir aber durchaus vorstellen, dafür auch KI zu Hilfe zu nehmen. Durch manuelles Training mit eigenen Grafiken könnte ich dann nicht nur Zeit sparen, sondern auch die Qualität verbessern.
(mack)