Power-to-Heat: Wie eine Batterie aus Sand Wärme speichern und abgeben soll

Im Westen Finnlands startete im Frühsommer der weltweit erste kommerziell genutzte Wärmespeicher aus Sand seinen Betrieb.

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Das sieben Meter hohe und vier Meter durchmessende Silo im finnischen Kankaanpää ist mit rund einhundert Tonnen Sand gefüllt.

(Bild: Polar Night Energy)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken

Kein Gas aus Russland – was Deutschland droht, ist in Finnland bereits Realität. So setzt das skandinavische Land ebenfalls auf drastische Sparmaßnahmen, um auch im kommenden Winter die Wohnungen ausreichend heizen zu können. Die Bewohner des kleinen westfinnischen Städtchens Kankaanpää werden dann bereits von einem neuartigen Energiespeicher aus Sand profitieren können. Hier startete im Frühsommer das Unternehmen Polar Night Energy den weltweit ersten kommerziell betriebenen Sandspeicher.

In einem sieben Meter hohen und vier Meter durchmessenden Silo füllten die Entwickler rund einhundert Tonnen Sand. Dieser wird über ein Heißluftgebläse auf 500 bis 600 Grad Celsius aufgeheizt. Der Strom dafür kommt aus Wind- und Solarkraftwerken der Umgebung. Bevorzugt wird dabei überschüssiger Strom genutzt, wenn die erzeugten Mengen den aktuellen Bedarf übersteigen. Das Sandsilo bietet damit auch negative Regelleistung, um den Betrieb des Stromnetzes zu stabilisieren.

Dank der guten Isolierung des Silos kühlt der heiße Sand nach Angaben der Betreiber auch über einige Monate nicht unter 500 Grad Celsius ab. Prinzipiell ließe sich mit dieser Wärme wieder heiße Luft für den Betrieb eines Generators erzeugen. Auf insgesamt 8.000 Kilowattstunden summiert sich diese elektrische Speicherkapazität. Doch die Betreiber favorisieren eine andere Anwendung, um die gespeicherte Wärme in den kommenden Monaten zum Aufheizen von Wasser für das lokale Fernwärmenetz zu nutzen. Dabei erzielt der Sandspeicher eine Leistung von 100 Kilowatt.

Mit dieser Pilotanlage will das Unternehmen zeigen, dass relativ einfache Sandspeicher zuverlässig und günstig grünen Überschussstrom für die Wärmeversorgung nutzen können. Andere Entwickler solcher Power-to-Heat-Anlagen wie das norwegische Unternehmen EnergyNest setzen mit Beton auf ein weiteres, ebenfalls günstiges Speichermaterial.

Hier steht ein Praxisversuch vergleichbar mit dem finnischen Sandspeicher allerdings noch aus. Beide Ansätze bieten noch einen weiteren Vorteil für den Aufbau einer klimafreundlichen Wärmeversorgung: Wegen ihres einfachen Aufbaus könnten solche Wärmespeicher wahrscheinlich einige Jahrzehnte eingesetzt werden.

(jle)