Preise für verteilte Bildschirme, durchsichtige Handys und den Modeladen der Zukunft
Auf der CeBIT in Hannover wurde der diesjährige Innovation Award der Computermesse vergeben. Vier deutsche Teams erhielten Preisgelder im Wert von insgesamt 100.000 Euro.
Auf der CeBIT in Hannover wurde der diesjährige Innovation Award der Computermesse vergeben. Vier deutsche Teams erhielten Preisgelder im Wert von insgesamt 100.000 Euro.
Innovationen lohnen sich – auch in Euro und Cent: Vier Forschergruppen aus Deutschland bekamen am Dienstag auf dem Messegelände in Hannover in Halle 9 den mit zusammen 100.000 Euro dotierten CeBIT Innovation Award überreicht. "Beispiele für kreative Techniklösungen aus Deutschland", wie sie die Jury auszeichnen wollte, sind alle vier Projekte – und auch praktisch vorführbar sollten sie sein. Grundsätzlich geht es bei dem Preis stets darum, innovative Ideen besonders aus den Bereichen Benutzerinteraktion und Usability auszuzeichnen.
Erster Preisträger des CeBIT Innovation Award 2013 ist das Projekt "Display as a Service" (DaaS), das von Alexander Löffler am DFKI entwickelt wurde. Bei DaaS geht es darum, eine unbegrenzte Anzahl einzelner Bildschirme als gemeinsames Display zu nutzen, das dann von beliebigen Geräten angesteuert werden kann. "DaaS überwindet die traditionelle 1-zu-1-Verbindung zwischen Videoquellen und Displays. Wir haben uns an diese Begrenzung gewöhnt, aber DaaS befreit Monitore von Videokabeln", erklärt Löffler. Heute sei zwar alles mobil und flexibel wie etwa Telefonie und Internet, doch Grafik bleibe kabelgebunden und starr. "Ich habe einmal zu oft Leute scheitern sehen, die ihren Rechner für ihre Präsentation an einen Projektor anschließen mussten und dachte, das muss auch anders gehen."
Was Löffler mit den 50.000 Euro Preisgeld anfangen will, weiß er noch nicht. "Ehrlich, zuerst kaufe ich Blumen für meine Freundin, denn die Arbeitstage in den letzten Monaten waren viel zu lang und zu zahlreich. Ansonsten haben wir keine konkreten Pläne; wir freuen uns erstmal auf die Gespräche auf der CeBIT." DaaS ist bereits zum Patent angemeldet, derzeit gibt es Diskussionen über eine mögliche Kommerzialisierung.
Auf Rang 2 des CeBIT Innovation Award landete das "See-Through Phone" (STP), das gemeinsam von Dr. Dominikus Baur an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Dr. Sebastian Boring an der Universität Kopenhagen entwickelt wurde. Das Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro erhalten sie für eine Smartphone-App, mit der sich stationäre Bildschirme in der Umgebung mitnutzen lassen. So wird das Handy zur Fernsteuerung eines Videos, das auf einem Beamer läuft oder nutzt das große Display des heimischen Fernsehers, um Inhalte zu vergrößern. STP läuft auf dem iPhone und handelsüblichen Notebook-Rechnern. Auf Empfängerseite wird kostengünstige Technik genutzt, die in einen USB-Stick passt.
Den mit 10.000 Euro dotierten dritten Platz belegte der "Next Generation Fashion Store", den Christian Zagel von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt hat. Die Idee: Im Modeladen der Zukunft lassen sich mithilfe eines Körperscanners die genauen Maße des Kunden ermitteln. Der Käufer wird in der dabei verwendeten interaktiven Umkleidekabine anschließend aktiv beim Anprobe- und Kaufprozess unterstützt. Das System kann passende Kleidungsstücke empfehlen und verfügt über eine Social-Network-Anbindung. In Zusammenarbeit mit dem Sportartikelhersteller Adidas entsteht ein Prototyp.
Auch ein Sonderpreis für junge Forscher ("Young Innovators") in Höhe von 10.000 Euro wurde beim CeBIT Innovation Award in diesem Jahr vergeben. Er ging an das Swoozy-Konzept, das Matthieu Deru an der Universität des Saarlandes entwickelt hat. Dabei handelt es sich um eine Plattform für interaktives Fernsehen, mit der Videoinhalte über einfache Handgesten mit zusätzlichen Inhalten angereichert werden können. "Elemente lassen sich aus dem laufenden Video "herausziehen" und durch eine weitere Handgeste von Swoozy interpretieren lassen", heißt es in der Projektbeschreibung.
In der Jury des CeBIT Innovation Award 2013 sitzen Prof. Dr. Elisabeth André, Lehrstuhlinhaberin für Human Centered Multimedia am Institut für Informatik der Universität Augsburg, Prof. Dr. Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Universität der Künste Berlin, Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas, Leiter der Abteilung Schlüsseltechnologien im Bundesforschungsministerium, Dr. Manfred Pietschmann, Herausgeber von Technology Review, Frank Pörschmann, Gesamtverantwortlicher für die CeBIT bei der Deutschen Messe AG sowie Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz.
Alle vier ausgezeichneten Projekte werden für die Dauer der CeBIT bis zum 9.März an Stand E 50 in Halle 9 ausgestellt bleiben. (bsc)