Probe aufs Exempel

Wer Geld in einen neuen Highend-Rechner investiert, erwartet einen spürbaren Leistungsschub. Aber macht sich eine aktuelle Dual-Core-CPU bei der täglichen Arbeit wirklich bemerkbar und ist softwareseitige Multi-Threading-Unterstützung immer ein Garant für mehr Geschwindigkeit? Ein Vergleich hochwertiger Rechnersysteme der Jahre 2004, 2005 und 2006 gibt Aufschluss.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler
Inhaltsverzeichnis

Arbeiten mit dem Computer ist mitunter eine Geduldsprobe. Insbesondere dann, wenn man ein System nutzt, das bereits bei ein paar gestarteten Programmen (Mail, Office, Multimedia) und offenen Browser-Fenstern jedes zusätzliche Öffnen einer Anwendung mit kaugummiartiger Prozessbearbeitung quittiert. Dabei wurde doch gerade erst aufgerüstet: Doppelter Speicher, Schluss mit langsamen Transferraten nach Einbau der SATA-Platte, und aktuelle PC-Spiele laufen mit der neuen Grafikkarte jetzt auch halbwegs ruckelfrei. Aber HD-Filme abspielen oder gar selbst bearbeiten, Satelliten-TV in High Definition empfangen? Und schon ertappt man sich wieder bei dem Gedanken, eventuell doch noch vor der Mehrwertsteuererhöhung eine Investition in einen Highend-PC zu tätigen.

Ob Werbeaussagen wie „Do more in less time“ tatsächlich stimmen, können Interessenten vor dem Kauf eines PC-Power-Pakets allerdings nur selten direkt überprüfen. Zwar gibt es Entscheidungshilfen in Form von Benchmark-Ergebnissen - aber sind die unterschiedlichen Scores bei der täglichen Arbeit auch wirklich spürbar? Und vor allem: Welche Anwendungen profitieren besonders vom neuen Zeitalter des verteilten Rechnens auf mehreren Prozessorkernen und welche nicht?

Um nachzuprüfen, ob es spürbare Leistungszuwächse gibt, wie von den Herstellern behauptet, haben wir Highend-PCs der Jahrgänge 2004, 2005 und 2006 einem Performance-Vergleichstest unterzogen. In verschiedenen Szenarien mussten die Rechner unter Windows XP zeigen, wie schnell sie mit den gestellten Aufgaben fertig werden. Anders als bei den Benchmarks der nachfolgenden Artikel zu aktuellen Highend-PCs, für die wie üblich mit „nackten“ Systemen ohne laufende Hintergrundapplikationen gearbeitet wurde, steht in diesem Teil vor allem der subjektive Eindruck von flüssigem Arbeiten im Mittelpunkt.

Das Jahr 2004 repräsentiert ein Pentium-4-(570-)Rechner, dessen Hyper-Threading-Prozessor mit 3,8 GHz das Ende der x86-Gigahertz-Fahnenstange bei Desktop-Rechnern erreicht hatte. Für das Jahr 2005 geht der Athlon64 X2 4400+ von AMD ins Rennen, und das Jahr 2006 wird von einem System mit Intels Core 2 Duo E6700 vertreten. Außer Konkurrenz - weil mit einem Gesamtpreis von rund 4800 Euro wesentlich teurer - ließen wir die Workstation „Dell Precision 490“ mit zwei Dual-Core-Xeons - also insgesamt vier Prozessorkernen - mitlaufen. Zur jeweiligen Hardware-Bestückung siehe den Kasten „Vergleichs-Rechner“ auf der nebenstehenden Seite.

Ein traditionelles Anwendungsgebiet für Doppelkern-Systeme ist der Grafik- und Designbereich. Viele 3D-Anwendungen und Bildbearbeitungsprogramme wurden bereits vor Jahren für Multi-Threading etwa auf Apple-Rechnern optimiert. Ob dies auch für die Windows-Version der Panoramasoftware Hugin gilt, sollte die erste Aufgabe zeigen. Zum Auftakt musste mit Hugin ein Panoramabild aus zwölf sich überlappenden Einzelbildern (jeweils 8 Megapixel) erzeugt werden. Das Freeware-Tool setzt die Fotos anhand von Kontrollpunkten zusammen, die identische Stellen im Überlappungsbereich aller benachbarten Bilder markieren; zudem gleicht es die Perspektive an.

Gemessen haben wir den reinen Stitch-Vorgang, also das „Zusammennähen“ der Bilder. Beim Stitchen berechnet Hugin zunächst die Gesamtperspektive und passt die Einzelbilder entsprechend an, was eine hohe Rechenleistung erfordert. Die Bilder werden für die Auflösung des späteren Panoramas optimiert und erst zum Schluss zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Dabei gleicht das Programm auch die Übergänge an (Helligkeit). Was auf einem Mainstream-Rechner durchaus eine halbe Stunde und länger dauern kann, erledigten die Highend-Testgeräte sehr viel rasanter.

Während der Core-2-Duo-Rechner und die Xeon-Workstation schon nach jeweils rund viereinhalb Minuten fertig waren, benötigten der Athlon 64 aus dem Jahr 2005 und der noch ältere Pentium 4 gut zwei Minuten mehr. Mit ein Grund für die deutliche Zeitdifferenz dürfte in diesem Fall die Größe des Arbeitsspeichers gewesen sein: Während das Core-2-Duo-System und die Xeon-Workstation auf 2 GByte Hauptspeicher zugreifen konnten, stand den anderen Systemen jeweils nur die Hälfte zur Verfügung, mit der Folge, dass mehr Daten auf die Festplatte ausgelagert werden mussten.

Im nächsten Schritt luden wir das Panoramabild (18 MByte, JPEG) in Photoshop CS2. Auch bei der Multi-Threading-fähigen Standardsoftware für Fotografen, Grafiker und Webdesigner zeigte sich, dass Prozessorleistung nicht alles ist. Produziert beispielsweise eine Funktion wie die Blendenkorrektur mehr Daten, als das RAM aufnehmen kann, bremsen Lese- und Schreibzugriffe auf die Festplatte die Gesamt-Performance. Obwohl die Pentium-4-CPU nur zu maximal zehn Prozent ausgelastet war, vergingen zweieinhalb Minuten, bis das Panoramabild vom Blendenkorrektur-Modul in die Vorschau geladen und zur weiteren Bearbeitung freigegeben wurde. Weitere 8:50 Minuten benötigte das System für die eigentliche Filteranwendung (Verzerrung, Perspektive, Skalierung).

Der Athlon X2 ließ sich für das Laden des Panoramabildes in die Blendenkorrektur sogar noch länger Zeit (2:46 Minuten), schaffte die Filteranwendung in 4:12 Minuten aber wesentlich schneller. Wie als Gast auf einer Rakete kam man sich unterdessen bei den Vertretern mit Intels neuer Mikroarchitektur vor, deren CPUs trotz unterschiedlicher Benennung im Wesentlichen identisch sind: In maximal zehn Sekunden war das Bild eingelesen, der Filterprozess dauerte höchstens 1:30 Minuten. Unsanft auf den Boden zurück holte uns allerdings die Erkenntnis, dass auch Core-2-Duo- und Xeon-Rechner Performance-Probleme bekommen, wenn man die Speichergröße manuell über die „boot.ini“ auf niedrige Werte beschränkt und speicherintensive Anwendungen startet.

Aber es gibt auch Anwendungen, an denen sich selbst ein Highend-Rechnersystem des Jahres 2006 die Zähne ausbeißt. Eine davon ist der Flight Simulator X von Microsoft. Die im Oktober in den Handel kommende neue Version des MS-Flugtrainers zeichnet sich vor allem durch verbesserte Wetter- und Wolkendarstellungen sowie die Einführung von Lichtreflexionen auf spiegelnden Oberflächen aus. Da die modular aufgebaute Simulations-Software aber sowieso schon viel mit komplexen Berechnungen der virtuellen Avionik-Systeme an Bord, der Landschaftsdarstellung im Flug und dem Zusammenspiel von weltweitem Flugverkehr und Flugsicherung zu tun hat, gehen die zusätzlichen Grafik-Features auf Kosten der Performance. Annehmbare Frame-Raten ließen sich mit der uns zur Verfügung gestellten Pre-Version selbst mit dem leistungsstärksten System nicht erreichen. Ein Szenerie mit vielen Details und Effekten ließ beim Core-2-Duo-System maximal 14 fps (frames per second) zu, die niedrigste Durchschnittsrate maßen wir mit 10 fps für die Xeon-Workstation - selbst Daumenkino macht da mehr Spaß.

Bereits seit Juli auf dem Markt ist die neue Version 3.6 des Datenkompressions-Tools WinRAR von Rarlab, dessen Komprimierungsalgorithmus für Rechner mit mehreren Prozessoren, Dual-Core-Prozessoren sowie Hyper-Threading-Prozessoren optimiert wurde. Am meisten profitieren davon Rechner mit mehr als einem Prozessor wie die Dell Workstation mit ihren beiden Xeons. Für das Komprimieren einer rund ein Gigabyte großen Datei mit WinRAR 3.61 ins rar-Format benötigte die Workstation im normalen Kompressionsmodus rund sechs Minuten und damit etwa eine Minute weniger als der Core-2-Duo-Rechner. Dritter wurde der Athlon 64 mit einer Zeit von 8:14 Minuten, der Pentium 4 landete mit 12:23 Minuten abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Da WinRAR 3.61 die Möglichkeit bietet, den Multi-Threading-Modus in den Einstellungen per Mausklick zu deaktivieren, ließen sich auch Anhaltspunkte für die System-Performance abseits des zeitgleichen Abarbeitens mehrerer Threads ermitteln. Schnellster mit 10:08 Minuten für die Komprimierung der 1-GByte-Testdatei war jetzt der Core-2-Duo-Rechner, der nahezu eine Minute Vorsprung gegenüber der gleich getakteten Workstation (2,66 GHz) herausholte. Möglich, dass zusätzlich zu den hohen Datentransferraten der Perpendicular-Recording-Festplatte jetzt auch die ungepufferten (also etwas schnelleren) DIMMs des Core-2-Duo-Systems einen positiven Einfluss auf die Bearbeitungszeit hatten. Wiederum den dritten Platz belegte mit 11:46 Minuten der mit 2,2 GHz getaktete AMD-Rechner, der Pentium 4 benötigte im zweiten Durchlauf 14:50 Minuten.

Große Verbreitung haben Datenkompressions-Tools dank des MP3-Player-Booms vor allem in der Audiodatenbearbeitung gefunden. Den hauseigenen Windows Media Player liefert Microsoft seit Version 10 mit einem integrierten MP3-Grabber aus. Damit mussten die Testsysteme zunächst eine Doppel-CD (Red Hot Chili Peppers, Stadium Arcadium) mit 192 kBit/s kodieren und die Daten auf der Harddisk speichern. Frei nach dem Motto „die Letzten werden die Ersten sein“ und offenbar mit einem besonders schnellen CD-Laufwerk ausgestattet, legte sich diesmal der Pentium 4 mächtig ins Zeug und schaffte es, beide CDs in durchschnittlich 4:26 Minuten zu grabben. Zwei Minuten später war der Athlon X2 fertig, gefolgt vom Core 2 Duo (7:42 Minuten) und der Xeon-Workstation (11:42 Minuten).

Als Nächstes sollten die auf der Festplatte abgelegten MP3-Daten mit iTunes 7 in das AAC-Format (Advanced Audio Coding) transkodiert werden. Anders als der MP3-Codec des Windows Media Player sind die Audio-Codecs von iTunes für Multi-Threading-Aufgaben optimiert. Zudem lassen sich durch die Bearbeitung auf der Festplatte Störgrößen wie häufige Zugriffe auf die vergleichsweise langsamen CD-Laufwerke minimieren. Für die Transkodierung der insgesamt 28 Songs brauchte das Core-2-Duo-System, das über L2-Cache-Sharing einzelnen Threads pro Kern bis zu 4 MByte internen Speicher zur Verfügung stellen kann, nur etwas mehr als vier Minuten, gefolgt von der Xeon-Workstation (4:36 Minuten), dem Athlon X2 (5:11 Minuten) und dem Pentium-4-System, das rund 6 Minuten benötigte.

Spürbare Zeitvorteile lassen sich mit aktuellen Highend-Systemen auch beim „Eindampfen“ von DVD-Videos erzielen - vorausgesetzt, die verwendeten Programme verstehen sich auf Multi-Threading. Das Core-2-Duo-System war sowohl beim Requantisieren einer rund 1 GByte großen Videosequenz mittels Nero Recode 2 für die Speicherung auf einer Mini-DVD (3:54 Minuten) als auch beim Komprimieren der Datei mit DivX 6 für ein Handheld-Format (5:35 Minuten) nicht zu schlagen. Einigermaßen mithalten konnte hier nur der Xeon-Rechner, der den Requantisierungsprozess wenige Sekunden später abschloss, für die DivX-Aufgabe aber fast eine Minute länger benötigte. Mit deutlichem Abstand folgten der Athlon X2 (Nero Recode: 5:27 Minuten, DivX: 8:27 Minuten) und der P4 (7:06 beziehungsweise 8:55 Minuten).

Beim herkömmlichen Videoschnitt lässt sich mit Highend-PCs zwar auch noch ein wenig Leistung rauskitzeln, flüssiges Arbeiten ist aber bereits mit einem 2-GHz-Pentium-4 möglich. Performance-Probleme haben hier häufig ihren Grund in einer langsamen Festplatte, zu wenig Arbeitsspeicher oder einer schwachbrüstigen Grafikkarte. Völlig anders sieht es hingegen bei der Produktion von HD-Videos aus, für die massig Prozessorleistung allein zum Entpacken des MPEG-2-Videostroms benötigt wird. Ruckelfreies Schneiden ist mitunter selbst auf einem Dual-Xeon-System und Profi-Software nicht möglich. Wer Satelliten-TV-Programme in MPEG-4 AVC (H.264) empfangen will, kommt selbst mit einer hochgetakteten Single-Core-CPU meist nicht über die Geschwindigkeit einer Diashow hinaus - hier sind moderne Dual-Core-Prozessoren geradezu ein Muss.

Die Spiele-Branche hat dem parallelen Abarbeiten von Code durch Mehrkern-Prozessoren bislang noch nicht viel abgewinnen können. Obwohl insbesondere KI-Anwendungen - in Echtzeitstrategie-Spielen etwa oder bei Taktik-Shootern - von der Mehrkern-Technik profitieren könnten, gibt es nur wenige für Multi-Threading optimierte Games. Gründe dafür sind unter anderem ein deutlich höherer Programmieraufwand sowie die Gefahr, dass Entwickler-Studios noch mehr Ressourcen für die spätere Bug-Beseitigung binden müssen. Wer die erste Version von Ubisofts „Ghost Recon Advanced Warfighter“ (GRAW) für den PC gespielt hat, weiß, wie sich das Warten auf einen Patch hinziehen kann.

GRAW eignet sich aber dennoch gut für einen Test von Spiele-Software auf Highend-PCs, da es die PhysX-Engine von Ageia und damit eine Sonderform von Multi-Threading unterstützt. In Spielen, die für die PhysX-Engine optimiert sind, unterstützt eine auf einer PCI-Steckkarte untergebrachte PPU (Physic Processing Unit) den Prozessor bei Bewegungsdynamikberechnungen von Partikeln und soll dafür sorgen, dass Explosionen noch imposanter wirken und bei Schüssen etwa auf Mauern mehr Steinbröckchen zur Seite spritzen. Von dem Physikbeschleuniger profitieren vor allem nicht sehr leistungsstarke Prozessoren. Nutzt man hingegen einen Highend-Prozessor, fallen die optischen Unterschiede nur wenig ins Gewicht, da ein Teil der PPU-Arbeit auch von einem ansonsten gelangweilten Kern des Hauptprozessors erledigt werden kann.

Für das Core-2-Duo-System mit seiner Grafikkarte der oberen Mittelklasse (Nvidia GeForce 7900 GT) stellte GRAW keine Herausforderung dar. Bis auf die Texturen-Qualität, deren höchste Stufe Grafikkarten mit 512 MByte eigenem Speicher vorbehalten ist, wurden automatisch die besten Einstellungen gewählt und die mit FRAPS gemessene Frame-Rate sank nie unter 50 fps. Spaß beim Kommandieren von drei Teammitgliedern und einer über den Dächern von Mexico City fliegenden Aufklärungsdrohne hat man bei mindestens 45 fps auch mit dem Athlon X2 und 7800-GT-Karte. Anders hingegen beim Pentium 4 in Kombination mit einer GeForce 6800: Ruckeln im Bildfluss, das Mündungsfeuer flackert erst nach dem Schussgeräusch auf, die Frame-Rate sinkt im Spiel zeitweise bis auf inakzeptable 15 fps.

Für die Darstellung moderner Direct3D-PC-Spiele völlig ungeeignet ist Nvidias Quadro FX 550, die als Einsteigerkarte gerne mit Workstations ausgeliefert wird. Selbst nach Deaktivierung sämtlicher Grafik-Features war GRAW auf dem Xeon-System einfach nicht spielbar. Ihre Qualitäten haben OpenGL-Quadro-Grafikkarten aber im CAD- und DCC-Bereich, wenn es um die Darstellung von physikalischen Effekten wie Farbdispersionen, Reflexionen und Lichtbrechungen oder die Visualisierung von Oberflächeneigenschaften wie Schatteneffekte geht.

Typische Office-Anwendungen wie Textverarbeitung, E-Mail-Client oder Tabellenkalkulation reizen einen modernen Single-Core-Prozessor in der Regel nicht aus - und CPUs mit zwei oder vier Kernen lassen sich von solchen Applikationen noch weniger aus der Ruhe bringen. Häufig schießen allerdings Single-Threaded-Anwendungen wie Viren-Scanner quer, oder werbefinanzierte Instant Messenger, die laufend neue Flash-Banner nachladen. Das Antiviren-Kit von GData beispielsweise scannt mit zwei Engines und schaffte es, die CPU-Auslastung der Testsysteme bei einer parallel durchgeführten Video-Requantisierung immer wieder bis an die 100-Prozent-Grenze zu treiben. Nur die Xeon-Workstation ließ sich von den Scans kaum beeinflussen und erledigte Aufgaben in nahezu der gleichen Zeit wie ohne Scanner. Und wer eine kostenlose ICQ-Version laufen hat, darf sich nicht wundern, wenn ein Pentium 4 trotz hoher Taktfrequenz ständig hechelt.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Core-2-Duo-Rechner bei vielen Aufgaben tatsächlich deutlich mehr Leistung bietet, die der Anwender vor allem in Form stark reduzierter Bearbeitungszeiten spürt. Suchte man eine Analogie in der Meteorologie, könnte der Performance-Zuwachs des Athlon 64 X2 gegenüber dem Pentium 4 als Brise durchgehen, die Steigerung vom X2 auf den Core 2 Duo aber käme einem Sturm gleich. Dass dieser subjektive Eindruck keine Sinnestäuschung ist, belegt der einzige Benchmark-Lauf im Rahmen diese Artikels: Im alten 3DMark 2001, der wegen der für heutige Verhältnisse bescheidenen Grafikanforderungen inzwischen vor allem ein CPU- und Speichersystem-Test ist, erreichte das Core-2-Duo-System mehr als 40 000 Punkte. Der Athlon 64 X2 schaffte 26 000, der Pentium 4 knapp 20 000 Punkte.

Gespannt darf man auf die ersten vierkernigen Desktop-Prozessoren sein, die Intel im November auf den Markt bringen will. Profitieren werden von Quad-Core-Systemen zunächst vor allem professionelle Anwender aus dem Multimedia- und Designbereich, die darauf bereits Multi-Threading-optimierte Anwendungen wie Video-Encoding, Rendering oder Raytracing laufen lassen. Ob auch der Normalanwender einen deutlichen Performance-Gewinn beim Umstieg von einer Duo- auf eine Quad-Core-CPU spürt, ist allerdings fraglich - dafür müsste zunächst einmal deutlich mehr Software auf den Markt kommen, die mit der Kraft von vier Kernen auch wirklich etwas anfangen kann.

[1] Andrea Trinkwalder, Nico Nowarra, Joachim Sauer, Zweispänner, Wie Anwendungen von Dual-Core-Systemen profitieren, c't 04/06, S. 132

[2] Siegfried Barth, Florian Mihaljevic, Joachim Sauer, Scharfe Schnitte, Videoschnittsoftware fĂĽr engagierte Cutter und Profis, c't 09/06, S. 160

"High-End-PCs"
Weitere Artikel zum Thema "High-End-PCs" finden Sie in der c't 22/2006:
Dual- und Quad-Core-Rechner und ihre Ahnen S. 152
Xeon-5100- und Core-2-Duo-Systeme im Test S. 158
Was PCs von Workstations unterscheidet S. 160

Zum Performance-Vergleich von Rechnern aus den Jahrgängen 2004, 2005 und 2006 haben wir im c't-Labor drei Konfigurationen aufgebaut, die beim Kauf im Herbst des jeweiligen Jahres inklusive Betriebssystem (Windows XP Professional Edition) jeweils zwischen 1600 und 1800 Euro gekostet hätten. Es handelt sich also um leistungsstarke Systeme mit 500-Euro-Prozessoren; deutlich schneller wären nur 1000-Euro-Prozessoren wie Pentium 4 Extreme Edition oder Athlon 64 FX. Beim Jahrgang 2004 haben wir etwas geschummelt, denn den Pentium 4 570 mit 3,8 GHz gab es regulär erst Anfang 2005 für rund 680 Euro - seine um 200 MHz höhere Taktfrequenz im Vergleich zum 450 Euro teuren Pentium 4 560 verfälscht das Bild aber kaum.

Als Mainboards haben wir gut ausgestattete Platinen im Preisbereich von 150 Euro gewählt. Der Hauptspeicher sollte nicht zu teuer werden: Beim 2004er-System kosteten zwei 512-MByte-Riegel mehr als 300 Euro. 2005 wäre mehr drin gewesen, doch Festplatte, Grafikkarte und Mainboard waren jeweils teurer.

7200-Touren-Festplatten mit SATA-Schnittstelle sind bereits seit zwei Jahren lieferbar, wir haben hier 100-Euro-Exemplare gewählt. Im Laufe der Zeit ist die Datentransferrate deutlich gestiegen: die aktuelle Seagate ST3250620AS mit Perpendicular Recording, NCQ und 16 MByte Cache ist wesentlich schneller als die alte Samsung SP1614C.

Bei den Grafikkarten haben wir uns im 300-Euro-Bereich umgesehen und uns auf Chips eines Herstellers - in diesem Falle: Nvidia - beschränkt, um den Vergleich nicht noch komplizierter zu machen.

Die restlichen PC-Innereien wie DVD-Brenner, Netzwerk- oder Soundkarten beeinflussen die Rechen- und Grafikleistung bei den meisten Anwendungen nicht oder nur minimal, deshalb haben wir sie außer Acht gelassen; in der Kalkulation der Systempreise waren diese Komponenten aber mit ihren jeweils aktuellen Preisen enthalten (16X-DVD-Brenner, Onboard-Sound und -LAN). Für Netzteil, Gehäuse, Tastatur, Maus und Betriebssystem haben wir eine Pauschale von 290 Euro angesetzt. Weitere Komponenten wie eine zweite oder größere Festplatte, ein zusätzliches DVD-Laufwerk, Speicherkarten-Leser oder TV-Karten haben wir nicht berücksichtigt; sie würden die Preise der Vergleichs-Systeme schnell über die 2000-Euro-Marke treiben.

Eine Beschreibung der Workstation Dell Precision 490 mit zwei aktuellen Dual-Core-Xeons finden Sie im nachfolgenden Artikel; dort stellen wir auch aktuelle Core-2-Duo-Systeme vor.

Selbstverständlich könnte man die älteren Systeme auch noch aufrüsten: Auf das Sockel-939-Mainboard aus dem vergangenen Jahr passt etwa noch ein Athlon 64 FX-60, den man jetzt für etwa 600 Euro bekommt. Für das LGA775-Board aus 2004 gibt es keinen spürbar schnelleren Prozessor, hier könnte man aber mehr Speicher und eine aktuelle Grafikkarte einbauen. Ob sich solche Investitionen lohnen, hängt außer von den genutzten Anwendungen auch davon ab, wie die alten Rechner ursprünglich bestückt waren: Sind etwa alle vier Speicher-Slots mit 256-MByte-DIMMs bestückt, so muss man, um auf mindestens 2 GByte RAM zu kommen, mehr als 200 Euro ausgeben.

Vergleichs-Rechner
PC-Baujahr Herbst 2004 Herbst 2005 Herbst 2006
Hauptprozessor Pentium 4 570 (3,8 GHz, 1 MByte L2-Cache, Hyper-Threading) Athlon 64 X2 4400+ (2,2 GHz, 2 x 1 MByte L2-Cache) Core 2 Duo E6700 (2,66 GHz, 4 MByte L2-Cache)
Mainboard Asus P5GD2 (i915) Asus A8N SLI Premium (nForce4 SLI) Asus P5B (P965)
Grafikkarte GeForce 6800 GeForce 7800 GT GeForce 7900 GT1
Hauptspeicher 2 x 512 MByte PC2-4200 2 x 512 MByte PC3200 2 x 1 GByte PC2-5300
Festplatte (SATA, 7200 min-1) 160 GByte, Samsung SP1614C 250 GByte, Samsung SP2504C 250 GByte, Seagate ST3250620AS
1 Die verwendete Karte von XFX ist leicht ĂĽbertaktet.

(ha)