Raspberry Pi with Java: Programming the Internet of Things (IoT)
Bei Stephen Chins Raspberry-Pi-Buch geht es vorrangig um die Programmierung unterschiedlicher Schnittstellen mit Java. Seine Erfahrungen können Leser dann direkt in eigenen Projekten nutzen, beispielsweise in der intelligenten Haussteuerung mit Fernsteuerung.
- Michael MĂĽller
Stephen Chin, James L. Weaver
Raspberry Pi with Java: Programming the Internet of Things (IoT)
Embedded Application Development for Home and Industry
Oracle Press, 2015
XV + 315 Seiten, US$ 35,-
ISBN 978–0-07-184201-3
Bücher zum Raspberry Pi gibt es derzeit viele. Manche davon beschäftigen sich mit Java. Wenige sprechen vom Internet of Things (IoT). Und nur eines stammt von Oracle Press. Von Stephen Chin, bekannt durch sein Nighthacking. Auch sein Co-Autor, James L. Weaver, ist in der professionellen Java-Szene bekannt: Mark Heckler hat als technischer Editor an diesem Buch mitgearbeitet. Doch hebt sich das Buch bei aller technischen Expertise vom Gros der Raspberry-Pi-Bücher ab? Die Antwort lautet schlicht: Ja.
Wie in anderen Büchern kann der Leser auch hier erfahren, wie man LEDs zum Blinken bringt. Oder einige Basteleien durchführen, die recht einfach gehalten sind. Aber das Buch bietet mehr. Von Projekt zu Projekt wird es anspruchsvoller und geht damit deutlich über das Niveau anderer Bücher zum Thema hinaus. Und es konzentriert sich auf die Programmierung mit Java. Der Leser erfährt nicht zum wiederholten Male, wie der Einplatinen-Computer mit Linux betrieben wird oder wie sich darauf vielleicht gar ein Office-Paket starten lässt. Solche Kenntnisse setzen die Autoren einfach voraus. Lediglich auf wenigen Seiten werden die Spezifika des Raspberry sowie das Netzwerk-Setup beschrieben, und dann geht es mit diversen Projekten los.
Auch in diesem Buch zeichnen sich die meisten Projekte eher mittels Spaßfaktor aus. So wird Kaffee oder Tee gekocht, wobei der Leser die Kommunikation mit entsprechenden Geräten, zum Beispiel einer elektronischen Waage oder Thermometer lernt. Ein Zauberhut lässt Karten mittels Gedanken, Pardon RFID, lesen. Ein Fahrzeug lernt, einer Spur zu folgen, und eine Drohne, autonom zu fliegen. Und zum Schluss dient der Raspberry Pi als Zentrale für die Emulation eines älteren Videospiels, dessen Gehäuse mittels 3D-Drucker selbst gefertigt wird.
Doch es werden nicht einfach unterschiedliche Projekte aufgezeigt, die sich hauptsächlich in ein paar elektronischen Bauteilen unterscheiden. Vielmehr werden unterschiedliche Aspekte der Programmierung herausgearbeitet. Dabei stellen die Autoren unterschiedliche Bibliotheken vor, die der GPIO-Programmierung (General Purpose IO) dienen, ebenso wie die Kommunikation über andere Schnittstellen. Hierzu gehören sowohl die serielle Ansteuerung via IO-Pins als auch per USB-Port sowie die Kommunikatuion via Netzwerk. Das ist dann IoT. Aber auch der Aspekt der parallelen Programmierung eines Embedded-Systems kommt zur Sprache.
Sehr ausführlich lernt der Leser das PIN-Layout des Raspberry Pi mit seinen unterschiedlichen Benennungen. Das mag trivial erscheinen, doch beschränken sich viele Bücher auf eine einzige Schreibweise. Und je nach genutzter Bibliothek ist das genau die verkehrte. Mittels zahlreicher Abbildungen wird das wie auch die einzelnen Schritte beim Aufbau der Projekte dokumentiert. Ebenfalls ausführlich dargestellt werden Verdrahtungspläne. Doch wie in den meisten Büchern zum Thema gibt es keine Schaltpläne. Der Rezensent ist mit Schaltplänen groß geworden und vielleicht vermisst er diese nur deshalb. Für den Nachbau der Projekte sind sie jedenfalls nicht essentiell.
Insgesamt ist so ein Buch entstanden, das viele Projekte aufzeigt, die vom Aufbau her anspruchsvoller als in den meisten anderen BĂĽchern daher kommen. Vor allen Dingen geht es um die Programmierung unterschiedlicher Schnittstellen mit Java. Das kann der Leser dann direkt in eigenen Projekten nutzen, beispielsweise in der intelligenten Haussteuerung mit Fernsteuerung. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Nicht das einzig gute Buch zum Raspberry Pi, aber mindestens eines der besseren.
Michael MĂĽller
ist als Bereichsleiter Softwareentwicklung der InEK GmbH verantwortlich für Projekte im Web-, Java- und .NET-Umfeld. Daneben betätigt er sich als freier Autor und verfasst Fachartikel zu diversen Entwicklungsthemen sowie Buchrezensionen.
(ane)