Roboter gegen Tsunamis

Ein autonom fahrendes Boot mit Sensoren und Funktechnik soll in Japan bald vor entstehenden Tsunamis warnen. Denn andere Frühwarnsysteme haben sich als zu teuer oder unzuverlässig erwiesen.

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Von
  • Michael Reilly

Ein seetüchtiger Roboter, der Ausschau nach Tsunamis hält, könnte in Zukunft Leben retten, wenn sich eine Katastrophe anbahnt. Mit dieser Vision beschäftigen sich japanische Forscher um die neue Vulkaninsel Nishinoshima. Seit sie sich 2013 aus den Wellen erhob, hat es auf ihr mehrere Ausbrüche gegeben. Dies birgt Gefahren für bewohnte Inseln in der Nähe, vor allem durch Unterwasser-Erdrutsche.

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Im Oktober ließ Hiroko Sugioka von der Kobe University ihre Erfindung, einen autonomen Wasser-Roboter namens Wave Glider, ausgestattet mit Mikrofonen, Zeitraffer-Kamera und Satelliten-Funk, auf eine kurze Testfahrt vor Nishinoshima gehen. Das von Liquid Robotics hergestellte Gerät erzeugt Strom aus Wasser- und Sonnenkraft und kann so ohne Treibstoff bis zu ein Jahr unterwegs bleiben.

Die Version von Sugioka ist so ausgelegt, dass sie mit Sensoren am Meeresgrund kommuniziert, die Veränderungen von Wasserdruck und Magnetfeldern erfassen – Anzeichen für die Entstehung eines Tsumamis. Auf diese Weise kann ein Tsunami-Zentrum an Land innerhalb von drei bis vier Minuten nach der Entdeckung eine Warnung absetzen. Dies dürfte ausreichen, damit Menschen rechtzeitig höher gelegene Orte aufsuchen können.

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Einer der Hauptvorteile des Systems ist, wie Sugioka der Zeitschrift Scientific Americann sagte, seine Wirtschaftlichkeit. Auch Tsunami-Bojen tief unten im Meer könnten Informationen über Satelliten rasch weitergeben. Für ihre Verankerung am Meeresgrund sind jedoch viele Kilometer Kabel erforderlich, was sie nach Schätzungen von Sugioka zehnmal so teuer macht wie ihr System.

Die Kosten spielen mit Sicherheit eine wichtige Rolle dafür, ob Bojen richtig funktionieren. Im März 2016 gab es ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 vor der Küste von Sumatra. Ein Netz von Bojen in der Region lieferte jedoch kaum Informationen darüber, ob durch das Beben eine Welle ausgelöst wurde und wie groß sie sein würde. Die indonesischen Behörden sprachen daraufhin eine allgemeine Warnung auf der Grundlage der seismischen Messungen aus. Hunderttausende Menschen flohen und warteten stundenlang, ob eine Monsterwelle die Küste erreichen würde. Dazu kam es nicht.

In Japan sind die Erinnerungen an das Erdbeben von Tohoku noch frisch, das im Jahr 2011 mit einer Stärke von 9,0 einen massiven Tsunami auslöste. Auch hier lagen die Prognosen weit neben der Realität. Nach den Plänen von Sugioka soll ihr Roboter Nishinoshima ab diesem Mai rund um die Uhr beobachten. Wenn die Tests positiv verlaufen, könnte das System noch an vielen weiteren Orten mit Tsunami-Gefahr eingesetzt werden.

(sma)