CES

Roboterhaustiere und Drohnen: Japans Startup-Szene entdeckt die virtuelle CES

Die Pandemie hat die Anziehungskraft der Elektronikmesse auf Nippons Unternehmen nicht geschmälert. Dieses Jahr nehmen so viele Startups teil wie nie zuvor.

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Von
  • Martin Kölling

Die amerikanische Elektronikmesse CES ist zusammen mit der Berliner IFA zur wichtigen Pilgerstätte für Gadgetfans geworden. Mit der Pandemie wurde das Happening zwar in den virtuellen Raum verdrängt. Doch das ermöglicht nun Interessenten aus Japan, sich ohne große Reisetätigkeit der Welt vorstellen zu können. Nippons Außenhandelsorganisation Jetro gelang es dadurch, so vielen Startups auf die globale Tech-Bühne zu lotsen wie nie zuvor.

53 Unternehmen stellten ihre Ideen nun digital auf der CES vor, doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Und mit einer eigenen "Japan Session" ordnete die Jetro die Offensive gleich in einen größeren Rahmen ein: Japans Unternehmen, so die Idee, verwandeln mit neuen Visionen und Lösungen die super-alternde in eine super-smarte Gesellschaft.

Die Aktion kam wenigstens teilweise an. Das Startup Vanguard Industries heimste einen "Best Innovation Award" für sein handgroßes, pelziges Roboterwesen "Moflin" ein, das Fiepen und auf Berührungen reagieren kann. Der Schöpfer Masahiko Yamanaka verspricht einen Begleiter, der dank künstlicher Intelligenz lernen und sich weiterentwickeln kann.

Das maschinelle Haustier hatte es zuvor schon bei seiner Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Kickstarter unter die Top-10 Roboterprojekte geschafft. Dabei rief Yamanaka von seinen Investoren schon da einen stolzen Preis ab: 41.800 Yen, immer 330 Euro – oder ein gut einen Euro für ein Gramm "Lebendgewicht".

Das preisgekrönte Startup war beileibe nicht das einzige Unternehmen, das mit Robotern für sich warb. Südkoreas Elektronikkonzern Samsung schickte gleich ein Trio vor: einen Roboterstaubsauger JetBot 90 AI+, der die Art von Hindernissen erkennen kann; den Kommunikationsroboter Samsung Bot Care, der sich mit Menschen unterhalten soll, und den Roboterbutler Samsung Bot Handy, der mit seinem Roboterarm den Geschirrspüler einräumen und Wein einschenken kann.

Andere große Themen asiatischer Hersteller waren Fernseher, die sich dank der Pandemie genau wie Notebooks und Computern großer Beliebtheit erfreuen. Sony nutzte die Messe zudem, um seinen Vorstoß in die Lüfte vorzustellen: die erste Drohne der neuen Marke Airpeak. Dabei handelt es sich um ein recht großes Gerät, das mit vier Flügeln genug Auftrieb erzeugt, um eine von Sony Systemkameras mit hoher Geschwindigkeit neben Autos herfliegen zu lassen.

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Ein anderer Höhepunkt Sonys war die reale Fernsteuerung eines virtuellen dreidimensionalen Avatars. Die Anwendung lieferte der Besitzer von Film- und Musikstudios gleich mit: Der Elektronik- und Unterhaltungskonzern erklärte, wie er mit der amerikanischen Sängerin Madison Beer ein virtuelles Konzert eingespielt hat, bei dem die 21-jährige ihre digitales Ebenbild auf einer digitalen Bühne bewegte, bei der die Zuschauer ihren Blickwinkel selbst wählen können.

Damit öffnet Sony die Tür für ein neues real-virtuelles Hybriderlebnis, das besonders gut zu dieser pandemischen Periode der Volksbelustigung passt. Auch Sonys Rivale Panasonic lieferte einen Blick in die Zukunft virtueller Realität (VR) – mit einer VR-Brille, die ein bisschen an eine Gletscherbrille erinnert.

Der Konzern bewies sogar, dass er in einem Punkt mit dem japanischen Roboterstartup mithalten kann. Der Gaming-Lautsprecher Sound Slayer erhielt ebenfalls einen Innovationspreis der Messe. Wie der Haustierroboter passt auch die Prämierung zum neuen Alltag in der Pandemie. Das Gerät verspricht, dass die Videospieler sich dank dem Surroundsound aus dem flachen, kompakten Lautsprecher noch mehr in ihren Traumwelten verlieren können als bisher. (bsc)