Schule digital: Erfahrungen und Tipps für den digital gestützten Unterricht

Seite 2: Selbsteinschätzung

Inhaltsverzeichnis

Ich möchte im Folgenden einige Ansätze und Angebote vorstellen, die es bereits für Lehrende gibt, um eine bessere Einschätzung der eigenen Kompetenzen zu ermöglichen. Die im abschließenden Teil vorgestellten Hilfestellungen und Weiterbildungsangebote können dann zielsicherer ausgesucht werden.

Jegliche Wahrnehmung der Veränderung braucht aus meiner Sicht zunächst einen Bezugspunkt, und den erreicht man nur durch Innehalten, den eigenen Standpunkt finden und den weiteren Lernpfad im Austausch mit anderen auszuloten: Austausch über Fehler, über Lösungen, und über die eigenen gemachten Erfahrungen dabei. Hat man den eigenen Standpunkt gefunden, dann kann die eigene Lernreise weitergehen.

Wie findet man aber den eigenen Standpunkt? Oft ist ein kurzes Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen schon Impuls genug, um selbst zu erkennen, was man erreichen und lernen möchte. Es müssen aber keine Lehrkräfte aus dem eigenen Kollegium sein. In den sozialen Medien gibt es beispielsweise Lehrkräfte, die bereit sind zu berichten und sich auszutauschen. Und auch wenn es unerreichbare Leuchtturm-Projekte aus der EdTech-Welt sind: Leuchttürme bieten Orientierung und enthalten im Fundament pädagogische und didaktische Bestandteile, die hilfreich für einen selbst sein können.

Sind der Mut oder das Vertrauen zum persönlichen Gespräch nicht da, bieten sich anonyme Selbsttests im Internet an. Empfehlenswert bei der Suche nach geeigneten Tests ist das Framework Digitale Kompetenzen Lehrender der Europäischen Kommission, kurz DigCompEdu, welches 2017 vom Joint Research Centre (JRC) veröffentlicht wurde und stetig weiterentwickelt wird. (Flyer in deutscher Sprache, pdf)

Die erste Version des DigCompEdu ist in deutschsprachiger Übersetzung (pdf) 2019 vom Goethe-Institut e.V. veröffentlicht worden.

DigCompEdu umfasst sechs Kompetenzbereiche (berufliches Engagement, digitale Ressourcen, Lehren und Lernen, Evaluation, Lernerorientierung, Förderung der digitalen Kompetenz der Lernenden) und vereint darin insgesamt 22 Kompetenzen. Während die meisten der sechs Bereiche sich auf pädagogische und didaktische Kompetenzen von Lehrenden individuell beziehen, gibt es Schnittmengen zu beruflichen Kompetenzen von Lehrenden "unter sich" so wie im Bezug zu digitalen Kompetenzen von Lernenden, sprich: Schülerinnen und Schülern.

Zur Einschätzung der eigenen digitale Kompetenzen als Lehrkraft stellt das JRC einen DigCompEdu Selbsttest online zur Verfügung, mit dem durch 22 Fragen die eigene Kompetenzstufe ermittelt werden kann, auf der man sich befindet.

Mit Spannung erwartet wird außerdem ein weiteres Selbsteinschätzungstool für Lehrkräfte, welches das JRC selbst auf DigCompEdu aufbaut und im Herbst diesen Jahres offiziell veröffentlichen wird. SELFIE for Teachers durchläuft aktuell mit 1200 Lehrkräften in vier Ländern (Italien, Portugal, Estland, Lithauen) die Pilotphase. Die Prä-tests mit 500 Lehrkräften aus Italien und Portugal sind hier(Portugal) und hier (Italien) in der jeweiligen Landessprache abrufbar.

Sollte die gesamte Schulöffentlichkeit der eigenen Schule Interesse an einer gemeinsamen Standortbestimmung im Sinne des DigCompEdu haben, lohnt sich ein Blick auf SELFIE selbst.

Kompetenzen durch Fragenkataloge zu schablonieren hat immer Vor- und Nachteile. Was bringt es, zu erkennen, welche Stärken oder Schwächen man besitzt? Wie geht es nun weiter? Eine schriftliche Zwischenbilanz hilft:

Finden Sie Stichpunkte zu den Fragen nach den eigenen Stärken. Warum gelingen mir gute Dinge gut? Was mache ich in dem Augenblick oder in der Situation, in der ich gut bin? Was würden andere als Grund nennen, etwa Kolleginnen und Kollegen, oder Schülerinnen und Schüler? Antworten wie etwa Methodenmix, Lehrer:in-/Lerner:in-Beziehung, Experimentierfreude kommen Ihnen vielleicht in den Sinn und aufs Papier.

Zu den Fragen nach persönlichen Schwächen sind ebenfalls kurze Stichworte auf Papier zielführend – auch aus dem Blickwinkel anderer Lehrender und Lernender. So ist es vielleicht die Angst vor der Technik, der fehlende digitale Materialpool, oder die Schwierigkeit der angemessenen Leistungsbewertung, die hemmend wirken. Haben Sie sich positioniert, gelingt die Suche nach passenden Weiterbildungsangeboten deutlich einfacher.