Schule digital: Schule nach der Digitalisierung – eine Zeitreise ins Jahr 2040

Seite 3: Die digitalen Lerneffizienten

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Die dritte Station unseres Rundgangs durch die Bildungslandschaft im Jahr 2040 ist die LIDA-Schule N-22 in der Neustadt. Sie steht stellvertretend für das vorherrschende Schulkonzept, das an den allermeisten staatlichen Schulen etabliert wurde. Der offizielle Name des Konzeptes: "Lernen individuell, digital und adaptiv (LIDA)".

Das Konzept orientiert sich im Grundsatz an dem Modell, das in der Forschung häufig als das effizienteste Lehr-Lern-Setting angesehen wird: die eins-zu-eins-Betreuung durch eine Lehrperson für einen Lernenden, so wie es beim Hauslehrer und in der Nachhilfe bekannt ist. Dafür schaut man auf die Schritte, die eine gute Lehrperson vollzieht:

  1. Diagnose: Die Lehrperson gleicht die Lernziele mit dem derzeitigen Lernstand des Schülers ab. Aus der Differenz leitet sie die notwendigen Lernschritte für den Schüler ab.

  2. Input: Die Lehrperson bietet einen Input, beispielsweise als Vortrag, Text oder Video.

  3. Übung: Die Lehrperson lässt den Schüler das neu Gelernte anwenden und üben.

  4. Evaluation und Feedback: Die Lehrperson aktualisiert ihr Bild vom Lernstand des Schülers und gibt entsprechende Rückmeldungen.

  5. zurück zu 1.: Diese Schritte wiederholen sich als Spirale. Die Lehrperson prüft nach einer neuen Diagnose (1), ob es weiteren Input (2) oder zusätzliche Übungen (3) braucht, gibt anschließend erneut Feedback (4) usw.

Das Konzept "Lernen individuell, digital und adaptiv (LIDA)" geht davon aus, dass jeder dieser Schritte durch einen Computer effizienter geschehen kann als bei einem Menschen. Ein entsprechender Algorithmus kann für Inputs und Übungen nicht nur auf einen riesigen Fundus zugreifen, sondern diese Materialien auch individuell an die Bedürfnisse des konkreten Lernenden anpassen. Die Schritte Diagnose, Input, Übung, Evaluation und Feedback kann ein menschlicher Lehrender pro Schüler:in nur alle paar Minuten oder Stunden (vielleicht auch nur Wochen oder Monate) wiederholen und anpassen. Die Maschine kann sie laufend wiederholen und aktualisieren, in jeder Sekunde. Dafür beobachtet sie den Lernenden ständig, zeichnet Reaktionszeiten bei der Eingabe, körperliche Kennzeichen wie die Blickrichtung und natürlich die mündlichen und schriftlichen Eingaben des Lernenden auf.

Der Algorithmus kann Erfahrungen in Millionen von vergleichbaren Fällen berücksichtigen und entsprechend die erfolgversprechendsten Schritte auswählen. Da alle Daten wieder in das System eingespeist werden, lernt es ständig dazu und verbessert seine Möglichkeiten. Auf diese Weise bietet LIDA ein für jeden Lernenden maßgeschneidertes Lehrangebot, das ein Lernen nach individuellen Bedürfnissen und Schwerpunkten sowie im individuellen Tempo ermöglicht.

Das LIDA-System ist nicht nur fachlich kompetent, weil es ständig weiterentwickelt und verbessert wird, sondern auch immer geduldig und freundlich. Es steht 24 Stunden an jedem Tag voll konzentriert zur Verfügung und kann problemlos Millionen von Lernenden gleichzeitig bedienen, ohne dass sich die Kosten entsprechend vervielfältigen würden.

Für die praktische Umsetzung wurden verschiedene Modelle des persönlichen Lernassistenten erprobt. Zunächst versuchte man es mit einem kleinen Symbol am Bildschirmrand, das über Sprechblasen kommunizierte, beispielsweise eine Büroklammer mit Gesicht, ein weiser Uhu oder ein gezeichneter Roboter. Für einige Zeit erhoffte man sich eine stärkere Wirkung dadurch, dass man diesen Assistenten auch eigene Körper gab und den Lernenden einen kleinen Roboter zur Seite stellte, der mit großen Augen und niedlicher Stimme ausgestattet war. Schließlich stellte sich heraus, dass für die Lernenden die Sprachebene die wichtigste Eigenschaft für den Lernassistenten war. Die meisten Kinder waren nach 2020 über Alexa, Siri und Co. mit cloudbasierten und körperlosen Assistenzsystemen groß geworden. Für sie war es vor allen Dingen wichtig, die Stimme und den Namen ihres Assistenten selbst auswählen zu können.