Schulen ganz anders: Die MINTmacher

Seite 2: Bühne, Pflanzen, Makerspace

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Bei "Science on Stage" haben sich MINT-Lehrkräfte ehrenamtlich zusammengeschlossen, um den Unterricht attraktiver zu machen. Das Netzwerk organisiert europaweit Bildungsmessen, für die sich Lehrkräfte bewerben können, um ihre Unterrichtsprojekte auf Bühnen, an Ständen oder in Workshops vorzustellen. Daneben geben auch Forscher Einblicke in ihre aktuellen Projekte.

Sollen junge Menschen für MINT-Berufe begeistert werden, kann es nicht schaden, wenn es ab und zu richtig knallt – wie hier bei „Science on Stage“.

(Bild: Science on Stage)

So können sich Lehrerinnen und Lehrer beispielsweise Anregungen holen, wie sich die Polymerchemie spannend ans Kind bringen lässt: Wasser in einen Plastikbecher füllen, ihn umstoßen – und staunende Blicke ernten, wenn alles trocken bleibt, weil ein Hydrogel aus Polymeren die Flüssigkeit, wie in einer Windel, absorbiert hat.

Den Festivals folgen Fortbildungen oder Stammtische. "Wir rufen auch regelmäßig Projekte zu aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit im MINT-Unterricht aus", sagt Laila Oudray von Science on Stage. "Die Lehrkräfte arbeiten in internationalen Teams Unterrichtskonzepte aus, die im Anschluss als Materialien veröffentlicht werden." Schätzungsweise 100.000 Lehrerinnen und Lehrer erreiche das Netzwerk jedes Jahr. 93 Prozent der Festival-Besucher würden mindestens eine der dort gesehenen Unterrichtsideen realisieren, ergaben Umfragen. Wissenschaftlich evaluiert seien die Effekte zwar nicht, gibt Oudray zu, "aber aus Erfahrung wissen wir, dass motivierte Lehrer mehr an Schüler weitergeben".

Seite an Seite mit Profis arbeiten können Schülerinnen und Schüler beim "fabUNITY PLANTlab" des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung. "Wir möchten relevante Aufgaben stellen, Themen, an denen wir selbst forschen", sagt Projektleiter Jens Freitag. Zum Beispiel die Frage, wie Pflanzen effektiver mit Nährstoffen umgehen können. Oder ob heutige Kulturpflanzen auch in 20 Jahren noch angebaut werden – und falls nicht, wie sie beschaffen sein müssten, um in einem veränderten Klima zurecht zu kommen. Um das herauszufinden, können die Schüler zum Beispiel eigene Pflanzen kultivieren, sie über einen längeren Zeitraum beobachten und ihre Ergebnisse mit denen der Forscher vergleichen. Dabei erhalten sie nicht nur Einblicke in akademische MINT-Berufe, sondern auch in handwerkliche. Um in Hightech-Forschungsanlagen reale Tagesabläufe und Wettersituationen – Wind, Wolken, Licht und Regen – zu simulieren, braucht es nämlich auch Gärtner, Elektriker oder Klimatechniker. "Wir arbeiten eng mit Technikern zusammen – sie setzen mit uns die Experimente um", so Freitag.

Das Gemeinschaftsprojekt fabUNITY soll auch die strukturschwache Region Harz in Sachsen-Anhalt fördern. Dahinter stehen unter anderem auch der Verein heimatBEWEGEN und das Grüne Labor Gatersleben.

Geht es um die Entscheidung für Wahlpflichtfächer, werden im Unterricht immer noch viele Stereotypen vermittelt. "Der Paul macht Technik, die Emma Französisch", sagt Nicola Marsden, Professorin für Sozioinformatik an der Hochschule Heilbronn. Sie ist Sprecherin von "MAKEitREAL", einer Initiative der Hochschule Heilbronn, der Stadt Heilbronn und des Landesverbandes für naturwissenschaftlich-technische Jugendbildung in Baden-Württemberg.

MAKEitREAL will MINT-Themen vor allem für Mädchen mit Migrationshintergrund öffnen. Das Team baut in der Region Heilbronn-Franken deshalb Makerspaces für Mädchen auf. Dabei bindet es Mütter aus dem jeweiligen sozialen Umfeld als Mittlerinnen ein, um Vertrauen bei den Familien der Mädchen zu schaffen.

In den Makerspaces können die Mädchen selbst entscheiden, was sie programmieren, reparieren und ausprobieren möchten. Sie überlegen dann gemeinsam mit den Mitarbeitern, was sie an Material brauchen und wie man alles umsetzen kann. "Im Kern möchten wir vermitteln, dass Teamarbeit und Kreativität in MINT-Berufen eine immens wichtige Rolle spielen, was viele Mädchen nicht wissen", sagt Marsden. "Zudem ist es wichtig, dass die Mädchen mit Vorbildern in Kontakt kommen."